Collection

Sieg Hannibals über den römischen Consul Publius Cornelius Scipio am Tiziu (Livias XXI 39-46, aus der Hannibalserie). In einer baumreichen, von einem Fluss durchzogenen Landschaft tobt über das ganze Teppichfeld ausgebreitet eine erbitterte Reiterschlacht. In der Mitte des Kampfgewühls scheint Hannibal auf weißem Schimmel mit gezücktem Schwert in Profilstellung dargestellt zu sein. Im äußersten Vordergrund links erdolcht ein Krieger einen auf den Rücken gefallenen Gegner, rechts liegen zwei Leichen übereinander. Leuchtend gelber Boden, grünes Laub- und Buschwerk, grauweiße Pferdeleiber und Karnation, dazwischen blaue und karminrote Flecke in Gewändern und Rüstungen mosaikartig eingestreut, wodurch die koloristische Gesamtwirkung sehr flächenhaft. wird. Die vier Bordürenstreifen sind jeder für sich durch schmale Rahmenleisten, in die ein hellroter mit Lorbeerblättern und Kornblumenblüten umkleideter Rundstab auf schwarzem Grund eingelegt ist, eingefaßt. Sie enthalten die Taten des Herkules, offenbar eine Allegorie der Stärke. Die Seitenbordüren sind nach den in der raffaelischen "Apostelserie" (Madrider Fassung) kopiert. Links von unten nach oben: Der Kampf des Herkules mit den Centauren Nissus, der Held mit Tantalus auf der Weltkugel, wie er in den Himmel trägt, eine geflügelte Frauengestalt und ein lorbeerumkränztes blaues Wappen mit gelber Maske in der Mitte. Rechts die gleiche Darstellung. Im unteren Bordürenstreifen (in der Mitte spinnt Herkules vor der Königin Omphale und ihren Begleitern Wolle, rechts Herkules' Kampf mit der lunäischen Hydra, links mit dem nemeischen Löwen. Oben: sechs auf Stühlen sitzende allegorische Gestalten zwischen Grotesken. Der Grund der Bordüren ist silber- und goldfarbig, das Kolorit der Gewänder passt sich dem des Bildteppichs an. Reichliche Verwendung von Metallfäden und "floretseide" (laut Inventar des Jahres 1638.).
Brüsseler Bildteppich aus der 2. Hälfte des 16. Jhs. mit der Brüsseler Fabrikmarke und dem bisher ungedeuteten Wirkermonogramm. Dasselbe Zeichen kehrt in einer Serie der "Taten der Apostel" in Florenz auf zehn Stücken einer "Monatsfolge" und einer Geschichte "Alexander des Großen" in Wien (vgl. v. Birk, Wiener Jahrbuch I p. 225, 226 und II. p. 184, 185) wieder. Phot. Filser 6513. Civilliste. Aus Schloß Nymphenburg. Von Herzog Maximilian von Bayern dem Händler Jean von der Goes in Venedig im Jahre 1603 abgekauft (vgl. Guiffray p. 332, M. Mayer a.a.O. p. 37 u. 104, Ree a.a.O. p. 197). Erwähnt im Inventar vom Jahr 1638.