Collection

Teller aus dem "Brühlschen Allerlei"

Artist
Modell: Johann Friedrich Eberlein, Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
Modell: 1743; Ausformung und Bemalung: um 1743/1747
Material
Hartporzellan, Aufglasurfarben, Gold
Dimensions
H. 4,4 cm, Dm. 26,5 cm, Dm. (unten) 13,2 cm, G. 606 g
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 1680
Relation
Acquisition
Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider

Dr. Rückert, 1991 / Großer, flach gemuldeter Eßteller. Am abgeflachten Boden (Dm. 12,2 cm) ein 4 bis 5 mm hoher Ringfuß, beidseitig keilförmig von 9 auf 2 bis 3 mm angespitzt; Standring unter Freilegung der Masseporen glatt geschliffen, scharfe Randkanten. Unterseite des Tellers nicht völlig glatt, wohl durch unterschiedliche Glasurdicke. Flacher, weiter Fond, direkt überführt in die relativ weite, gut 1 cm hohe Kehle. Im Knick durch einen Fadenwulst (Dm. 17,5 cm) von dieser abgesetzt eine flache, minimal gemuldete bzw. auf der Unterseite gewölbte Fahne, etwa im Winkel von 20° schräg aufgestellt. Randpartie ein wenig aufgebogen, auf der Oberseite betont durch ein flaches Wulstband hinter kleinem Fadenwulst. Tellerrand sechsfach faconniert in der Art des ÒAlten Ausschnitts" durch kurze, tiefe Einbuchtungen, dazwischen langgezogene, ebenso tiefe Einbuchtungen; Randkanten gerundet. Unterseite der Fahne glatt; die 3,8 bis 4,7 cm breite Oberseite zwischen den begrenzenden Fadenwülsten reich reliefiert, Reliefhöhe stark differenziert: sechs oblonge, unterschiedlich lange und unterschiedlich geränderte, asymmetrische Kartuschenfelder mit kräftigen Fadenwülsten als Rahmung (außer an der Unterseite vor dem Ansatz der Kehle), spielerisch miteinander verzahnt, untere Enden zu einem kleinen Knopf aufgerollt und ebenso die Aufbrechung oben in der Mitte. Kartuschenmitte jeweils unter den kurzen Randeinbuchtungen. Die wülste als C-Bögen geschwungen, manchmal auch geknickt. Alle Kartuschen gefüllt mit unterschiedlichem, also sechsfachem Flechtwerk: 1 ) Rechtwinklig in weitem AbStand ge- flochtenes Òstuhlgeflecht" mit kleinem Knopf auf jedem zweiten Kreuzungspunkt über einem leicht gebuckelten Diagonalgeflecht, letzteres in der Art japanischer stilisierter Blütenmuster; aus der oberen Sprengung des Kartuschenrahmens hängt eine große , wirbelig geschwungene, fünffach fächerförmig gefurchte Muschel herab, ihr innerer Teil fein konzentrisch gesträhnt, der äußere jedoch radial und mit doppelter, konzentrischer Randlinie. 2 ) Rechts anschließend feines Ozierrelief mit Staken aus dünnen Fäden, Flechtung aus knapp 1,5 mm breiten Bändern; oben in der Sprengung ein geschwungenes, einseitig gefiedertes Blatt. 3 ) In weitem Abstand diagonal geflochtenes, ca. 1,5 mm breites Bandwerk, gefüllt mit winzigen vierblättrigen Blütenrosetten vom Vergißmeinnichttyp; aus der Sprengung hängt ein großes gefiedertes Muschelornament herab, gebildet aus einem Kranz geschwungener, gebuckelter Fransen in extrem langgezogener Tropfenform, aus dem sieben blattartige, gebogene und fein gesträhnte Gebilde wachsen; in der Sprengung über gebogtem Fadenwulst ein liegender Ovalbuckel, seitlich und unten begleitet von je einer Punktnuppe. Rechts anschließend. 4 ) fischgrätenförmiges Flechtwerk aus knapp 1,5 mm breiten Bändern , radial zur Tellermitte gerichtet; oben in der Rahmensprengung eine kleine stehende Fächermuschel. 5 ) Waagrecht und eng versetzt geflochtenes Ozier, Flechtbänder als waagrecht breit gezogene Sechsecke; aus der Sprengung hängt eine große dreizehnteilige Fächermuschel herab, ihre tropfenförmig verdickten Rippenenden alternierend lang oder kurz und auf flachen platten vom selben Umriß aufliegend, am Ende der langen Rippen je eine Punktnuppe. 