Collection
Kranenkanne mit Jagdszenen
- Artist
- Modell: Johann Gottlieb Ehder (?), Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
- Locality
- Meißen
- Date
- Modell: 1740; Ausformung und Bemalung: um 1740/1745
- Material
- Kanne: Hartporzellan, Aufglasurfarben, Gold, Silber, vergoldet; Montierung: Kupfer, vergoldet
- Dimensions
- Kanne: H. (gesamt) 31,8 cm, H. (ohne Deckel) 28 cm, H. (Gefäßrand) 25,2 cm, B. 19,2 cm, Dm. (oben) 7,8 cm, G. (gesamt) 1380 g; Deckel: H. 6,8 cm, H. (ohne Montierung) 4,3 cm, Dm. 8,6 cm
- Location
- Schloss Lustheim
- Inventory Number
- ES 122 a-b
- Relation
- –
- Acquisition
- Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider
Dr. Rückert, 1991 / Große beutelförmige Kanne auf drei hohen Füßen und mit seitlichen Henkeln, als Standgefäß mit Kranablauf. Birnförmiger Gefäßkörper mit hohem, weitem Hals. Oberseite des Gefäßrandes 7 bis 8 mm breit und fast flach, Außenseite durch ein Karniesprofil über kräftiger Abtreppung gewulstet. Auf dem Boden unter einer Abtreppung (Dm. 7,4 cm) eine wie gedrechselt wirkende Auflageplatte mit konkav geschnürtem, 4 mm hohem, vergoldetem Rand: als flache, unglasierte, 1 cm breite Ringscheibe (Dm. 6,3 zu 4,3 cm) mit kleinem Wulstring am Innenrand, auf der wohl die Brandstützen aufsaßen. Darauf eine weitere Rundplatte von 3,5 mm Höhe, mit abgeschrägtem, unglasiertem Rand (Dm. 4,3 zu 4 cm) und darauf nochmals eine 2 mm hohe Rundscheibe mit schräg-konkavem, vergoldetem Rand (Dm. 3,5 zu 3,1 cm) und breiter Randkehlung zwischen zwei Wulstringen, in der Mitte eine warzenförmige Verdickung. Gefäßfond annähernd entsprechend kassettenförmig eingetieft; auf der Innenwandung waagrechte Drehrillen. Gefäßkörper getragen von drei schräg anlaufenden, bis zu 8,3 cm hohen Füßen gleicher Form mit senkrechter Naht auf der Innenseite: unten auf eine ovale Polsterscheibe auflaufender C-Schnörkel mit eingerollten Enden, innen mit aufliegendem, aufsteigendem Akanthusblatt mit oben abstehender Blattspitze, außen seitlich doppelt abgetreppt, aus der oberen Volute wachsen zwei geschwungene Akanthusblätter nach oben; darüber ein C-förmig gerolltes, nach oben breiter werdendes Flachband mit abgetreppten Seitenkanten, dessen unteres Ende in den Bogen zurückgeführt und scheinbar durch ihn nach unten wieder hindurchgesteckt ist, oberes Bandende zu einer breiten Volute aufgerollt und mit einem Akanthusblatt mit eingerollter, fleischiger Spitze belegt. Anbossiert oben seitlich am Gefäßkörper je ein gleicher, aufwendiger, ca. 16 cm hoher Henkel aus zweiteiliger Form, mit senkrechter Mittelnaht auf der Innenseite: In Form eines großen, mit der Wandung oben durch ein kurzes geschnürtes, rundes Zwischenstück verbundenen C-Bogens, der an den Enden eingerollt und nach oben leicht verbreitert ist, seine Seiten über zwei Abtreppungen gewulstet; der Bogen gefüllt mit zwei hakenförmigen, übereinander gestaffelten Akanthuszweigen, von denen der obere gegenständig von einem kleineren C-Bogen gekreuzt wird. Als Stütze darunter, gleichsam angeheftet durch ein verknotetes Tuch mit zwei gespreizt abhängenden Zipfeln, ein kleinerer, nach außen geöffneter C-Bogen mit eingerollten Enden, eingeschlagen in ein Akanthusblatt; unten auf die Volute gestülpt ein zweites, fleischiges, abhängendes Blatt. Ein aufliegendes, langes Akanthusblatt mit eingerollter Blattspitze auf dem oberen Bogen aufliegend; darauf aufbossiert je ein fast gleiches weibliches Kopfprotom, sein Halsansatz verhüllt durch ein schalartiges, verknotetes Tuch mit abhängenden Enden: Kopf schräg nach rechts gedreht und leicht geneigt, der geschlossene Mund lächelnd; in die verknotete Stirnbinde seitlich eingesteckt je drei Straußenfedern über Rosettenschleife oder -blüte; mit Schönheitspflaster und plastisch