Collection

Große Gürteltasche

Artist
Locality
Süddeutschland
Date
um 1500
Material
Rindsleder, Schafsleder, gepreßt, bestickt, Leinen, Stickerei
Dimensions
H. 35 cm, B. 21,5 cm
Location
Bayerisches Nationalmuseum (not on display)
Inventory Number
W 897
Relation
Acquisition

Die ungewöhnliche Tasche ist mit einem langen Beutel ausgestattet, der sich unten zu zwei Ausbuchtungen erweitert. Die Außenseite besteht aus kräftigem schwarzbraunem, das Futter aus hellem Leder. Die Taschenrückseite, die mit zwei Anstückungen gearbeitet ist, besitzt unten eine Eingriffstasche. Auch an der Vorderseite war im unteren Bereich ein Teil angenäht - vielleicht eine weitere Tasche -, sodass das helle Futter ursprünglich wohl nicht zu sehen war. Stichlöcher deuten auf diesen Umstand hin. Oberhalb dieser Stelle ist ein Zugbeutel aufgenäht, der mit zwei Lederflechtknöpfen geöffnet und geschlossen werden kann. Darüber befindet sich eine Klappe mit drei kleinen Zugbeuteln. An der Rückseite der Klappe ist ein Fach eingearbeitet, das sich nach unten bis zum Taschenboden fortsetzt. Zusätzlich ist in den großen Taschenbeutel eine ebenso große Tasche mit breiter, abgerundeter Klappe eingenäht, die mit einem linearen, verschlungenen Rankenmuster in weißer und blauer Leinenstickerei dekoriert ist. Diese Art von Stickerei scheint sich sehr selten erhalten zu haben. Eines der wenigen vergleichbaren Objekte stammt von dem 1545 gesunkenen englischen Kriegsschiff »Mary Rose« (für diesen Hinweis danke ich Neil MacGregor, Tetbury/England). Das Fach hinter dieser eingearbeiteten Tasche reicht ebenfalls bis auf den Taschenboden. Der ungewöhnlichste Bestandteil der Tasche ist die angesetzte Außenklappe, die eine Prägung in hohem Relief in Form eines Wappenschildes mit bärtigem, eine Gugelhaube tragendem Männerhaupt aufweist. Auf der Klappenrückseite ist in diesen tiefen Hohlraum ein quaderförmiges Lederbehältnis eingenäht. Es kann an einer Seite geöffnet werden und diente wohl dazu, Wachstafeln zu verstauen. Darauf deuten auch die mittigen Halterungen hin, die einen Griffel aufnehmen konnten, der zugleich das Behältnis verriegelte. Die Oberseite des eingearbeiteten Kästchens ziert die geprägte Inschrift »maria hilf« mit einem kleinen Zweig, während der Grund mit Punktmuster punziert ist. An der Taschenrückseite ist oben ein dünnes, ledernes Befestigungsband angenäht, das aber vielleicht nicht das originale ist (freundlicher Hinweis von Neil MacGregor, Tetbury/England). Der ursprüngliche Zweck der Tasche ist nicht bekannt. Möglicherweise diente sie einem Arzt dazu, Kräuter und Gerätschaften zu verwahren./AK BNM, Taschen, 2013/Reichenstetter, Anja, 2015.02.18

BV040953644
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 11. April 2013 - 25. August 2013: Taschen. Eine europäische Kulturgeschichte 1500-1930, Bd. 1-2, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2013, S. 57, Kat.-Nr. 12

BV044909515
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, 19.04.-29.07.2018: Bewegte Zeiten. Der Bildhauer Erasmus Grasser (um 1450-1518), Renate Eikelmann, Christoph Kürzeder (Hrsg.), München 2018, Kat.-Nr. 12

Taxonomy

Tasche

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