Collection

Deckelhumpen

Artist
Christopher II Mansfeld
Locality
Tallinn, Reval (zur Entstehungszeit), Estland
Date
zwischen 1715 und 1720
Material
Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, punziert, graviert (auf der Drehbank), vergoldet (teilweise)
Dimensions
H. 18,6 cm, Dm. 14,1 cm, G. 1111,0 g
Location
Bayerisches Nationalmuseum (not on display)
Inventory Number
65/112
Relation
Acquisition
Überweisung 1965, Freistaat Bayern. Gemäß der Vereinbarung vom 06.12.1960 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Bayern. Von der Treuhandverwaltung für Kulturgut übernommen vom Central Collecting Point München aus der Vermögenseinziehung Hermann Göring.

Drei Füße - in Gestalt einer von einer Raubvogelklaue umschlossenen Kugel - tragen den zylindrischen Korpus des ausgesprochen breit gelagerten und im Querschnitt niedrigen Humpens. Am Ansatzpunkt der Stützen ist die Wandung jeweils mit einem großen reliefierten Akanthusblatt geziert. Die Mündungsrandzone - mit kräftigem Lippenprofil - ist durch Vergoldung abgesetzt. Der flache Scharnierdeckel, dessen gedrücktes Wulstprofil leicht über die Gefäßwandung hinausragt, zeigt an der Randeinfassung Laub- und Bandelwerkdekor. Die Mitte wird von einem mittels einer zentralen Schraube auf dem Deckel montierten Rundrelief großen Formats eingenommen, das in virtuoser Treibtechnik das Wappen der Herren von Fock (zwei Kugeln zuseiten einer Palme) - mit der Inschrift "16 Gideon Fock. 88 - trägt. Der mit einem der Kugelfüße durch ein Volutenornament verbundene Henkel von quadratischem Querschnitt, der fast kreisförmig geführt ist, rollt sich am unteren Ende volutenförmig ein. Die Außenseite zeigt ein Akanthusblatt mit Blatt- oder Blütengehänge. Die kräftige Daumenrast besitzt die Gestalt einer Balustervase mit Buckeldekor / Pfeifendekor. Innen vergoldet. Auf der Unterseite findet sich die in Punktpunzierung ausgeführte Inschrift: "82 L" (wohl zu ergänzen als 82 Lot)./Seelig, Dr. Lorenz, 1996.04.00

BV022445766
Zum Beschauzeichen: Ausst.-Kat. AB Stockholms Auktionsverk u. Taideteollisuusmuseo Helsinki, 1991: Silver Treasures from Livonia, Estonia and Courland. Stockholm 1991, S. 356

BV010967292
Zum Beschauzeichen: Annelore Leistikow, Baltisches Silber, Lüneburg 1996, S. 291

BV013574774
Zum Meisterzeichen: Kaalu Kirme, Eesti hõbe. 800 aastat hõbe- ja kullassepakunsti Eestis, Tallinn 2000, S. 262, Kat.-Nr. Nr. 49

BV022445766
Zum Meisterzeichen: Ausst.-Kat. AB Stockholms Auktionsverk u. Taideteollisuusmuseo Helsinki, 1991: Silver Treasures from Livonia, Estonia and Courland. Stockholm 1991, S. 360

BV010967292
Zum Meisterzeichen: Annelore Leistikow, Baltisches Silber, Lüneburg 1996, S. 291

BV005162111
Zum Meisterzeichen: Adolf Friedenthal, Die Goldschmiede Revals (Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte / N.F. ; 8), Lübeck 1931, S. 90, Kat.-Nr. 172

BV046344469
Zur Provenienz: Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern, Tätigkeitsbericht 2016/2017, Alfred Grimm (Hrsg.), München 2017, S. 93

Finding

Auf der Unterseite des Bodens links vom Zentrierpunkt Beschauzeichen "Kreuz" im Schild für Reval/Tallinn, um 1720; rechts davon das Meisterzeichen "CMF" (MF ligiert) im hochformatigen fassonierten Schild, für Christopher II Mansfeld (tätig 1715-1740). Darüber in Punktpunzierung ausgeführte Gewichtsangabe "82 L", wohl zu ergänzen als "82 Lot". Links und rechts der Punktpunzierung wird die Angabe durch Einritzung ergänzt: "Wigt 82 L][ot]". Weiteres in Punktpunzierung ausgeführtes Besitzermonogramm (?) "SD" (?, kursiv, ligiert), möglicherweise auch lesbar als "8D" oder als ein Violinschlüssel (eventuell ein späteres Besitzerkürzel, wohl aber nicht der Goldschmied). Auf dem Deckel als ausschraubbare Wappenmedaille in Treibtechnik ausgeführtes Relief mit dem Wappen der deutschbaltischen Adelsfamilie derer von Fock (Palme zwischen zwei Kugeln) und die Inschrift "16 Gideon Fock. 88". Auf der Unterseite des Bodens handschriftlich mit weißer Farbe "65/112" (Inventarnummer des Bayerischen Nationalmuseums).

Research

Seit Herstellung des Humpens in Reval durch Christopher II Mansfeld im Eigentum der Familie von Fock aus der Linie des Hauses Saggad in Estland. Zu bislang nicht gänzlich geklärtem Zeitpunkt, aber wohl nach 1919, durch den letzten Eigentümer und späteren Restgutsbesitzer des Rittergutes Saggad, E. von Fock, Göring unter nicht geklärten Umständen übergeben; von dessen Sohn wird dem Hörensagen nach berichtet, der Vater habe den "gewünschten Humpen um 1939" und gegen den Widerstand der restlichen Familie persönlich in Berlin übergeben. Dennoch ist die Provenienz dieses Humpens restlos geklärt und das Stück nicht NS-verfolgungsbedingt entzogen./I.v.z.M., 2017

Collection

Sammlung Hermann Göring (Metall)

Munich Number

6502/9

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