aufliegenden Ohrringen. Dekor: Polsterscheibe über den Füßen vergoldet; Füße seitlich mit Gold angespitzt, unterste Aufrollung mit goldener Schuppenleiste auf dem Rücken; oberes Akanthusblatt vergoldet, darunter je ein goldenes Dreiblatt, in Purpur umrandet von überkreuzten bzw. zwei gegenständigen C-Bögen über purpurnem Dreiblatt. Henkel ebenfalls seitlich mit Gold angespitzt, die drei Akanthusblätter am Rücken vergoldet; auf dem Rücken des großen C-Bogens vier bzw. fünf leistenförmig abhängende Dreiblätter in purpurner Strichrahmung wie zuvor, unten je vier abtropfende Goldpunkte über purpurnen V-Schnörkeln. Seegrünes Halstuch mit eisenrotem Futter und Goldsaum an den Zipfeln unter den Frauenköpfen; in ihrem graubraun gezeichneten Haar weiße Stirnbinde, durch doppelte Purpurstriche gemustert; Federn in Eisenrot, sanftem Blau und Purpur, Rosette gelbgrün; Ohrringe schwarz mit goldenem Aufhänger; Brauen grau, braun gezeichnete Augen mit schwarzer Pupille, Nasenlöcher braun; roter Mund und schwarzes Schönheitspflästerchen; Inkarnat fleckig in zartem Eisenrot aufgestupft. Dekor des Gefäßkörpers: Kannenrand außen und oben vergoldet; darunter abhängende, achtteilige, leicht ungelenk gemalte Goldspitzenbordüre aus belaubtem, gerolltem sowie parallel geführtem, überkreuztem, spitz geknicktem Bandlwerk, seitlich geschwänzte Punkte, unten je ein abhängendes Dreiblatt; die acht Kompartimente getrennt durch je ein senkrechtes Strichlein zwischen kleinen C-Bögen Rücken an Rücken, über Goldpunkten. Unten am Gefäßkörper umlaufend dreimal symmetrisches, belaubtes Ranken- und Bandlwerk gleichen Typs, darin unten seitlich Blüten an Punktketten; über den Füßen getrennt durch je eine Rosette aus vier Dreiblättern zwischen vier kleinen, hakenförmigen Laubranken. Darüber breites, goldenes Ringband als untere Begrenzung der auf der Kannenwandung umlaufenden Landschaft in Muffelfarben unter Verwendung von verschiedenen Brauntönen, zartem Gelb, Eisenrot, Purpur, Schwarz, Gelb- und Blaugrün, dünnem Schieferblau und Grau; Inkarnat in Eisenrot bzw. Braun; übermalte Zeichnung vor allem in Purpur, auch in Braun und Schwarz. Terrain der fast flachen Landschaft in Gelbgrün, Braun und Zitronengelb, vorn schwarz-braune Steinbrocken und Erdschollen sowie grüne Stauden und tief braune Gräser. Auf der Vorderseite links vom Kran vier Zelte in Braun mit Gelb- und Grüntönen, Fahne des Rundzelts rot, die hintere grau mit vier roten Fadenstreifen; vorn drei Reiter, der auf dem von einem weißen Hund angesprungenen Schimmel mit violetter Satteldecke in mit Purpur gefüttertem, rotem Rock und schwarzer Weste, in seiner Linken dunkler Gewehrlauf, Stiefel und Dreispitz schwarz, rechter Reiter auf braunem Pferd, in purpurnem Rock, mittlerer Reiter in Rückansicht, in Braun-camaieu. Links davon im Zelt drei Männer und eine Frau in Braun und Grau, die Frau mit gelben Ärmeln; davor Faß mit umgefallenem Krug und rohrartiges Gebilde, alles in Braun-camaieu. Vor dem rechten Rundzelt drei Männer mit schwarzen Hüten und hellen Gamaschen, vor allem in Brauntönen und etwas Grau, der linke, vom Rücken gesehene Mann in rotem Rock, Schulter des rechten mit Gelbgrün gehöht; rechts davon drei braune Hunde und ein grauweißer. Rechts vom Kran braunes Zeltlager um blauen Weiher mit purpurner Zeichnung, vorn am Ufer drei Pferde mit Mann und Frauen und mehr als ein Dutzend Figuren, meist in Brauntönen mit etwas Gelb und Gelbgrün; die hüglige Ferne gleichfarben wie das Wasser, am Horizont zart roter Dunst; schmutzig-graue Wolken, Schwarm aus sechs braunen Vögeln; ganz rechts neben dem Henkel an großem Felsblock in Braun- und Gelbtönen lagernder Mann in Braun mit gelbgrüner Höhung, je eine Flinte im Arm und unter dem Fuß, der vordere, helle Hund grau schattiert, der