Collection

Der Hofnarr Joseph Fröhlich (Figur)

Artist
Modell: Johann Joachim Kändler, Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
Modell: 1736; Staffierung: 1746
Material
Hartporzellan, Aufglasurfarben, Gold
Dimensions
Figur: H. 23,3 cm, B. 9,35 cm, G. (gesamt) 828 g; Sockel: H. 3,6 cm, B. 9,4 cm, T. 7,6 cm
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 165
Relation
Acquisition
Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider

Dr. Rückert, 1991 / Hohl ausgeformte Figur eines stehenden Mannes in en face-Ansicht, auf achteckigem Hohlsockel. Beine breit nebeneinander aufgesetzt, linkes Knie durchgedrückt, Schuhspitzen nach außen gerichtet. Rechte Schulter minimal nach hinten gedreht, der Kopf zur linken Schulter. Beide Arme angewinkelt, Ellenbogen leicht nach hinten gestemmt, Unterarme waagrecht nach vorn gerichtet, Hände mit den Daumen zwischen Hosenträger und Gürtel eingehängt, nur die Zeigefinger ausgestreckt. Der untersetzte, wohlgenährte, stämmige Mann in Reiterstiefeln mit überweiten Stulpen, die die mächtigen Unterschenkel halb verdecken. Die weite, faltige Pumphose unter den Knien gebunden; vorn in der Mitte des glatten, seitlich schmäler werdenden Gürtels eine kuglige Schelle. Glattes, ungeschlitzces Hemd mit eckig gefaltetem Mühlradkragen; darauf Hosenträger aus breiten Riemen, vorn mit Quersteg, darunter drei schmale Riemen, die auf die Schelle zulaufen. Kurze, zu klein geratene, kragenlose Jacke aus dickem Stoff, unten in der Rückenmitte geschlitzt, der Saum wellig gefältelt weit abstehend; rechts eine lange Knopfleiste, die Knopflöcher links unter umgeschlagener Reversecke zumeist eingraviert; Ärmel unten ebenfalls geschlitzt, Stülpmanschetten breit nach außen umgeschlagen; Manschetten des hier plissierten Unterhemdes gefältelt zum Handrücken hin abstehend. Auf dem Haar eine kurze, dicke Lockenperücke. Brauenbögen stark geschwungen und dicht behaart, die etwas eng stehenden Augen zart reliefiert, unter sehr kleiner Knollennase ein kurzer, aber breitlippiger Mund; kräftige Kinnspitze, sehr breite Kiefer und Wangen, dicker Hals. Blick leicht nach oben zur Seite in die Ferne gerichtet. Fast waagrecht auf den Kopf aufgesetzter, breitrandiger Spitzhut mit schüsselförmig aufgeschlagener Krempe und gerundetem Rand sowie kegelförmigem Stumpen, seine Spitze gerundet; unten am Stumpen ein Schleifenband, rückwärts gebunden zu einer Schleife mit gespreizt abhängenden Bändern. Hoher, queroblonger, reich faconnierter Sockel mit breit abgeschrägten Ecken; auf glatter, unglasierter, zur Mitte etwas eingefallener Standfläche mit größerem Abdruck eines groben Leinentuches, im Zentrum der etwa 5 mm dicken Bodenplatte ein 5 bis 6 mm weites Brennloch mit glasierter Wandung, die Höhlung 2,2 cm hoch hinaufreichend; Randkanten ein wenig gerundet. Profilierung der Außenwandung: Unten ein zur Standfläche minimal eingezogenes Plattenprofil, dann eine schräg verjüngte Kehle unter einer breiteren Schräge und einer kleinen Abtreppung; darüber ein hoher, glatter, schräg nach oben etwas eingezogener Wandungsstreifen; Sockel ganz oben über kleiner Abtreppung profiliert durch einen auskragenden Kissenwulst; als oberer Abschluß eine dünne, 4 bis 5 mm weit einspringende und nur gut 1 mm dicke Platte in Sechseckform wie der gesamte Sockel. Staffierung: Eisenrotes Inkarnat auf Gesicht und Händen. Schwarzbraun gestrichelt die Brauen, der winzige Lippenbart und das dreieckige Bärtchen ("Fliege") auf der Kinnspitze. Augen und Nasenlöcher in brauner Zeichnung, schwarze Pupillen. Eisenrote Lippen mit feinem, fast schwarzem Querstrich; Mundwinkel höher gemalt als im Relief vorgegeben. Perückenzeichnung in dünnem Braun, als regelmäßige Wellung. Gelbgrüner Hut mit goldenem Ring oben auf dem Rand und mit purpurvioletter Schleife. Jacke außen in minimal braunstichigem Schwarz, zitronengelb gefüttert, Säume außer unten an der Jacke in Gold, ebenso die Knöpfe und Knopflöcher. Hemd vor der Brust dunkel emailblau. Hosenträger schwarz staffiert, auf dem Quersteg dünn in die nasse Farbe eingeritzt "1.7.J.F.46." (Josef Fröhlich, 1746). Auf der Hose strähnig schattierend aufgetragenes Eisenrot; Schelle am Gürtel vergoldet. Schwarze Stiefel. Kragen, Hemdmanschetten und Strümpfe unbemalt. Am Sockel Golddekor : Rand des unteren Plattenprofiles, Kante zwischen Kehle und Schräge darüber, Abtreppung unter dem Kissenwulst sowie Rand der oberen Plattenauflage vergoldet. Abhängend auf dem hohen Wandungsstreifen - mit Ausnahme der Rückseite samt den hinteren Eckabschrägungen - fünf einzelne, symmetrische Goldornamente: a) Vorn in der Mitte halbes Sonnenornament mit doppelter Randlinie und gerauteter Mitte, seitlich je ein gebogtes Blatt; darunter je vier zur Seite gespreizte gebogene Fiederblätter um eine dreiblättrige, abhängende Blüte in einer Punktkette. b) Auf den beiden Seiten unter dem beschriebenen Sonnenornament ein in der Mitte abhängendes Dreiblatt über Punktprotuberanzen, seitlich davon je vier Fiederblätter und je eine zur Mitte gebogte Punktkette. c) Auf den vorderen Ecken oben ein kleiner abhängender Halbkreis mit radial davon ausstrahlenden Dreiblättern, darunter - wiederum in symmetrischer Anordnung - ausstrahlende Fiederranken.

