Collection
Tabakdose mit rotem Blumenfond, Jagd- und Musikantenszenen
- Artist
- Maler: Adam Friedrich Löwenfinck (?), Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
- Locality
- Meißen
- Date
- um 1735
- Material
- Dose: Hartporzellan, Aufglasurfarben, Gold; Montierung: Silber
- Dimensions
- Dose: H. (gesamt) 4,3 cm, H. (Gefäßrand) 2,8 cm, L. 8,4 cm, B. 6 cm, G. (mit Montierung) 111 g; Deckel: H. 1,5 cm, L. 8,4 cm, B. 6 cm
- Location
- Schloss Lustheim
- Inventory Number
- ES 371
- Relation
- –
- Acquisition
- Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider
Dr. Rückert, 1992 / Niedrige, längliche, passige Dose, flach reliefiert. Auf flachem, leicht eingefallenem Boden in der Grundform der Dose: Abgeflachte Scharnierseite, ausbuchtende Vorderseite; ausbuchtende Schmalseiten, die Ecken auf der Scharnierseite durch zwei kleine Einbuchtungen abgesetzt. Standfläche glasiert, auf der Außenwandung als kleine Platte abgesetzt. Aufgehende Wandung nach oben geweitet und leicht gebaucht; durch sechs senkrechte Grate gegliedert und im Innern entsprechend gefurcht. Der abgeflachte obere Auflagerand durch die Montierung verdeckt. Kleiner flacher Fond unter kleiner Kehle. Aufgewölbter, innen gemuldeter Deckel in der Grundform der Dose. Der wohl glatt geschliffene, verdeckte Randstreifen wie die Dose oben leicht gegratet und auf der Unterseite radial gemuldet. Auf der Oberseite über kleiner Abtreppung flaches, aufgewölbtes Plattenrelief in der Grundform der Dose.Dekor: Alle Flächen bemalt, gesamte Innenwandung des Dosenteiles vergoldet. Außen auf den Seitenwandungen und dem Plattenrelief des Deckels eisenroter Fond, darauf in dunklerem Eisenrot Chrysanthemen mit großen Blüten nach chinesischem Vorbild. Auf den zwei breiten und den zwei schmalen, geschwungenen Wandungen je eine entsprechend große, längliche Vierpaßreserve in Rahmen aus breitem Goldband mit innerer schwarzer Konturlinie. Darin in bunter Muffelmalerei in exotischen Landschaften Holländer und Chinesen, ihre Gesichter in schwarzer Zeichnung mit einem Hauch von eisenroter (?) Schattengebung: a) vorn zwei tanzende Holländer mit schwarzen Hüten, ihre bunte Kleidung (Rot, Gelb, Blau, Braun und Schwarz) teilweise mit goldener Zeichnung, links am Boden sitzend ein fiedelnder Holländer in grauem Gewand, ganz rechts goldgehöhte Ecke eines chinesischen Gartenzaunes; auf gelb- und seegrünem Terrain mit dunkler Strichelung und Punktierung vorn links zwei gelbgrüne Unkrautstauden, rückwärts fünf kleine seegrüne Fichten, rechts ein gelbgrüner Nadelbaum (Eibe ?), darunter bunte Blumenstaude in japanischer Art.b) Rechts davon auf der Schmalseite in den Knien gehender Holländer mit schwarzer Stange, sein purpurner Rock mit goldener Zeichnung, Manschetten blau, Hose gelb, Strümpfe rot; Inkarnat wie zuvor und überall auf der Dose, ebenso die schwarzen Schuhe und Hüte; Terrain entsprechend, links goldgehöhter Gartenzaun, rechts Kikyô-Staude mit roter und blauer Blüte. c) Auf der Rückseite in entsprechender Landschaft Holländer in gelbem Rock und blauen strümpfen, mit roten Hosen und Manschetten, umgehängt eine schwarze Tasche (Gesicht neu gemalt), laufend hinter einem braunen wolfartigen Hund. d) Auf der anderen Schmalseite Chinesenbub mit banjoartigem Musikinstrument (Gesicht neu gemalt), in