Collection

Deckelvase aus einem siebenteiligen Vasensatz mit indianischen Blumen und Tieren

Artist
Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
um 1730/1735
Material
Hartporzellan, Aufglasurfarben, Gold
Dimensions
Vase: H. 56,4 cm, H. (ohne Deckel) 43 cm, Dm. 29 cm, Dm. (oben) 15,7 cm, Dm. (unten) 16,2 cm, G. 6140 g; Deckel: H. 14 cm, Dm. 19,3 cm, G. 806 g
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 640 a-b
Relation
Inv. No. ES 640 a-b - ES 646 (Vasensatz)
Acquisition
Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider, Aus der Sammlung Walter von Pannwitz

Form: Sehr große, voluminöse Balustervase mit unglasierter Standfläche, die in der Mitte unregelmäßig bis zu 3,5 mm Tiefe eingefallen ist; deren Rand auf zwei einander gegenüberliegenden Seiten bis zu 2 cm breit abgeschliffen, da die gesamte Standfläche beim Brand quer in der Mitte talförmig einsank; auch der Fußwulst entsprechend stark verzogen, sein äußerer Durchmesser 18,4 bis 18,5 cm. Durch das kräftige Beschleifen wird ein überaus (groß-) poriger Scherben sichtbar. Fußrand der Vase von der Standfläche durch eine größere, ausladende Hohlkehle von 12 mm Breite und 7 mm Höhe abgesetzt und hiervon durch einen Gratring wiederum der kräftige Fußwulst. Abgeflachter, in der Mitte leicht eingefallener Vasenfond, sein Rand kehlig in die innere Vasenwandung hochgezogen, die viele waagrechte Drehrillen aufweist. Gefäßwandung annähernd eiförmig, unten zu einem Fußteil kehlig geschnürt; in zwei Teilen aufgedreht, Formernaht etwa 14,5 cm hoch über der Standfläche. Aufgesetzter und 4,2 bis 4,3 cm hoher Kragenhals in nach oben leicht konkav geweiteter Zylinderform; Kanten des oben abgeflachten Mündungsrandes gerundet, ebenso unglasiert wie der innere Streifen des Mündungsrandes auf 12 mm Höhe./Rückert, Dr. Rainer, 1991
Dekormuster: 6 bis 7 mm breites, goldenes Ringband oben am Fußwulst. Auf der Außenwandung Indianischer Dekor mit ausgeprägter Schauseite in goldgehöhten Muffelfarben: Eisenrot und Purpur in hell und dunkel, Gelb- , See- und Grasgrün, meist wolkig, Emailblau, Zitronengelb und Schwarz; schwarze Zeichnung, bei Übermalung häufig zu Graubraun verfärbt, sowie rote bei eisenroten, goldenen und vielfach auch bei purpurnen Farbflächen. Auf dem Vasenhals auf zwei einander gegenüberliegenden Seiten je ein größerer Indianischer Blütenzweig neben einem kleineren, die schwarzen Zweige dünn mit Seegrün untermalt, daran seegrüne Blätter mit schwarzer Zeichnung sowie eisenrote Päonien- und Chrysanthemenblüten mit weißen Rändern und goldener Mitte; der größere Zweig auf der Schauseite länger und flach gegabelt. Unten auf der Schnürung der Schauseite der Vase dicker, pfahlartiger, grasgrüner Bambusstunpf vor quer in Eisenrot gestricheltem Terrain. Hinter ihm wächst, teilweise schwarz umpunktet, ein großer gegabelter und verzweigter Blütenbaum auf mit blauem Stamm, gelbgrünen Ästen und schwarzen Zweigen, daran sehr unterschiedliche Blätter in Blau, den drei Grüntönen sowie etwas Gelb in den Zwickeln der großen dreiteiligen Blätter, Blattadern und Tüpfelung in Schwarz. Unten quer auf dem Baumstumpf übergroßes seegrünes Blatt mit zwei weiß belassenen und zwei gelb ausgemalten Löchern, seine oben und unten in der Mitte sichtbare, aufgeschlagene Unterseite (?) purpurn geschuppt, im Zentrum rote