Collection

Deckelbecher auf Kugelfüßen

Artist
Jacob Pfaff
Locality
Nürnberg
Date
zwischen 1705 und 1706
Material
Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, punziert, vergoldet
Dimensions
Gesamt: H. 15,4 cm, Dm. 8,9 cm, G. 186,9 g; 64/44.1: H. 10,6 cm, Dm. 8,9 cm, G. 126,0 g; 64/44.2: H. 5,2 cm, Dm. 8,4 cm, G. 60,6 g
Location
Bayerisches Nationalmuseum (not on display)
Inventory Number
64/44.1-2
Relation
Acquisition
Ankauf (nach Zwangsablieferung von Silber: zusammen mit BNM Inv.-Nrn. 39/68-69, 39/84-85, 39/221) 1939, 1939 Ankauf durch das Bayerische Nationalmuseum vom Städtischen Leihamt München. 1961 Abgabe vom Bayerischen Nationalmuseum an die Finanzmittelstelle München des Landes Bayern (als Vertretung des Landes Bayern in Rückerstattungssachen) zur Restitution an anspruchsberechtigte Personen. 1964 Rückgabe an das Bayerische Nationalmuseum durch die Finanzmittelstelle München, da keine anspruchsberechtigte(n) Person(en) ermittelt bzw. keine Ansprüche geltend gemacht werden konnte(n). 1964 neu inventarisiert: 64/44.1-2 = 39/121.

Der kleine Deckelbecher auf drei Kugelfüßen trägt auf der zylindrischen Wandung sechs hochovale Rahmungen. Drei breitere Felder, die einen mit einer Federkrone geschmückten Indianer [Inventar: Frau!] sowie zwei weibliche Gestalten - die eine mit Krone, die andere mit Bändern im Haar - zeigen, alternieren mit schmäleren Feldern, die mit Akanthusranken gefüllt sind. Der Deckel, der auf dem Wulstprofil sechs querformatige Kartuschen (drei größere mit Landschaften im Wechsel mit drei kleineren mit Früchten) zeigt, wird von einem Schwan über Blattwerk bekrönt. Die zur Befestigung dienende Schraube, die die sich auf der Innenseite des Deckels findet, ist dekorativ / ornamental in Blattform ausgebildet. - Inneres / Innenseite des Deckels vergoldet./Seelig, Dr. Lorenz, 1996.04.00

BV022866238
Zum Beschauzeichen: Kat. Nürnberger Goldschmiedekunst 1541-1868. Meister, Werke, Marken Teil 1: Textband, Bd. I, Teil 1, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, G. Ulrich Großmann (Hrsg.), Nürnberg 2007, Kat.-Nr. BZ31

BV022866238
Zum Meisterzeichen: Kat. Nürnberger Goldschmiedekunst 1541-1868. Meister, Werke, Marken Teil 1: Textband, Bd. I, Teil 1, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, G. Ulrich Großmann (Hrsg.), Nürnberg 2007, Kat.-Nr. MZ0641b)

BV008210733
Zum Meisterzeichen: Kat. Der Goldschmiede Merkzeichen. Deutschland N - Z, Bd. 3, Frankfurt am Main 1925, Kat.-Nr. 4257

BV000522890
Zum Künstler: Ausst.-Kat. Germanisches Nationalmuseum: Wenzel Jamnitzer und die Nürnberger Goldschmiedekunst 1500 - 1700. Goldschmiedearbeiten, Entwürfe, Modelle, Medaillen, Ornamentstiche, Schmuck, Porträts; eine Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg vom 28. Juni - 15. September 1985, München 1985, S. 311, Kat.-Nr. 222

BV023217546
Zum Objekt: Kat. Nürnberger Goldschmiedekunst 1541-1868. Meister, Werke, Marken Teil 1: Textband, Bd. I, Teil 1, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, G. Ulrich Großmann (Hrsg.), Nürnberg 2007, 308, Kat.-Nr. 641.24