purpurnem Rock mit goldener Zeichnung, mit gelben Hosen. Auf den oberen zwei Dritteln des gut 3 mm hohen Plattenfußes umlaufendes Goldband. Gleichartige Buntmalerei ohne Rahmen auf der glasierten Standfläche: Auf entsprechendem Terrain mit Kikyô-Staude, kirschblütenartiger purpurner Nelke, Fichten und Nadelbaum (Eibe ?) drei Figuren. In der Mitte alter, bärtiger Chinese in milchig-purpurnem Über- und blauem Untergewand, Mützchen und Manschetten, ein gelbes Tuch vor dem Leib, ein seegrünes Rollbild (?) mit roter Bommelschnur tragend. Hinter ihm in grauem Kaftan mit braunen Aufschlägen und schwarzem Holländerhut ein junger Schirmträger; über dem grauen, innen gelb-braunen Schirmdach rote Flatterschnüre. Von rechts heraneilender Chinesenbub in rotem Rock, die grauen Hosen und gelben Kniestrümpfe in europäischer Art, an der schwarzen Kappe ein Schwänzchen. Oben auf dem Deckel in rotem Chrysanthemenfond gleiche Reserve wie auf der Außenwandung mit gleichartiger exotischer Landschaft, darin vorn auf braunem galoppierendem Pferd bunt gekleideter Holländer mit Peitsche, an Hut und Sattel Golddekor, im purpurnen Rock in die nasse Farbe gravierte Binnenzeichnung. Hinter ihm eilend ein in den kursächsischen Jagdfarben Gelb und Blau gekleideter, junger Holländer mit schwarzer Stange und Hut. Am Himmel goldene Sonne mit rotem Rand. Unten vorn am Rand dunkle Steine. Deckelabtreppung bandförmig vergoldet, daran abhängende, kleinteilige Goldspitzenbordüre auf der weißen Glasur des oberen Deckelrandes: große gereihte C-Bögen, die Zwickel dazwischen senkrecht schraffiert, überschnitten von kleineren C-Bögen, die Enden winklig-hakenförmig aufgebogen, unten ein Band aus gereihten, stehenden Pfeilspitzen; die Bögen enden alle in Punkten. Innen im Deckel gleichartige Buntmalerei ohne Rahmen: Jagdgruppe mit großen Figuren und Tieren in exotischer Landschaft wie zuvor, links gelbgrüne Palme, am Boden eisenrote, teilweise übermalte Grasbüschel auf überschnittener Bodenkante und rote Farbtupfen wie im Fond des Tellers Kat.Nr. (Inv.-Nr.: ES 370). Vorn in der Mitte blau-gelb gekleideter junger Mann, sein roter Umhang mit goldener Zeichnung, schwarzes Käppchen im schwarzen Haar; er führt am Zügel seinen Schimmel mit gelbem Sattel auf blauer Decke, Trense und Steigbügel golden. Links vorn Europäer mit umgehängtem, teilvergoldetem Jagdhorn, in purpurnem Kittel mit Resten von goldener Zeichnung, ebenso an den schwarzen Strümpfen, schwarzer Hut; er hält an einer Leine zwei große Jagdhunde, der vordere gefleckt in Braun und Schwarz, seine Schnauze unglücklich verschmolzen, daher rüsselartig wirkend, mit dem Vorderbein des grauen hinteren Hundes. Quer hinter diesen zwei Figuren junger Reiter auf braunem Pferd, in graublauem Gewand mit gelber Schärpe, am schwarzen, goldgeränderten Hut eine purpurne Feder; Sattel und Zaumzeug golden. Sein schwarz gezeichnetes Gesicht anscheinend nicht übermalt. Silberne, getriebene und verlötete, aufgekittete, wohl ursprünglich zugehörige Randmontierung, verbunden durch fünfteiliges Stiftscharnier; vorn oben mit aufgelöteter, vierteiliger, nach oben passig geschwungener Fingerraste auf umlaufendem Wulst zwischen zwei Rillen außen am Rand des Deckelteiles.
BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 409, Abb. S. 141, Kat.-Nr. 43