Collection

Porträt des Königs August III. von Polen

Artist
Maler: Johann Martin Henrici, Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
Modell und Ausformung: um 1750/1753; Bemalung: 1753
Material
Gemälde: Porzellan, Aufglasurfarben, Gold; Rahmen: Sperrholz, Metall (Schrauben)
Dimensions
Gemälde: H. 24,5 cm, B. 18,6 cm, T. 0,5 cm, G. 660 g; Rahmen: H. 46,8 cm, B. 34 cm, T. 4,5 cm, G. 2602 g
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 639
Relation
Acquisition
Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider

Dr. Rückert, 1992 / Platte: Glatte Porzellantafel mit glasierter Oberseite. Glasur am unteren Rand leicht wulstförmig verdickt, weshalb die dünne Tafel wohl senkrecht im Brennofen stand. Platte vor dem Dekorbrand am Rand zurechtgeschnitten oder beschliffen, Schnittflächen durch Überschleifen fein geglättet (auch zwei größere "Hacker"), Kanten minimal gerundet; in den Schnittflächen freiliegende Poren und zahlreiche kleine Backrisse. Gesamte Oberseite mit sehr fein abgestuften Muffelfarben dünn bemalt, ausgenommen das leicht pastos aufliegende, stechende Blau; die Farbe an wenigen Stellen auch auf die Seitenflächen gelaufen oder gestrichen. Farbdekor verstrichen, gestrichelt und - vor allem im Gesicht und Hintergrund - überaus fein getüpfelt, was im Gesicht ohne Lupe kaum sichtbar ist. Porträt als Brustbild,in seitlich beschnittenem Ausschnitt. Hintergrund aus leicht bläulichem Blaugrün, zumeist übertüpfelt mit dunklem Graubraun, ausgenommen das Wolkenloch um den Hals und neben seiner linken Gesichtsseite . Der König mit leicht in den Nacken geworfenem Kopf, rechte Schulter vorgeschoben, insgesamt etwas von links gesehen. Oberkörper in bis über die Arme reichendem, graubraun gestricheltem Panzer mit weißen und bläulichen Glanzhöhungen; die Nieten braun und gelb mit weißen Tupfen (Glasurfarbe), Randbeschläge rotbraun mit gelben Lichtern, darauf gewellte Akanthusranken. Von den Randbeschlägen hängen textile Saumstreifen in gedämpftem, bräunlichem Eisenrot herab mit gelben Lichtern auf gekordeltem Rand; gleiche Randfütterung stehend am Halsausschnitt. Vom weißen, zart rotbraun schattierten, fein gefältelten Hemd nur die Halspartie und der kleine Stehkragen sichtbar; ein großer Diamant (in dunklem Graugrün und zartem Gelb mit weißen Lichtern) hält das kleine Spitzenjabot mit zart manganfarbener Zeichnung. Über die Schultern gelegt ein fast kopiertintenblauer Herrschermantel mit breitem Hermelinpelz am Rand, der manganfarben gestrichelt und minimal gelblich getönt ist, die Spitzen der Schwänzchen grauschwarz. Mantel auf seiner rechten Schulter gehalten von einer riesigen Diamantspange ohne sichtbare Fassung bis auf acht kleine helle Farbtupfen, in den gleichen Farben wie der Stein am Jabot: In länglicher, durchgebogener Rautenform, bestehend aus sieben großen, zwölf mittelgroßen und zwölf kleinen Steinen. Quer über der Brust ein breites Ordensband in etwas hellerem Blau, darauf an dunkelrotem, auch über der Diamantstange ein wenig sichtbaren Halsband ein vom Rand angeschnittener Orden (in Braun und Gelb) ohne Diamantaufhänger. Auf dem Mantel vor der linken Brust des Königs ein großer achtstrahliger, geperlter Stern in Braun und Gelb, darauf ein graugelbes, rot gerändertes Ordenskreuz mit Diagonalflammen und braun-gelber Aufschrift "LEGE" "ET/GRE". Der König mit grau- bis manganfarben gestrichelter, eng gelockter Perücke; im Nacken Teile einer großen braunschwarzen Zopfschleife sichtbar. Inkarnatfarbe des Gesichts stark rötlich, mit blaugrauen Schattenpartien, komplett aufs feinste getüpfelt; Iris der Augen außen braun, innen graugrün. Breite, braune Brauen. In den großen Augen einige Lichtpunkte wie bei der Vorlage, neben der Heinrici gearbeitet haben muß, der die Haare der Brauen aber stark schematisierte wie auch den Ordensstern und Hermelinbesatz. Auf der unglasierten Rückseite, 4 cm hoch über dem unteren Rand sowie leicht nach rechts aus der Mitte gerückt, große, äußerst sorgfältig in schwarzer Muffelfarbe in zwei Zeilen aufgemalte Signatur (18 x 82 mm): "Johann Martin Heinrici/Pinxit, 1753.", in lateinischer Schreibschrift. Rahmen: Zusammengesetzt aus vier aneinandergefügten Leisten, die einzeln, mit je zwei Schrauben aus Gelbmetall mit großen Linsenköpfen und einfachen Vierkantmuttern, auf dem modern ergänzten Holzrahmen befestigt sind. Im unteren Rahmenteil seitlich außen je zwei ausglasierte Schraubenlöcher dicht nebeneinander, jedoch nur zwei statt vier Schrauben erhalten. Rückseiten der Rahmenleisten glatt und ohne Glasur. Falz für die Bildplatte glasiert, 5 bis 7 mm breit und zumeist 7 mm hoch. Rocaillen und Reliefbeläge meist auch seitlich oder