Collection

Relief (Fragment): Hl. Sippe

Artist
Daniel Mauch
Locality
Ulm, Schwaben
Date
um 1500/1510
Material
Relief: Lindenholz, gefasst
Dimensions
Relief: H. 89,2 cm, B. 48,0 cm, T. 16,5 cm
Location
Bayerisches Nationalmuseum (not on display)
Inventory Number
MA 299
Relation
Acquisition

Maria sitzt auf einer Rasenbank mit dem nackten Kind auf dem Schoß. Sie ist nach rechts gewendet. Maria trägt ein Gewand mit Zierborten an Ärmeln und Mieder, über der rechten Schulter hängt ein Mantel, der bis zu den Füßen reicht. Ein Schleiertuch bedeckt das Haupt mit den lang herunterfallenden Haaren. Links hinter ihr steht Joseph, den Kopf leicht zur Seite geneigt, die Hände wohl ehemals aneinandergelegt. Auf seiner rechten Schulter sitzt eine Gugel, eigentlich eine Kopfbedeckung (vgl. Kat.Nr. 56). Das Relief war vermutlich Teil einer größeren Darstellung der Hl. Sippe, zu ergänzen sind wenigstens die Mutter Mariens, die hl. Anna, der sich Maria und das Kind zuwenden, und ihre drei Männer im Hintergrund. Im bürgerlich geprägten 15. Jh. erlebte die Darstellung der Hl. Sippe, der Familie Christi, eine besondere Blüte. Das erstarkende Bürgertum der Städte suchte durch die Erstellung von Ahnenreihen nach seiner eigenen Identität gegenüber den Fürstenhäusern. Entsprechend wurde auch Christus mit einer Genealogie versehen, für die es allerdings nur spärliche biblische Ba
versehen, für die es allerdings nur spärliche biblische Nachweise gibt. Der sog. Trinubiumslegende des 11. Jh. zufolge war die hl. Anna dreimal verheiratet, zuerst mit Salomas (aus dieser Ehe die Tochter Maria Salome), dann mit Kleophas (Tochter Maria Kleophae) und schließlich mit Joachim, dem Vater Mariens. Zahlreich sind wiederum die Nachfahren der Schwester Mariens. Diesem Relief stilistisch nahe sind jene aus Oberelchingen (München, Bayerisches Nationalmuseum; vgl. BNM Kat. XIII,2, Nr. 105) und Reichenbach (Rottweil, Lorenzkapelle; Lore Göbel, Die Ulmer Plastik der Spätgotik, Tübingen 1956, Abb. 45). Aufgrund ihrer Beziehungen zu dem signierten Sippenaltar von 1510 in der Kapelle von Bieselbach (s. Göbel 1956, Abb. 16) werden sie dem Umkreis des Ulmer Bildhauers Daniel Mauch zugeschrieben. Daniel Mauch wurde 1477 in Ulm geboren. Er war der Schwiegersohn des Malers Jörg Stocker. Da ihm durch die bilderfeindliche Reformation die Aufträge ausblieben, mußte er seine Heimatstadt verlassen. 1529 ging er nach Lüttich, wo er 1540 starb. Neben dem Sippenaltar in Bieselbach existiert
1540 starb. Neben dem Sippenaltar in Bieselbach existiert eine weitere signierte Madonna in Dalhem bei Lüttich (vgl. Göbel 1956, Abb. 59), die in der Zeit nach 1532 datiert wird. Eine dem Relieffragment verwandte Darstellung der Hl. Sippe im Bodemuseum, Berlin (s. Göbel 1956, Abb. 52), wird seiner Werkstatt zugeschrieben. Ein großes Marienkrönungsrelief vom sog. Maggmannshofer Altar, um 1505-10, gelangte aus Frauenzell im Allgäu in eine Privatkapelle, die Marienkapelle, in Kempten (s. Göbel 1956, Abb. 15, und Bruno Bushart/Georg Paula, Schwaben, Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern III, München/Berlin 1989, S. 550). In seinem Frühwerk ist Mauch stilistisch von Michel und Gregor Erhart abhängig. Mit dem Bieselbacher Altar vollzog sich ein Wandel zu den neuen Formen der Renaissance, während bei der Dalhemer Madonna ein Rückgriff auf den Parallelfaltenstil festzustellen ist.

BV006292756
Zum Objekt: Mus.-Kat. Theodor Müller, Die Bildwerke in Holz, Ton und Stein von der Mitte des XV. bis gegen Mitte des XVI. Jahrhunderts (Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums; Bd. 13,2), München 1959, Kat.-Nr. 104

BV004629886
Zum Objekt: Mus.-Kat. Hans Peter Hilger, Alpenländische Galerie Kempten. Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums, München, BNM (Hrsg.), München 1991, S. 108-109 (mit Abb.), Kat.-Nr. 86

BV035553417
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Ulmer Museum, 13.09.2009 - 29.11.2009: Daniel Mauch. Bildhauer im Zeitalter der Reformation, Brigitte Reinhardt, Eva Leistenschneider (Hrsg.), Ulm 2009, S. 183-185, Abb. S. 185

Taxonomy

Relief

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