Collection

Erdteilgruppe "Europa" (Figur)

Artist
Modell: Johann Friedrich Eberlein, Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
Modell: um 1746/1747; Ausformung und Staffierung: um 1750/1770
Material
Hartporzellan, Aufglasurfarben, Gold
Dimensions
H. 25,5 cm, B. 29,4 cm, T. 20,7 cm, G. (ca.) 4100 g
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 966
Relation
Inv. No. ES 966 - ES 969 (Große Erdteilgruppe)
Acquisition
Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider

Dr. Rückert, 1991 / Dicke, längliche, annähernd rechteckige Sockelplatte mit unregelmäßig gewellten Rändern. Abgeflachter, unglasierter Boden, wellig, krumm und vor den im Brand aufgebogenen Schmalseiten muldig bis zu 3 mm tief eingefallen; Kanten weich gerundet. Aufbossiert auf der unregelmäßig geglätteten Oberseite etwa zwanzig flach liegende Blattstauden mit unterschiedlichen Blattformen; darauf meist eine Blüte, einmal zwei und dreimal drei, unterschiedliche Blumentypen. Auf der hinteren Diagonalhälfte der Sockelplatte großes stehendes, nach rechts gerichtetes Pferd, Kopf des Schimmels schräg halb nach vorn gedreht, der überaus dichte und lange Schwanz bis zum Boden reichend. Formnaht oben auf der Wirbelsäule. Linker hinterer Huf des Hengstes vor-, der rechte nach hinten gestellt, Vorderbeine nebeneinander. Zähne im Maul durch Rillen reliefiert. Als Brandstütze unter dem Bauch des Schimmels, nur auf der Rückseite sichtbar, ein Armilustrum: Panzer über faltigem Unterkleid, Löwenmaske ohne Unterkiefer auf der linken Schulter; unten auf einem pfeilbündel liegend; angeschoben hinter den Vorderbeinen des Pferdes ein ovaler Kampfschild mit zehn Knopfbuckeln zwischen zwei Randwülsten. Armilustrum angelehnt an ein Architekturfragment vor der rechten Flanke des Pferdes, darauf eine Frauenfigur: schräg gestellter Quader, der ein doppelt ausladendes, reich profiliertes, rechteckiges Gebälkstück trägt, von dem nur das linke Ende zu sehen ist: oben glatt, ebenso die flache Rückseite; seitlich unten im Karniesprofil über kleiner Platte hochgezogen, darüber zwischen zwei kleinen Platten im Viertelstab geweitet, weit vorspringend darüber eine dicke Platte, dann zwischen zwei schmalen Platten nochmals auskragend ein Viertelstabprofil. Auf der Gegenseite vorn auf dem Sockel unterhalb des Tierkopfes ein Globus (kugeldurchmesser ca. 6 bis 6,5 cm) mit waagrecht umgelegtem Reif, unten auf rundem Sockel mit oberem Wulstring aufliegend. Davor auf dem Sockel links zwei Folianten, rechts eine Malerpalette, dazwischen ein Schlegel. Frauenfigur leicht schräg zum Pferd auf dem Gebälk sitzend, ihr rechtes Bein abhängend, das linke im Knie hochgezogen und sein (zur Hälfte verlorener) Fuß abgewinkelt vor dem rechten Unterschenkel. Rechte Hand aufs linke Knie gestützt, locker ein Zepter von gedrechselter Form haltend, sein Griff durch Ringwülste geschnürt, oberes Ende abgesetzt. In der seitlich erhobenen linken Hand ein Reichsapfel. Auf dem zur rechten Schulter gedrehten Kopf Krone mit acht Spangen und blattgeschmücktem Reif, oben in der Einbuchtung ein kugliger Aufsatz. Das in der Mitte gescheitelte Haar der Frau am Hinterkopf geknotet, von wo aus eine dichte Strähne über ihre rechte Schulter nach vorn fällt. Kleidung der Frau: über gerüschtem Hemd mit kurzen Ärmeln und weitem Decolleté eine panzerartige, oben miederähnliche Jacke, lappiger Behang aus halben Ovalen in der Taille, darunter lambrequinartig gegliederter Jackenschoß; steckerartiger, reicher, ornamentaler Reliefbesatz vor der Brust, symmetrisch, Binnenfeld geschuppt, seitlich S-förmige Stege, unten ein Lambrequin, oben in der Mitte große Agraffe, mit kleinen tropfenförmigen Anhängern. Saum des Hemdes unten über den Füßen sichtbar. Figur eingehüllt in ein weites Manteltuch, schräg über der Brust von einer plastisch aufliegenden Edelsteinkette gehalten, bis über den Globus und unter der Palette bis auf den Sockel fallend. Spitze Frauenschuhe mit hohem Absatz und Schleifenbesatz auf dem Rist. Anscheinend nur ein einziges Brennloch durch kleine Öffnung zwischen Rücken der Frau und Flanke des Pferdes. Formnähte weitgehend verputzt, anscheinend u.a. in der Rückenmitte des Pferdes und an seinem Halsansatz sowie senkrecht in den Pferdebeinen; längs beidseitig auf den Unterarmen der Frau. Dekor: Blattauflagen des Sockels mit dunklem, milchigem Gelbgrün staffiert; Blüten mit gelber Mitte, ihre Blätter abgestrichelt mit Purpur bzw. Eisenrot, sieben Blüten mit emailblauem Randstreifen und gelber Mitte, vier mit gelbem Rand und schwarzem Mitteltupfen. Pferd unbemalt bis auf etliche Haarlocken in Mähne und Schwanz, die auf zart brauner Untermalung in dunklerem, schmutzigem Braun gestrichelt sind; Hufe zart graubraun, Maul und Innenseite der Ohren schwach eisenrot, Maulspalte sowie Ränder der Nüstern und Zunge in dunklem Braunrot, braun gezeichnete Augen mit schwarzer Pupille. Außen am Gebälkfragment fünf waagrechte Goldbänder. Panzer des Armilustrums mit silberner, goldumrahmter Schuppung (durch Oxidation größtenteils schwarz verfärbt), Löwenmaske in Gold; untere, gebörtelte Kante des Panzers emailblau mit goldener Randlinie, der eckige Halsausschnitt gelbgrün zwischen goldenen Rändern; Unterkleid in milchigem, orangestichigem Eisenrot. Randwülste und Knöpfe des Schildes vergoldet Das sichtbare, gefiederte Ende des Pfeilbündels zwischen braunen Linien abgestrichelt mit Eisenrot, Purpur und Emailblau, Gelb und Seegrün, vielfach auf purpurner Unterzeichnung. Folianten schokoladebraun mit Goldschnitt, Schlegel zart braun, Palette in hellem Schokoladebraun mit Farbklecksen in Blau, Seegrün, Purpur, Rot und Gelb. Globus auf schwarzem Sockel, die drei Reifen vergoldet, Erdkugel durch braune Striche quadriert (bei Übermalung grauschwarz verfärbt), darauf farbig in brauner Randabstrichelung die beschrifteten Kontinente "EUROPA" in Seegrün, "ASIA" in Purpur und "AFRICA" in Gelb, jeweils in dünnem Farbton, Uumrandungen in gleicher, kräftiger und dunklerer Farbe, Beschriftung vielleicht in Braun und auch die Übermalung zu Grauschwarz verändert. Hemd der Frauenfigur weiß belassen, Jacke in milchigem Purpur mit goldenen Rändern, Brustschmuck und Mantelkette in Gold, Edelsteine in Rot, Grün, Blau und Purpur; Steinbesatz am rechten Ärmelsaum blau mit Goldrand; Manteltuch blaugrün gefüttert, Säume vergoldet, auf der zitronengelben Außenseite Indianische Blumenzweige mit purpurner Zeichnung außen bei roten Farbflächen, das Blattwerk gelbgrün, Blüten in Auf- und Seitenansicht in dunklem und hellem Eisenrot, Purpur und schmutzigem Blau, manchmal mit goldenem Mitteltupfen. Inkarnat in dünnem Eisenrot, braune Augen mit schwarzer Pupille, in den Nasenlöchern etwas Braun, Mund kräftig rot, Haare und Brauen graubraun gestrichelt. Zepter vergoldet, Weltkugel emailblau mit goldenen Reifen, Krone teilvergoldet mit blauem Aufsatz. Schuhe in hellem, sehr milchigem Purpur, Sohlen in dunklem Schokoladebraun, Schleifen emailblau.

