Collection

Jahreszeitenvase "Sommer"

Artist
Modell: Johann Joachim Kändler, Modell: Peter Reinicke, Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
Modell: 1744 (?); Ausformung und Staffierung: 3. Viertel 18. Jh.
Material
Hartporzellan, Aufglasurfarben, Gold
Dimensions
H. 33,8 cm, H. (Gefäßrand) 33,2 cm, B. 22,9 cm, Dm. (oben) 19,6 cm, Dm. (unten) 13,2 cm, G. 3225 g
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 633
Relation
Inv. No. ES 633, ES 634, ES 764 (Vasensatz)
Acquisition
Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider

Dr. Rückert, 1991 / Flötenvase mit kugliger Bauchung. Bodenfläche über eine leichte Schräge 4 mm tief eingesenkt (Dm. 9,9 cm), in der Mitte leicht eingefallen. Standring etwa 2 mm breit, unglasiert und rauh, direkt überführt in den keilförmig abstehenden Fußwulst, seine untere Partie (B.15 mm einschließlich Standring) konvex ausladend, die Kante gerundet, obere Partie direkt in den Konkavschwung der Vasenwandung überführt. Flacher Fond. Unteres Viertel der Wandungshöhe (ca. 8,2 cm) konkav geschnürt, darüber eine ca. 7,2 cm hohe Bauchung in stark gedrückter Kugelform zwischen zwei Gratabtreppungen, über der unteren eine schmale Kehlfurche. Obere, aufbossierte Hälfte der Vasenwandung über dem Kugelbauch (Dm. ca. 13,7 cm) zunächst leicht eingezogen, darüber zylindrisch, der Mündungsrand in Trompetenform stark geweitet; Kanten des knapp 4 mm dicken Randes gerundet. Innenseite der Vase analog zur Außenwandung, jedoch ohne die Profilierung um die Bauchung. Reliefdekor: Auf der Schauseite überaus reich aufgarnierte, bis zu 6 cm weit abstehende plastische Auflagen, die welligen Äste meist à jour abstehend. Aus dem Fußrand wachsen drei Äste auf: Ein im unteren Teil fast fingerdicker, der in steiler Schrägtordierung um die halbe Vasenwandung bis hinauf zum Mündungsrand geführt ist und sich oben am Kugelbauch beidseitig gabelt, behängt mit sechs Kirschen an dünnen Stielen in natürlicher Größe, das knappe Dutzend lanzettförmiger Blätter mit gesägten Rändern ein wenig zu lang und in der Blattmitte nicht geknickt. Der Kirschast unten begleitet von einer dünnen, enger geschlängelten Erbsenranke mit vier großen gegenständigen Paaren von Blättern in untersetzter Ovalform mit eingekerbter Spitze sowie drei ca. 5,5 cm langen Erbsenschoten, in nach rechts ausbuchtendem Bogen senkrecht aufwachsend, die Rankenspitze mit kleinen Blättchen und drei kleinen Erbsenblüten bis über den Lippenrand der Vase geführt. Der dritte Wellenast wächst links von den beiden anderen nur bis zum Kugelbauch der Vase auf: Ein mehrfach gegabelter Johannisbeerstock, der Ast etwas dicker als die Erbsenranke, mit fünf dreifach angespitzten, gesägten Blättern sowie drei lockeren Trauben mit sieben oder neun Kugelfrüchten, die vierte Traube gerade von einem Fasan abgerupft. Oben auf dem Fußrand außen um die drei Fruchtstöcke je ein Blattbüschel, rechts anschließend drei kleine Pilze, sodann ein weit auskragender Terrainbatzen mit Blattauflagen, auf dem ein 13,7 cm hoher und 11 cm breiter Fasan mit steil aufgestelltem Schwanz sitzt, sein Leib auf die geknickt eng angezogenen Läufe geduckt, der Kopf mit stark gewölbtem Schnabel schräg nach vorn gestreckt und zur Vase gedreht, im Schnabel fünf Johannisbeeren, Schwanzgefieder beidseitig sorgfält reliefiert und graviert; das Tier hohl ausgeformt, schräg unten im Terrainbatzen konisch eingestochen (Dm. 6 zu 3 mm) ein größeres Brennloch zum hohlen Inneren. Über dem Johannisbeerstock angarniert in mittlerer Höhe der Vase ein herbeigeflogener Putto, aufgesetzt mit seinem linken Oberschenkel oben auf den Kugelbauch; der angewinkelt angehobene linke Unterschenkel waagrecht abgestreckt, rechtes Bein herabbaumelnd, auf dem rechten Schulterblatt ein Paar Libellenflügel, der große Kopf zur rechten Schulter geneigt, sein Haar lockig zurückgekämmt, à jour bogig über den Rücken herabfallend ein faltiges Tuch mit geknickt abhängendem Zipfel unter der Schulter; in der Hand des angewinkelt vorgestreckten rechten Armes ein kurzer Stielgriff, wohl von einer Sichel, der waagrecht vorgestreckte, an der Vasenwandung anliegende linke Arm umfaßt eine mit dickem Band geschnürte Weizengarbe; weitere, hoch aufragende Weizenhalme gegabelt hinter dem Putto eingesteckt, darin drei große nelkenartige Kornblumen, vier große runde Rosettenblüten, eine vier- und eine fünfblättrige Blüte sowie vier kleine fünfpassige Blüten. Auf einer Ähre eine 3,5 cm lange Heuschrecke mit großen genuppten Hinterbeinen, auf dem Vasenrand aufbossiert ein Biene wie bei Kat.Nr. (Inv.