hintere braun, rechts hinter dem Mann Oberkörper eines zweiten Mannes in Brauntönen. Auf der anderen Gefäßseite großes gelbes, innen braunes Zelt unter grauer Fahne, darin an brauner Holzbank und auf Rasenbänken ein Dutzend Personen in einfacher und aufwendiger, meist brauner Kleidung, mit vier hellen Hunden, Figuren im Vordergrund auch in Eisenrot, Purpur und hellen Tönen, die Hüte schwarz. Hinter dem Zelt Gruppe von grünen, zart blauen und braunen Bäumen mit stark betonter Purpurzeichnung, Stämme in Braun mit Gelbhöhung. Links hinter dem Zelt Landschaft wie auf der Gegenseite, im Mittelgrund drei Rückenfiguren in Violettönen, ebenso rechts vom Zelt, hier zahlreiche Miniaturfiguren und Zelte, vorn im Mittelgrund zwei Männer in Braun-, Rot- und schwarzen Tönen. Links vom Henkel neben großem, bewachsenem Felsblock mit aus der nassen Farbe gekratzter Zeichnung vom Rücken gesehener Herr mit Gewehr als Dreiviertelfigur in Brauntönen, Rücken gelbgrün, schwarzer Hut. Wolken in dünnem Schieferblau mit ein wenig Purpur und in zartem Grau, mit einigen zart roten Tupfen; vier schwarzbraune Vögel. Aufsetzdeckel mit sehr viel Spiel (6 mm), von derselben Hand bemalt. Schräg eingezogener, 4 mm hoher Falzring, ca. 3 mm dick, mit gerundetem, unglasiertem Standring. Innenwandung des Deckels dahinter sehr stark eingezogen. Auflagerand 13 bis 14 mm waagrecht ausladend, kräftig gerundeter Rand. Kalotte glockig aufgewölbt, darüber abgetreppt, dann hoch gekehlt; abgesetzt oben eine flache Aufwölbung (Dm. 3,3 cm), Mitte und zwei Randstellen wohl nach Verlust des Knaufes beschliffen, azentrisch ein Brandloch (Dm. 3 mm). Innenwandung in der Mitte entsprechend ausgestaucht. Ober- und Außenseite des Deckelrandes vergoldet. In der hohen Kehlung 8 mm breites Goldband, darüber und darunter je ein weiteres Goldband. Umlaufend auf der glockigen Aufwölbung in Muffelfarben wie auf der Kanne: Flache, holländische Küstenlandschaft, das schieferblaue Wasser mit purpurner Zeichnung. Durch braune, bewachsene Felsblöcke in zwei Hälften unterteilt. In der einen Hälfte links vorn zwischen braunen Warenballen drei Kauffahrer in roten und purpurnen Schultermänteln; braune und zart violette Zelte dahinter sowie braune Miniaturfiguren, zwei weitere links vom Felsen am rechten Bildrand. In der anderen Hälfte vorn am Ufer an einem Steg zwei Frauen in purpurner und roter Kleidung beim Wäschewaschen; im Mittelgrund Miniaturfiguren und Zelte wie zuvor, am Ufer zwei Segelboote und dunkle Dückdalben. Montierung: Hinterer der Kannenfüße oben mit aufwendiger, vergoldeter Kupfermanschette in breiter, halber Radform (nach Bruch ?) eingefaßt, unten mit röhrenförmigem, fünffach zungenförmig auslaufendem Ansatz; innen angelötetes, am oberen und unteren Ansatz gegabeltes Flachband, daran direkt unter der Bodenmitte der Kanne ein frei schwebendes Ringband mit in der Mitte gekehlter Außenwandung, zum Einsetzen eines Spirituskochers. Unten am Gefäßbauch eingestecktes Kranrohr aus gegossenem, vergoldetem Kupfer, das Rohr achtfach facettiert, mit eingestecktem, in Laub- und Bandlwerkstil reich verziertem Drehgriff. Aufgeschraubter Deckelknauf aus vergoldetem Gelb- oder Rotguß: Auf Gewindestab mit Schmuckmutter von Weinblättern umkränzte Traube als Knauf über glattem, gekehltem Schaft; darunter aufgewölbte Deckscheibe aus Weinblättern und vier Trauben, die Blätter wie beim Knauf mit feinporiger, matt wirkender Oberfläche.
BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 266, 423, Abb. S. 267, 6 (Detail), 268 f. (Detail), Kat.-Nr. 101
BV045074093
Zum Objekt: Kat. Raffinesse im Akkord. Meissener Porzellanmalerei und ihre grafischen Vorlagen, Bd. 1-2, Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Hrsg.), Petersberg 2018, Kat.-Nr. 407a, 462b, 462c