6 ) Sulkowski-Ozier, aber aus je drei statt vier Strähnen, flach statt gewulstet, ihre Breite wieder knapp 1,5 mm; außen auf dem Wulstfaden des rechten Kartuschenrahmens radial stehend fünf längliche Pfeifenornamente mit gebuckeltem Mittelwulst, oberes Ende der flachen Rahmung zwischen Ecknasen ausbuchtend und von einer Punktnuppe bekrönt. Restfelder zwischen den Kartuschenfeldern kleinteilig reliefiert durch versetzt abhängende, halbkreisförmige Schuppen; eines dieser Felder nach unten waagrecht begrenzt durch einen Fadenwulst, zwei weitere durch einen Doppelfaden, der eine in der Mitte nach unten um ein kleines Rundfeld ausbuchtend, darunter ein abhängendes Palmettblatt, auf dem anderen eine stehende, von der seite gesehene Kugelblüte mit je einer Punktnuppe oben und unten; im fünften Feld ähnliches, abhängendes Palmettblatt wie zuvor unter einer Punktnuppe; das sechste Feld nur geschuppt. In den drei nicht durch große Muscheln gefüllten Kartuschen drei große reliefierte, liegende, unterschiedliche Blütenzweige, geschwungen nach links gerichtet, plastisch auf dem Flechtwerk aufliegend (siehe Beschreibung des Farbdekors).Dekor: Goldene Randlinie schräg oben auf dem Tellerrand. Auf Fond und Kehle große Holzschnittblumen ohne Ombrierung, in nicht völlig ausgefeuerten Muffelfarben, Zeichnung - außer bei eisenroten Farbflächen - in durch Übermalung meist zu Grau verfärbtem Purpur. Auf der einen Fondhälfte große unbehaarte,kuglige Kapselfrucht des Mohns (papaver) in zartem Graubraun gestrichelt über dünner gelber (isabellenfarbener) Untermalung, in Rundeln gefleckt, mit Ringwulst am Stielansatz und mit Fruchtblüte. Auf der anderen Fondhälfte drei kurze, kompakte Blumenstengel: große gefüllte Mohnblüte, ihre sechs Kelchblätter in nicht zu kräftigem Gelb mit grauvioletter Strichelung, eisenrot gefüllt mit Gelbhöhung, Blattwerk grasgrün wie auch das streublättchen unter dem Stengelende auf einem Glasurfehler; drei in Manganpurpur über schwach gelber Untermalung gestrichelte Tulpenblüten über drei Schieferblauen Blättern; drei Acker-Stiefmütterchen (pensees) mit fünf Kronblättern, die beiden größten emailblau, die drei klein- neren zart gelb mit eisenroter Strichelung, die drei Blätter grasgrün; rechts daneben grünes Streublättchen über Glasurfehler. Reliefierte Blütenzweige der Fahne bunt übermalt: Stengel und Blätter in Gelb- bis Grasgrün oder hellem Schieferblau, dazu einige gelbgrüne Schilfblätter; kleinere Blüten Vergißmeinnichtartig in Emailblau mit gelbem Mitteltupfen, die von der Seite gesehenen, kleinen Blüten als Schneeglöckchen in zartem Gelb mit grauvioletter Zeichnung und Schattierung bzw. purpurviolette Blüten über zartem Gelb; in der Mitte von zwei der reliefierten Zweige dicht beieinander je drei größere unterschiedliche Rosettenblüten in Eisenrot, in Gelb und Eisenrot, in Gelb und Violettpurpur oder in ganz zartem Graugelb, Blütenmitte grasgrün oder zart gelb; am dritten Zweig nur eine große Mittelblüte mit rot-gelben Kelchblättern, gelb mit grauvioletter Zeichnung gefüllt. Alle Blüten und Blätter mit reicher Binnenzeichnung; das Grün lüstrierend.

BV013408355
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Staatliche Kunstsammlungen, Residenzschloß, Dresden, 04. Juli 2004 - 26. September 2004: Schwanenservice. Meissener Porzellan für Heinrich Graf von Brühl, Ulrich Pietsch (Hrsg.), Leipzig 2000, Kat.-Nr. 141

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 432, Abb. S. 352, Kat.-Nr. 139

BV045497750
Zum Objekt: Claudia Bodinek, Ein Meissener Porzellanservice für den Grafen - Das Brühl'sche Allerlei, in: Keramos. Zeitschrift der Gesellschaft der Keramikfreunde e.V. Düsseldorf 2017. Jg. Heft 235/236, Düsseldorf 2017, S. 91 (mit Abb.), Kat.-Nr. A-54

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