Collection

Essig- oder Ölkännchen vom Tafelaufsatz für den Grafen Brühl

Artist
Modell: Johann Joachim Kändler, Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
Modell: 1737; Ausformung und Staffierung: um 1740
Material
Hartporzellan, Aufglasurfarben, Gold
Dimensions
Kanne: H. (gesamt) 17,7 cm, H. (ohne Deckel) 17,7 cm, H. (Gefäßrand) 16,4 cm, L. 14,5 cm, B. 9,3 cm, Dm. (unten) 7,1 cm, G. 936 g; Deckel: H. 3,3 cm, Dm. 4,5 cm, G. 31 g
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 857
Relation
Inv. No. ES 850 a-e - ES 860 (Tafelaufsatz mit Gewürzgefäßen)
Acquisition
Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider, Aus der Sammlung Henry James King, Aus der Sammlung Walter von Pannwitz

Dr. Rückert, 1992 / In einem Stück gebrannte, hohle, dickwandige Kanne mit aufgesetztem Deckel. Formnähte völlig verputzt. Fast runde, flache, unglasierte Standplatte mit abgefaster oder leicht gerundeter Kante; im Brand minimal verzogen, deshalb leicht wackliger Stand. Außenrand des Sockels leicht gerundet, oben Kehlfurche, darüber kleiner Absatz. Darauf felsartiger, etwas eingezogener Sockel, dicht belegt mit aufbossierten, mehrfach angespitzten Blättern und vier Blüten. Dieser Felssockel als Stütze für einen direkt auf ihn aufgesetzten Hahn vom Phoenix-Typ; reich reliefiertes Gefieder mit vor dem Glasieren eingeritzter Binnenzeichnung. Die abgeknickten Läufe seitlich am Felssockel angedrückt, nur am linken Unterlauf à jour vor dem Sockel, die vier Zehen der Füße auf den Rand der Standplatte gekrallt. Flügel des Tieres angelegt, Kopf hoch gereckt, Schnabel geöffnet. Lange Schwanzfedern mit aufgerollten Spitzen, bogenförmig als Gefäßhenkel aufgestellt, am Rücken der Figur anlaufend. Auf dem Vogel sitzt im Reitsitz ein junger, lachender Chinese mit herabbaumelnden Füßen, seine Hände um den Hals des Vogels gelegt, der Kopf mit übergroßen Ohren scharf über die linke Schulter gedreht, Blick nach rückwärts gerichtet; bekleidet mit langem, mantelartigem Gewand mit schmal umgeschlagenem Kragen und hoch sitzendem Gürtel, Ärmel in den Armbeugen gebauscht. Rechte Hand des Mannes à jour vor dem Vogelhals. An den Füßen Sandalen. Schädelkalotte über den Brauen flach abgeschnitten, Rand außen oval (3,1 x 2,4 cm) , innen rund (Dm. 1,9 cm), Ränder ursprünglich sämtlich glasiert. Als kleine Ausgußöffnung dient der Vogelschnabel.Dekor: Kehlfurche am Sockelrand vergoldet, Blätter am Sockel mit Gelbgrün sowie zartem und kräftigerem, rotstichigem Gelb staffiert; Blüten in Eisenrot mit goldenem Knopf in der Mitte, in dunklem Purpur mit zwei goldenen Tupfen, in Gelb mit goldenem Knopf in der Mitte sowie in Emailblau mit goldenem Mitteltupfen. Vogelläufe in hellem Braun mit dunkelbrauner Zeichnung, Krallen schwarz. Gefieder an Kopf und Hals mit Blau und Gelb angespitzt, Flügelbug schwarz über gelbem Gefieder. Schwanzfedern angespitzt mit Eisenrot, kräftigem Gelb, Emailblau und Purpur. Schnabel in hellem und dunklem Braun, Nasenlöcher schwarz, ebenso der eingerollte Steg am Schnabelwinkel. Augen schwarz mit roter Iris, Hautlappen auf der Stirn und am Kinn eisenrot, Umgebung der Augen purpurn,nach hinten in Gelb auslaufend mit kleiner roter Feder; obere Kammfeder gelbgrün, die mittlere schwarz, die untere mit Gelb angespitzt; Kehlfeder schwarz. Gewand des Chinesen weiß belassen, Kragen sowie das in den Ärmelenden und am unteren Saum hinten sichtbare Gewandfutter in Purpur; untere Saumkante in Gold gebörtelt, mit Rot umrandet, in den Einbuchtungen kleine rote Dreiblätter. Goldener Gürtel. Gelbe schuhe mit braunen Sohlen, obere Kante rot gerändert, die Indianischen Blumen des Schuhdekors in Gelbgrün, Emailblau und Gold, mit roter Zeichnung. Sparsame Inkarnatstaffierung in schwachem Eisenrot; Mund kräftig rot, schwarze (!) Brauen, braune Augenzeichnung, Pupille und Irisrand in schwarz. Haupthaar, am Hinterkopf sichtbar, als schwarze Fläche. Nasenlöcher braun. Einsetzdeckel massiv; mit 12 mm hohem, von 19 auf 13 mm Durchmesser konisch angespitztem, am Ende abgeflachtem Stöpsel, der nur am Ansatz beim Auflagerand glasiert ist. Etwa 13 mm waagrecht ausladender Auflagerand, um den Stöpsel auf 5 bis 6 mm Breite schräg eingetieft und nur hier glasiert; Rand zwölffach rosettenartig gebogt, Kante nach unten schräg geschnitten eingezogen. Deckel als exotischer Hut für den Hahnenreiter, seine breite, konkav ausladende Krempe zwölffach radial facettiert, sanft eingebuchtet und radial schwach gefurcht; oben ein elfteilig godronnierter Aufsatz mit Knaufbekrönung aus dickem, oben zu einem Knopf geschnürten Wulstring.Dekor: Oberseite der Krempe mit Frackblau staffiert; in Gold die Randkante, der gesamte Aufsatz und die radialen Trennstege auf der Krempe.