BV038376761
Zum Objekt: Yvonne Hackenbroch, Meissen Porcelain Sculpture from Kirchner to Kaendler, in: Keramikfreunde der Schweiz. Mitteilungsblatt Heft 50, 1960, Abb. 165

BV014070181
Zum Objekt: Erich Köllmann, Meissner Porzellan: Ein Brevier 3. Auflage, Braunschweig 1965, Abb. S. 32

BV002294747
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 1966: Meissener Porzellan 1710-1810. Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum München, München 1966, Kat.-Nr. 886

BV014815644
Zum Objekt: Erich Köllmann, Meissner Porzellan: Ein Brevier, Braunschweig 1975, Abb. S. 33

BV002599731
Zum Objekt: Sammler-Journal, Interview mit Professor Dr. Dr. h. c. Ernst Schneider, 1975, Abb. S. 446

BV038208658
Zum Objekt: Rainer Rückert, Zur Staffierung der Gesichter von Meissener Porzellanfiguren (Teil IV), in: Keramos Heft 153, Düsseldorf 1996, S. 151 ff.

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 400, 438, Abb. S. 401, Kat.-Nr. 159

BV021785411
Zum Objekt: Angela Gräfin von Wallwitz, Celebrating Kaendler. Meissen Porcelain Sculpture, München 2006, Abb. S. 205

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