sogar auf der Rückseite glasiert. Innenrand um das Tafelbild profiliert durch einen Wulststeg zwischen zwei Kehlen, an einigen Stellen tropfenförmig verdickt abgebogen. Außenrand aller vier Leisten ungleichmäßig faconniert, zumeist unterschnitten. Oberseiten in Rocaillen aufgelöst und plastisch reich belegt mit geschlängelt und vielfach à jour aufliegenden Ästen, daran schräg gefiederte Eichenblätter und dreilappige, fast glatte Blätter sowie kleine und größere Blüten von Rose, Nelke und Rosettenblumen. Rocaillen zumeist als bandförmige C-Bögen, vielfach in Blattformen auslaufend, Muschelungen parallel gerippt durch kräftige Furchungen, darin längliche, an den Enden gerundete, gut 1 bis 1,5 cm lange Stege als Inserte oder gleichartige Vertiefungen, dazu einige wenige halbkuglige Eintiefungen; Ränder der Muschelungen vielfach gefiedert. Untere Querleiste: In der Mitte ein annähernd querovaler, mäßig asymmetrischer Kartuschenschild mit aufwendig gemuscheltem Rahmen, als Rahmen um das anfgewölbte Binnenfeld Stege aus drei C-Bögen, der eine seitliche in Fiederblätter auslaufend. Unten seitlich zwei große aufgestellte C-Bögen. Auf der glatten, ein wenig konkaven Oberseite der Leiste seitlich je ein Blumenzweig, der eine hängend, der andere stehend. Linke Seitenleiste: Die tief und breit gekehlte Oberseite der Leiste durch Querfurchungen eng gerippt. Am Außenrand zwei lange S-Bögen. Unterbrechungen in der Mitte durch eine asymmetrische Muschelung. Auf den Ecken Fiedermuscheln. Oben und unten auf der Leiste je ein zur Mitte gerichteter Blumenzweig aufliegend. Überlappung der unteren Gehrungskante durch Rocaillen, der oberen durch einen antikischen Offiziershelm mit reliefierten Akanthusranken, die sichelförmigen Wangenklappen quer gerieft, geschmückt mit ovaler Steinauflage zwischen vier Perlen; Kammfeder; oberer Kammteil verloren; gehöhlt, innen ein Backriß in Längsrichtung (Formnaht ?). Rechte Seitenleiste: Ähnlich wie der vorausgehende Leistenteil, ohne Helm. In der Mitte am Außenrand ein Adlerflügel (äußerste Federspitze verloren). Obere Querleiste: Oberseite der Leiste nach außen gewulstet, karniesförmig im Profil, glatt. Rechts Gehrungskante überlappt durch einen diagonal aufliegenden, aufgewölbten Schild, sein Randbeschlag mit Nietkopfleiste; darauf aufgebunden ein mit gefiederten Pfeilen gefüllter Köcher mit feiner Querrippung, untere Spitze in Akanthusblattkelch (8,8 x 4,8 cm). Auf der Leiste zwei gespreizt seitlich ausgezogene Blütenzweige. In der Mitte aufragend großer Kartuschenschild mit aufwendigem, leicht asymmetrischem Rahmen aus zumeist gemuschelten Rocaillen, das abgesetzte Schildfeld aufgewölbt; bekrönt mit kleinem asymmetrischen Baldachin mit vier abhängenden Lambrequinlappen mit kleiner Kugelspitze, getremmt durch kleine Bänder. Auf dem Baldachin über versenkt reliefierter Eierstableiste eine offene Königskrone (Spange hinten in der Mitte fehlt, die rechts daneben ergänzt): Reif mit ovalen, rautenförmigen und kleinen runden Steinen besetzt; die acht mit Perlleisten besetzten Spangen auf Lilienaufsätzen, dazwischen in Kügelchen auslaufende Dreiecksspitzen; Spangen unten angespitzt; Reichsapfelaufsatz ergänzt. Vom Adler rechts neben der Kartusche nur die kräftigen Füße original, das Tier im Typ falsch ergänzt. Darunter ein gehöhltes Kanonenrohr über Gewehrlauf, darüber Reste von vier Stangen(-waffen); seitlich Trommel mit fünf Lambrequinlappen am Rand, aufliegend zwei gekreuzte Trommelschlegel. Auf der Gegenseite eine schräg aufragende Fahne mit (ergänzter) Lanzenspitze, darüber eine Hellebarde, aufliegend auf dem Tuch zwei Reiterpistolen; unten eine Trommel mit Tragband und zwei seitlich eingesteckten Schlegeln. Nur die Rückseite der Fahne leicht gehöhlt. Dekor: Auf der Oberseite sehr reich mit Gold akzentuiert angespitzt, kleinteilig bei Blüten und Blättern. Kanonenrohr völlig vergoldet (ebenso, aber neu, der Adler). Im oberen Kartuschenschild in goldener, vegetabiler Kalligraphenschrift Monogramm "AR" (Augustus Rex) mit unten eingefügter kleiner "3". Auf dem unteren Kartuschenfeld Goldfond mit sorgfältig, kleinteilig radiertem sächsisch-polnischem Wappen: Quadriert, in I und IV diagonal gestellt der gekrönte polnische Adler mit waagrecht aufgestellten Füßen; in II und III der gepanzerte litauische Reiter mit Schwert und Schild auf sprengendem Pferd; alle vier Felder senkrecht schraffiert. Als Herzschild unter gefütterter Krone mit Flammenaufsatz ein gespaltener Schild, darin heraldisch rechts auf geteiltem, oben dunklerem Grund die gekreuzten Meißener Schwerter mit aufgerichteten Spitzen, linke Hälfte zehnfach quer gebändert, schräg darüber das Rautenkränzlein.