-Nr.: ES 764 a), die Flügel weitgehend verloren. Goldenes Ringband schräg auf dem Mündungsrand der Vase. Auf dem Vasenfuß um die Reliefauflagen gelbgrüne und dottergelbe Farbtupfen, ebenso auf dem Kragstein. Aller Reliefdekor komplett staffiert: Der Kirschenast mit milchigem Braun und Gelbgrün, Erbsenranke und Kirschstiele mit hellem, fleckigem Gelbgrün, die drei Erbsenblüten mit Inkarnatfarbe, der Johannisbeerenstrauch mit bläulichem Seegrün; Blattauflagen gelbgrün mit gelben Flecken, die purpurne Nervatur durch Übermalung in Manganbraun verfärbt, Blätter des Johannisbeerstocks seegrün mit eisenroten und zitronengelben Spitzen. Auf den Kirschen dunkles bis tief dunkles Kirschrot, auf den Erbsenschoten Gelbgrün mit fleckigen, gelblichen Aufhellungen, zwei Johannisbeertrauben in tief dunklem Violettblau, eine eisenrot, die vierte inkarnatfarben. Pilze ebenfalls inkarnatfarben, grauschwarz gefleckt. Federn des Fasans auf Kopf und Oberhals gelbgrün, mit übermalter Purpurzeichnung und ebenso ein Halsfleck, auf dem Unterhals emailblau; auf dem Leib schokoladebraune Schuppenfedern, in ihren schwarzen Randbändern eine aus der nassen Farbe ausradierte, glasurweiße Linie; Arm- und Handschwinge schokoladebraun mit dunklerer Zeichnung; Hinterrücken, Oberseite des Schwanzes und Schenkel schokoladebraun gestrichelt und mit schwarzen Strichen gebändert, Unterseite des Schwanzes zart inkarnatfarben; Schnabel graubraun, die Augenflecken eisenrot, Augeniris gelb, Augenrand und Pupille grauschwarz; der Fuß graubraun mit grauschwarzer Bänderung. Heuschrecke in Gelb- und Grasgrün mit übermalter Purpurzeichnung, auf den Beinen Seegrün und etwas Rotbraun, das dornartige Leibenden zwischen den gespreizten Flügeln hochgereckt, in Grauschwarz die Augenzeichnung. Putto staffiert mit blasser Inkarnatfarbe mit zart roten Flecken, das Haar graubraun gesträhnt auf schwach gelber Untermalung, grau die Brauen, schokoladebraun die Zeichnung der Augen und Nasenlöcher, Pupillen schwarz, der Mund eisenrot mit dunkelrotem Querstrich; auf den Flügeln purpurne Strichzeichnung über gelber Fleckung, mit großem schieferblauen Farbtupfen; Tuch auf dem Rücken in milchigem Violettpurpur, der (Sichel-)Stiel braun. Alle Ähren strohgelb samt Halmen, die nelkenförmigen Blüten in dunklem und hellem Emailblau, ihre abstehenden Staubgefäße gelbgrün; große Rosettenblüten mit Eisenrot umrandet, Blütenmitte schwarz, auf den anderen Blüten Purpur in unterschiedlichen Tönungen, Blütenmitte gelb; Binde um die Weizengarbe in dunklem, milchigem Purpur. Auf der Biene Graubraun, ihr gelber Leib schwarz geringelt. Rückseitig auf der Vasenwandung gleichartig wie bei Kat.Nr (Inv.-Nr.: ES 764 a) mit Graubraun ombrierter Insektendekor in graphisch-schablonnenhafter Ausführung, Zeichnung und Gliedmaßen schwarz: Links unten über dem Fuß eine Art Schwalbenschwanz (B. 6,1 cm) mit zitronengelben Flügeln, umrandet mit milchigem Purpur, Emailblau und Schwarz, vordere Flügelecken gelbgrün mit schwarzer Ränderung, Körper in dunklem Braun, Binnendekor in der Art von Libellenflügeln in Eisenrot und Schwarz mit gelben Tupfen; darüber auf dem Kugelbauch der Vase ein Zweiflügler mit rotem Leib und grauen Flügeln, links darüber eine Motte in Gelbgrün, Eisenrot und Gelb; links oben auf der Wandung große Ameise in Braun und Schwarz, ganz oben ein kleiner Zweiflügler mit rotbraunem Leib und grauen Flügeln; rechts in der Mitte über einer Raupe in Purpur und Schwarz ein farblich fantastisch gemusterter Schwärmer (B. 5,7 cm) in Emailblau, Eisenrot, Zitronengelb, blassem Purpurviolett, Gelbgrün und Grauschwarz, der Leib schokoladebraun, beide Antennen gelb; unten rechts über dem Fuß ein Käfer mit rotbrauner Brust und zitronengelbem Hinterleib.