Chrysanthemenblüte mit weiß belassenen Blatträndern und blauer Mitte; links außen am Blattrand purpurne Blüte, rechts außen gelbgrünes, löchriges Bananen(?)blatt mit blauem Rand und gelber Blattrippe; links unten an purpurnem Stiel und blauem Blütenboden abhängender, grasgrüner Hahnenkamm (?) mit eisenroter Traubenfüllung; rechts unten grasgrünes, löchriges Seerosenblatt mit gelber Mitte, die an zwei Umschlägen sichtbare Unterseite purpurn. Am Blütenbaum vor allem Päonien und Chrysanthemenblüten in Eisenrot, Purpur und Gold, eine größere Blüte auch in Blau. An der linken, ersten großen Gabelung des rechten Blütenastes andere Blütenformen: nach links Zweig mit Bambusblattbüscheln in Rot, Purpur, Blau und den drei Grüntönen; rechts nach oben gegabelt ein schwarzer, dorniger Zweig mit vielen pantoffelblumenartigen Blüten wie auf Kat.Nr. (Inv.-Nr.: ES 643, 644), gelb mit schwarz punktierter Binnenlinie, der Randstreifen gelbgrün, um den mittleren schwarzen Tupfen eine rot gestrichelte Fächerung. Darunter in der Astgabel sehr großer Phantasievogel, Schwanz und Flügel aufgestellt, Kopf zu seinem linken Lauf gebogen, das purpurne Federkleid des Körpers mit schwarzen und roten Schraffen, Läufe blau mit schwarzen Krallen an gelben Zehen, auch die Schenkel blau mit schwarzer Tüpfelung, fünf fasanenartige Schwanzfedern in Blau oder Seegrün, mit gelben Kielen; die kurzen Flügelfedern grasgrün mit gelben Kielen, die langen eisenrot mit goldenen Kielen, Bugrand gelb. Direkt über dem Bambuspfahl ein übergroßer, nach links flatternder Schmetterling, mit schwarzen Fühlern und Gliedmaßen auf zart seegrüner Untermalung, in Rot, Violettpurpur, Gelb- und Blaugrün, Gelb, Blau, Schwarz und Gold, die beiden züngelnden "Flammen" hinten in Blau. Links darüber sehr großer, waagrecht nach rechts fliegender Vogel mit nach unten rückwärts gewendetem Kopf, die fünf langen Pfauenfedern des Schwanzes Seegrün mit gelben Kielen, ihre "Augen" in Blau, Gelbgrün und Schwarz gepunktetem Gelb; Läufe rot, Schnabel blau und gelb, Stirn gelb, schwarzer Augenfleck; Tierkörper in Purpur, Grasgrün und Eisenrot mit schwarzer Zeichnung; kurze Flügelfedern rot mit goldenen Kielen, lange blau mit schwarzen Kielen, beide getrennt durch rote und schwarze Strichelung, Flügelbug Schwarz. Links unten am Vasenfuß neben dem Bambuspfahl und "Hahnenkamm" hintereinander zwei große, phantastisch bunte Vögel mit erhobenen Flügeln und Hälsen; Läufe des vorderen, nach rechts stehenden Vogels zart rotbraun mit dicker schwarzer und roter Zeichnung; kurzer schwarzer Entenschnabel, rot umrandet, roter Scheitel mit goldener Schuppenränderung, rote Stirnfedern, Kinnlappen in Gelb und Purpur; Gefieder der Vögel in Purpur, Blau, Gelb- und Grasgrün, Rot mit Gold, Schwarz, Rotbraun und Gelb; Schnabel des hinteren Vogels gelb und lang, mit roter Zunge, Kinnlappen und Auge schwarz. Auf der spärlicher bemalten Gegenseite zur Schauseite der Vase unten ein kurzer, grasgrüner Bambusstumpf, umspielt von gelbgrünem, bambusartigem Schößling mit blattbüschelartigen Blüten in Purpur, Blau und Gelbgrün mit roten Fächerstrichen, am Boden drei herabgefallene Blüten. Seitlich darüber sowie hoch oben auf der Vasenschulter drei große bunte Schmetterlinge in Aufsicht, mit roten Fühlern und Gliedmaßen; drei gelbgrüne Blättchen als Streudekor. Großer Haubendeckel