BV005360445
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Kunsthalle, Köln, 18. Mai 1968 - 4. August 1968: Weltkunst aus Privatbesitz. Helmut May (Hrsg.), Köln 1968, Abb. 16, Kat.-Nr. E 40 a

BV014067181
Zum Objekt: Rainer Rückert, Zur Staffierung der Gesichter von Meissener Porzellanfiguren (Teil III), in: Keramos Heft 151, Düsseldorf 1996, S. 30, 53, Abb. 130

BV013880192
Zum Objekt: Kat. Hessisches Landesmuseum, Kassel, 2001: Schatzkunst 800 bis 1800. Kunsthandwerk und Plastik der Staatlichen Museen Kassel im Hessischen Landesmuseum Kassel, Kassel 2001, Kat.-Nr. 151

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 384 f., 436, Abb. S. 386, Kat.-Nr. 154

BV047101734
Zum Objekt: Andrea Polaschegg, Möglichkeitsraum Morgenland. Fürst Pückler im Schwerefeld orientalistischer Erfahrungswelten des 19. Jahrhunderts (Edition Branitz, Bd. 16), in: Fürst Pücklers Orient. Zwischen Realität und Fiktion, hrsg. von Marie-Ange Maillet u. Simone Neuhäuser, Berlin 2020, S. 24-45, S. 32, Abb. 4

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