BV040391120
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Der Silberbecher - Variationen eines Trinkgefäßes von der Renaissance bis zur Gegenwart; München, Bayerisches Nationalmuseum; 28 März 2012 - 29 Juli 2012: Der Silberbecher. Variationen eines Trinkgefäßes von der Renaissance bis zur Gegenwart, BKV Schriftenreihe, Bd. 60, Bayerischer Kunstgewerbe-Verein e.V. (Hrsg.), München 2012, S. 62, Abb. S. 46

BV045495109
Zur Provenienz: Ausst.-Kat. Silber für das Reich. Silberobjekte aus jüdischem Eigentum im Bayerischen Nationalmuseum, Frank Matthias Kammel (Hrsg.), Passau 2019, S. 75 (mit Abb.)

BV046344498
Zum Objekt: Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern, Tätigkeitsbericht 2018, Alfred Grimm (Hrsg.), München 2019, S. 108-116

Finding

Auf der Unterseite des Bodens: Meisterzeichen 'IP über Stern (sechsstrahlig) in Schild', für Jacob Pfaff (Meister 1677, gest. 1708); Beschauzeichen 'N in Hochoval', für Nürnberg, 1705-1706; Tremolierstich; graviertes Monogramm (?) "I.F.K.V.L."; weißer Papieraufkleber mit in Schwarz aufgedruckter "64/44" (Inv.-Nr. des Bayerischen Nationalmuseums)./A.G., 2018

Research

NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut
1939 von Emma (1872 München - 1942 Theresienstadt) und Mathilde Gerngroß (1875 München - 1942 München) als Zwangsablieferung von Edelmetall (Silber) gemäß der "Dritten Anordnung auf Grund der Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden" vom 21.02.1939 - zusammen mit BNM Inv.-Nrn. 39/68-69, 39/84-85, 39/221 - an das Städtische Leihamt München: A[nkaufs]V[erzeichnis] 276. 1939 Ankauf durch das Bayerische Nationalmuseum vom Städtischen Leihamt München (Silberverwertungsstelle: AV 276) für RM 20,00.- (Silber: 80,0 g). Vorprovenienz unbekannt./A.G., 2018
Memorial: Emma Gerngroß (*München 25.07.1872) wurde am 01.07.1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und dort am 30.11.1942 ermordet. Ihre Schwestern Sarah Gerngroß (*München 01.03.1871) und Mathilde Gerngroß (*München 30.07.1875) verstarben (mit unbekannter Todesursache) am 31.12.1937 und 25.03.1942 in München; ihr Bruder Dr. phil. Ludwig Gerngroß (*München 10.01.1874) wurde am 05.06.1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und dort am 22.03.1943 ermordet. [in: "Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945"]./A.G., 2019
Fehlerhafte Zuordnung! Die 2018 eingetragenen Angaben zur Provenienzforschung stimmen nicht. Es handelt sich um eine Verwechslung, die seit 1961 eine lange und verworrene Vorgeschichte hat. Man kann aber im Ergebnis mit Sicherheit sagen, dass das Objekt entgegen "Silber für das Reich", S. 75, nicht mit einem der beiden Silberbecher identisch sein kann, die das BNM vom Städtischen Leihamt aus dem Besitz der Geschwister Gerngroß gekauft hat. Es genügt schon ein Blick auf das Gewicht - diese wogen 125 und 120 g, unser Becher wiegt 186,9 g. Der Fall Gerngroß ist vom Ministerium schon am 5.8.2021 freigegeben, aber noch nicht restituiert worden. Im Inventarbuch des BNM fehlt zu 64/44 alias alte Nummer 39/121 leider die Nummer des Abgabeverzeichnisses (AV-Nummer), so dass in diesem Fall aktuell keine Zuordnung zu den Vorbesitzern möglich ist. Auch am Objekt selbst fehlen entsprechende Hinweise./Dr. Matthias Weniger, 2022

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