mit nur 6 mm hohem, schräg eingezogenem, ca. 3 mm dickem Falzring mit gerundetem Standring, der ebenso wie die Außenseite unglasiert ist. Falzring innen kaum vom Ansatz der Aufwölbung abgesetzt, deren Innenseite zahlreiche feine, waagrechte Drehrillen aufweist; ihr abgeflachter Scheitel minimal aufgewölbt und angespitzt. Flacher, 26 mm weit fast waagrecht ausladender, zum gerundeten Rand hin ein wenig ansteigender Auflagerand, bis zur Randkante hin unglasiert. Glockenförmig geschweifte Deckelkalotte mit flach und breit ausgezogenem Rand; oben aufbossiert ein 4,6 cm hoher, zwiebelförmiger Knauf über tief gekehltem Schaft auf runder Platte, die Spitze konisch flach gekappt. Deckelrand vergoldet. Unten am Deckelknauf goldenes Ringband, am Zwiebelknopf manschettenartiges, breites Goldband, um die vergoldete Knaufspitze als chrysanthemenartige Rosette neunzehn goldene, lanzettförmige Tupfen. Auf der Kalotte mit etwas Gold gehöhter Muffelfarbendekor ähnlich wie auf der Vase. Sparsame Terrainangabe durch Schwarz gepunktete Linien auf zart seegrüner Untermalung. Große gegabelte Indianische Blütenstaude, oben annähernd kranzförmig um die Kalotte gelegt; blauer Stamm, Blüten und Blätter wie bei der Vase. Hinter dem Stammansatz hohler, grasgrüner Zierfels in chinesischer Art mit Traforierungen, zwei davon gelb ausgemalt, besetzt mit gelbgrünen, blauen und grasgrünen Blättern; links darüber dorniger, roter Zweig mit grasgrünen Blättern. Auf der Stammgabelung großes seegrünes Blatt, ebenso wie seine Umgebung Schwarz gepunktet auf seegrüner Untermalung. Von rechts läuft auf die Blütenstaude ein großes Ch'i-lin-artiges Fabeltier ähnlich wie bei Kat.Nr. und (Inv.-Nr.: ES 643, 644) zu, sein gelber Körper durch braune Zeichnung geschuppt, die gelben Beine braun getigert, Rücken grasgrün, Hals rot geschuppt, Schwanz und Kniekehlen rot gefiedert; am blauen Kopf mit schwarzer Zeichnung zwei rot konturierte, schwarze, hörnerartige Aufsätze über rotem Auge mit goldenem Tupfenrand und schwarzer Iris, Zähne gelb, Zunge rot, an seiner blauen Nase in Ju-i-Form zwei gelbgrüne, hörnerartige Aufsätze; an blauen Drachenzehen seegrüne Krallen. Verstreut am Boden sowie auf Glasurfehlern am Deckelrand Indianische Unkrautstauden mit grasgrünen Blättern, daran Blüten in Purpur und Eisenrot./Rückert, Dr. Rainer, 1991

BV005360445
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Kunsthalle, Köln, 18. Mai 1968 - 4. August 1968: Weltkunst aus Privatbesitz. Helmut May (Hrsg.), Köln 1968, Abb. 3, Kat.-Nr. E 3 a

BV002599731
Zum Objekt: Sammler-Journal, Interview mit Professor Dr. Dr. h. c. Ernst Schneider, 1975, Abb. S. 447

BV041865860
Zum Objekt: Otto Bürger, Lustheim. Ortschaft Lustheim, Schloß Lustheim, Dr. Ernst Schneider, München 1979, Abb. S. 93

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 156 f., 411, Abb. S. 156, 158 f., 161 (Details), Kat.-Nr. 50

BV040748200
Zum Objekt: Mus.-Kat. Julia Weber, Meissener Porzellane mit Dekoren nach ostasiatischen Vorbildern Bd. 1-2, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2013, Kat.-Nr. 456

BV048803472
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Kunsthalle München, 03.02.2023-27.08.2023: Flowers forever. Blumen in Kunst und Kultur, Roger Diederen und Franziska Stöhr (Hrsg.), München 2023, S. 212, Abb. Abb. S. 212

More Objects