BV038208658
Zum Objekt: Rainer Rückert, Zur Staffierung der Gesichter von Meissener Porzellanfiguren (Teil IV), in: Keramos Heft 153, Düsseldorf 1996, S. 162, 182, Abb. 200

BV019263414
Zum Objekt: Doris Kutschbach, Prestel-Museums-ABC München, München 2004,

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 427, Abb. S. 303, 304 f. (Details), Kat.-Nr. 120

BV037997503
Zum Objekt: Julia Weber, Kunst als Instrument der Diplomatie - Der Austausch von Porzellangeschenken zwischen dem sächsisch-polnischen und dem französischen Hof 1747-1750, in: Keramos. Zeitschrift der Gesellschaft der Keramikfreunde e.V. Düsseldorf Heft 193, 2006, S. 25-46, S. 30, 32, 37, Abb. 7

BV038039997
Zum Objekt: Julia Weber, La porcelaine au service de la diplomatie. Les échanges de présents entre Dresde et Versailles, in: Sèvres. Revue de la société des amis du musée national de céramique Heft 16, 2007, S. 51-61, Abb. 5, S. 53

BV023476779
Zum Objekt: Julia Weber, Royal presents. Porcelain gifts exchanged between the French and the Saxon-Polish Court in the mid-18th century, in: The International Ceramics Fair und Seminar, 12th-15th June, 2008 at The Park Lane Hotel, Piccadilly, London WIJ 7BX, London 2008, S. 38-47, S. 38-47, Abb. S. 39

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