BV013797668
Zum Objekt: Mus.-Kat. Rainer Rückert, Meißener Porzellan-Sammlung Stiftung Ernst Schneider. Führer durch die Schausammlungen des Bayerischen Nationalmuseums München, Filialmuseum Lustheim, 1.-7. Auflage, München 1972-1985, Abb. 26

BV005360536
Zum Objekt: Otto Walcha, Meißner Porzellan, Helmut Reibig (Hrsg.), Dresden 1973, Abb. 172

BV012662786
Zum Objekt: Rainer Rückert, Meissen: Porzellan des 18. Jahrhunderts, Zürich 1977, Abb. Taf. 130

BV005396267
Zum Objekt: Peter Wilhelm Meister, Horst Reber, Europäisches Porzellan, Stuttgart 1980, Abb. 535

BV013797462
Mus.-Kat. Rainer Rückert, Meißener Porzellan-Sammlung Stiftung Ernst Schneider. Führer durch die Schausammlungen des Bayerischen Nationalmuseums München, Filialmuseum Lustheim 8. Auflage, München 1991, Abb. 41

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 312, 428, Abb. S. 313, Kat.-Nr. 123

BV023416956
Zum Objekt: Nina Kozlowski, Ewa Krasińska-Klaputh, Aleksander Menhard, Bayerische Löwen Polnische Adler. Auf gemeinsamen historischen Spuren Bd. 1, Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (Hrsg.), München 2008, Abb. S. 137

BV042211051
Zum Objekt: Sandy Alami, "Von wahrhaft künstlerischer Ausführung". Porzellanplakettenmalerei aus Thüringen seit dem 19. Jahrhundert, in: Studien zur Volkskunde in Thüringen, Bd. 5, Volkskundliche Kommission für Thüringen e.V. von Christel Köhle-Hezinger (Hrsg.), Münster 2014, S., Abb. Tafel 12

BV046290962
Zum Objekt: Kat. Langeloh Porcelain. 100 Jahre Porzellane und Fayencen des 18. Jahrhunderts 1919-2019, Elfriede Langeloh, Friedel Kirsch (Hrsg.), Weinheim 2019, S. 282 ff., Abb. 234, Kat.-Nr. 40

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