Collection

Stangenvase aus einem siebenteiligen Vasensatz mit indianischen Blumen und Tieren

Artist
Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
um 1730/1735
Material
Hartporzellan, Aufglasurfarben, Gold
Dimensions
H. 34,3 cm, Dm. 23,6 cm, Dm. (unten) 9,1 cm, G. 2681 g
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 646
Relation
Inv. No. ES 640 a-b - ES 646 (Vasensatz)
Acquisition
Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider, Aus der Sammlung Walter von Pannwitz

Form: Bechervase. Am kleinen flachen, konisch 1,6 cm tief eingesenkten Boden (Dm. 6,8 cm) ein kräftiger, bis zu 2 cm dicker Ringfuß; 6 mm breiter, flacher, unglasierter Standring mit abgefaster Innenkante. Äußerer Fußrand als nach unten eingezogener Viertelstabwulst (H. 12 mm, oberer Dm. 10,5 cm), darüber große tiefe, 13 bis 14 mm hohe Kehlschnürung; abgetreppt darüber konkave Weitung in stark gedrückter Halbkugelform; die im Knick (Dm. 14,2 cm) darüber abgesetzte Wandung geschnürt, oben trompetenförmig geweitet, der ausladende Mündungsrand gerundet. Innen kleiner, konisch 9 mm eingetiefter, abgeflachter Fond (Dm. ca. 6,5 cm); der außen durch einen Knick betonte Wandungsansatz innen weich, konkav gerundet; innen viele, meist feine Drehrillen./Rückert, Dr. Rainer, 1991
Dekormuster: Kehlschnürung über dem Fußwulst völlig vergoldet. Bemalung der Außenwandung mit ausgesprochener Schauseite in kräftigen, leuchtenden Muffelfarben: Grasgrün (Kupfergrün), Gelb- und Seegrün, Eisenrot und Purpur in hell und dunkel, Emailblau, Zitronengelb, Schwarz, dünnes Rotbraun und Gold; schwarze Zeichnung, bei dünnem Auftrag graubraun, sowie rote bei eisenroten, purpurnen und goldenen Farbflächen. Auf der annähernd halbkuglig geweiteten, unteren Bauchung zwei gleichartige Dekormotive in Form von je einem gegabelt abhängenden Zweig mit vier bzw. fünf roten, teilweise ein wenig gewimperten Blüten sowie gelbgrünen, Schwarz geaderten Blättern. Ohne Dekorzusammenhang darüber auf der hohen, geschnürten Wandung reiche Bemalung nach stark abgewandelten chinesischen Vorbildern im Famille verte-Stil: Pfahlartiger, grasgrüner, dicker Bambusstumpf, waagrecht in vier Abschnitte unterteilt; dahinter geschlängelt aufwachsender, gelbgrüner, bambusartiger Stengel mit fächerartigen Blüten, ihre je drei Kelchblätter eisenrot, die Fächer blau mit gelben Kugelrändern oder gras- bzw. gelbgrün mit blauen, gelben oder grasgrünen Kugelrändern, teilweise an kleinen schwarzen, rispenartigen Stielen; an den Zweigen, teilweise nur wie angeschoben wirkend, reicher, dichter Blüten- und Blätterbesatz, vielfach umgeben von schwarzer Tüpfelung auf zart seegrüner Untermalung, die unterschiedlich geformten Blätter in Gras-, See- oder Gelbgrün sowie Blau, Rippen der größten Blätter gelb wie auch deren Zwickel in den Blatteinschnitten; Blüten als rote Chrysanthemen mit goldener oder blauer Mitte oder in Purpur mit rot-goldener Mitte, dazu päonienartige Blüten in gleicher Farbigkeit, Knospen in Rot oder Purpur mit Rot; über einer Päonie zwei steife, gelbgrüne Schößlinge, die dünnen Zweigenden in Schwarz auf dünner seegrüner Untermalung, teilweise etwas gewimpert. Weit oben am Stengel über einer Zweiggabelung großes grasgrünes, lotosartiges Blatt, umgeben von purpurner Träubelung mit übermalter schwarzer Zeichnung. Darunter, schräg nach unten geneigt auf dem Stengel sitzender, großer bunter Vogel, fasanartig durch den langen Schwanz, auf der Stirn der Kamm des Phoenix, in allen auf der Vase verwendeten, manchmal schwarz getüpfelten Farben außer Grasgrün und Rotbraun; auf dem schwarzen Kehllappen goldener Fleck, in Schwarz mit teilweise roter Konturierung die Läufe, der Schnabel und der Kamm. Der Phantasievogel blickt nach links herab auf einen zu ihm aufschauenden Tiger auf schwarz gepunktetem Terrain mit kleinen grasgrünen Unkrautstauden; sein schwarz gestreiftes und getüpfeltes Fell zart gelb mit zart rotbrauner Schattierung, die Klauen schwarz, Ohren und Zunge rot, in den goldenen Augen rote Schlitzpupillen. Hoch über dem Tiger herabfliegend ein dicklich-plumper, sehr bunter Vogel mit roten Läufen, Handschwingen und kleinen Kammfedern, in Schwarz der Schnabel sowie der Kehllappen mit goldenem Fleck; rechts daneben beim Blütenbusch übergroßer Schmetterling in Rot, Purpur und Grasgrün, seine Gliedmaßen schwarz. Auf Glasurwarzen je ein dünner grüner Farbtupfen mit schwarzer Tüpfelung. Auf der Rückseite der Wandung zwischen den Zweigspitzen ein dritter großer, herabfliegender Phantasievogel mit zurückgebogenem, gelbem Kopf und gelbem Storchschnabel, seine Flügel grasgrün mit rotem Bug, Unterseite des Körpers purpurn, die blaue Oberseite schwarz getüpfelt, ebenso der gelbgrüne Schwanz mit roten Steuerfedern, Lauf und Fiederung des Körperkonturs eisenrot. Tief unter ihm auf der Wandung über dem Bauchungsknick ein unmäßig dicker, geschlängelter, bambusartiger Baumstumpf in Grasgrün, waagrecht in vier Abschnitte unterteilt; daran viele bunte, windenartige Blüten in Blau, Rot oder Purpur mit goldenem Mitteltupfen, ferner in Gelb-, See- oder Grasgrün, zumeist schwarz getüpfelt./Rückert, Dr. Rainer, 1991

BV005360445
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Kunsthalle, Köln, 18. Mai 1968 - 4. August 1968: Weltkunst aus Privatbesitz. Helmut May (Hrsg.), Köln 1968, Kat.-Nr. E 3 f, g

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 156 f., 411, Abb. S. 156, 158 f., Kat.-Nr. 50

BV040748200
Zum Objekt: Mus.-Kat. Julia Weber, Meissener Porzellane mit Dekoren nach ostasiatischen Vorbildern Bd. 1-2, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2013, Kat.-Nr. 456

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