BV002294747
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 1966: Meissener Porzellan 1710-1810. Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum München, München 1966, Kat.-Nr. 504

BV003249530
Zum Objekt: Stefan Bursche, Tafelzier des Barock, München 1974, Abb. 294

BV038653936
Zum Objekt: Theodore Howard Clarke, Das Northumberland-Service aus Meissener Porzellan, in: Keramos Heft 70, Düsseldorf 1975, Abb. 7

BV013797462
Mus.-Kat. Rainer Rückert, Meißener Porzellan-Sammlung Stiftung Ernst Schneider. Führer durch die Schausammlungen des Bayerischen Nationalmuseums München, Filialmuseum Lustheim 8. Auflage, München 1991, Abb. 33

BV048649461
Zur Staffierung: Rainer Rückert, Zur Staffierung der Gesichter von Meissener Porzellanfiguren (Teil II), in: Keramos Heft 150, Düsseldorf 1995, S. 23, 26, 40, 51, Abb. 62, S. 25

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 340, 342, 430, Abb. S. 341, 343, Kat.-Nr. 134

BV013408355
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Staatliche Kunstsammlungen, Residenzschloß, Dresden, 04. Juli 2004 - 26. September 2004: Schwanenservice. Meissener Porzellan für Heinrich Graf von Brühl, Ulrich Pietsch (Hrsg.), Leipzig 2000, Kat.-Nr. 153

BV042149292
Zum Objekt: Ulrich Pietsch, Die Porzellansammlung des Grafen Brühl (Studia Jagellonica Lipsiensia Bd. 16)Folge Architektur und Kunst in der Ära des sächsischen Ministers Heinrich Graf von Brühl (1738-1763), Thomas Torbus, Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig Geisteswissenschaftliches Zentrum (Hrsg.), Leipzig 2014, S. 237-246, Abb. 3

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