Collection

Seidengewebe mit bizarrem Muster

Artist
Locality
Italien
Date
zwischen 1690 und 1700; 90er Jahre 17. Jh.
Material
Seide, Silberlahn um Seidenseele, Silberfrisé, gewebt
Dimensions
Gewebe: H. 78,0 cm, B. 50,0 cm; Musterrapport: H. 31,6-34,6 cm, B. 18,0 cm, Rapportfolge parallel (fortlaufend 3 x) dessin à trois chemins suivis; Webbreite: B. nicht ermittelbar
Location
Bayerisches Nationalmuseum (not on display)
Inventory Number
T 534
Relation
Acquisition
Zugang vor 1883

Seidengewebe mit bizarrem Muster. Den Grund bildet ein hellblauer Damast. Besonders auffällig sind ovale Formen, die im Inneren mit mehreren kleinen Punkten gefüllt sind. Möglicherweise handelt es sich um stilisierte Schotenfrüchte mit Samen (Kakao?). Diese Schoten sind kreisförmig zu je sechs Schoten angeordnet, wobei eine größere Schote zwei Kreisen zuzuordnen ist. Verbunden sind diese einzelnen Schoten durch schmale Blattranken aus teils ein- bis zweiblättrigen Stängelchen, teils akanthusblattförmigen C-Schwüngen.
Auf dem Damastgrund liegt ein aufsteigend welliges rankenartiges Gebilde, das an Füllhörner und Venusblumenkörbchen (Tiefseeschwamm Euplectella) erinnert. Nur im Inneren dieser Gebilde wird der Damastgrund zur Musterung aufgenommen, sonst liegt das "Rankenwerk" unabhängig von diesem darüber. Aus der "Ranke" wachsen an Zweigen kleine, sternförmige, fünfblättrige Blüten mit verdicktem Fruchtknoten (nur an einer Blüte zu sehen) hervor, die Tabakblüten darstellen. Diese sind durch die Verwendung von Friségarn besonders betont. In dem füllhornartigen Gebilde, das als Antwort zu den Tabakblüten eine frühe Form der Tabakpfeife variiert, sitzen in drei unterschiedlich großen Kreisen rundblättrige Blüten, ebenfalls in Frisé gearbeitet. Das Muster wird durch wenige kleinteilige Broschierungen in roter Seide akzentuiert: Die Öffnungen des Venusblumenkörbchens, durch die bei dem Tiefseeschwamm die Garnelen schlüpfen, sowie die Blattunterteilungen der Tabakblüten und deren Knospen sind in Rot hervorgehoben.
Auf dem Gewebe wird der Genuss von Tabak thematisiert. Im 17. Jahrhundert etablierte sich dessen Konsum in Europa. Bekannt und verbreitet wurde das Rauchen vor allem durch Seefahrer, welche diese Gewohnheit von ihren Fahrten aus den Kolonien mitbrachten. Über die Verbindung von Tabak und Seefahrern schließt sich denn auch in der Darstellung der Kreis von Tabakpfeifen und Venusblumenkörbchen./Drinkler 2006

BV013347627
Zum Vergleich: Hans Christoph Ackermann, Bizarre Seiden (Seidengewebe des 18. Jahrhunderts ; 1) (Abegg-Stiftung: Die Textilsammlung der Abegg-Stiftung ; 2), Riggisberg 2000, Abb. S. 98, Kat.-Nr. 37

BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2006-2007, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2008, S. 69

Collection

Mustersammlung Gewebe

Taxonomy

Gewebe

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