Collection

Eistopf mit indianischen Blumen in Unterglasurblau

Artist
Modelle zu Henkeln und Deckelknauf: Johann Christoph Ludwig Lücke, Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
Modelle zu Henkel und Deckelknauf: 1728; Ausformung und Bemalung: um 1728/1730
Material
Hartporzellan, Unterglasurblau
Dimensions
Eistopf: H. (gesamt) 26,2 cm, H. (ohne Deckel) 15,7 cm, H. (Gefäßrand) 15,3 cm, B. 23,7 cm, Dm. (oben) 16,8 cm, Dm. (unten) 11,3 cm, G. (ohne Deckel) 1094 g; Deckel: H. 11,3 cm, Dm. 17,8 cm, G. 373 g
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 1750 a-b
Relation
Acquisition
Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider

Form: Gefäß mit flach gemuldetem, in der Mitte 9 mm tief eingesenktem, glasiertem Boden (Dm. 9,8 cm), umringt von 5,5 mm breitem, unglasiertem, flachem und teilweise beschliffenem Standring, dessen innere Kante meist breit abgefast ist; außen daran eine scharf abgesetzte, glasierte, etwa 3 mm breite und knapp 2 mm hohe Abschrägung der Fußkante. Schräg weit ausgestellter, 15 mm hoher Ringfuß, unterer Rand als Viertelstab gerundet. Abgeflachter, in der Mitte etwas aufgewölbter Fond (Dm. ca. 7 cm), innere Wandung direkt darüber auf etwa 1,5 cm Höhe geweitet und in leichtem Knick von der darüber aufsteigenden, glatten Innenwandung abgesetzt, die dem Profil der Außenwandung mit Ausnahme des äußeren Randprofiles folgt. Wandung in Form eines nach unten ein gezogenen, ovoid geschnürten Zylinders, vom Fuß in scharfem Knick abgesetzt. Ganz oben 7 mm breiter Wulstring, darüber als äußerer Gefäßrand ein 5 mm hoher, leicht schräger Einzug. Gefäßlippe 3 mm dick und gerundet; innerer oberer Wandungsrand auf 1 cm Höhe unglasiert. Oben an der Außenwandung seitlich zwei gleiche, gegenständig angarnierte, aufwendige Henkel aus geschlitzten Spangen, bekrönt von je einem Frauenkopf, den der Modelleur Lücke eine "Sirene" nannte (H. 10,5 bzw. 10,9 cm, B. 3,5 cm): senkrecht gestellter Rechteckstab, C-förmig vor der Wandung gebogt und nach vorn auf ca. 3,5 cm Höhe 5 mm weit geschlitzt außer am unteren Ende des Bogens, das dann hörnerartig in zwei schräg gespreizte, nach oben eingedrehte Voluten als verschobenes Rechteck im Querschnitt mit anliegenden Rundeln am Ende ausläuft. Über dem großen geschlitzten C-Bogen knappe Frauenbüste mit in den Nacken gelegtem und halb zur rechten Schulter gedrehtem Kopf über dickem Hals, im antikisch geknoteten Haar ein angespitztes Diadem; vor der Brust kragenartiges Tuchgehänge mit drei abhängenden Lambrequinlappen, seine Oberfläche gekörnt, darin drei größere Einstiche; seitlich an den Armabschnitten je eine abhäng Volute ähnlich wie unten am Henkel, dazwischen in der Mitte ein haken förmiger Stegzipfel, der an die Wandung anläuft und hier dornartig nach oben anliegt./Rückert, Dr. Rainer, 1992
Dekormuster: Reich bemalt mit dunklem und hellerem, weichem, graustichig ins schieferfarbene spielendem Kobaltblau, das nur an den Henkeln stellenweise tintig bis branstig ist. Auf dem Ringfuß, abhängend von der Schnürung, kleinteilige, stachlige Ornamentbordüre aus neunzehn Dreiecksvoluten vom Typ der chinesischen "Wolkenköpfchen" (Glückszepter, Ju-i), darin kleiner Kreis mit Zentrierungspunkt , an der Spitze drei gereihte Punkte als Protuberanz; zwischen den Volutenornamenten je eine abhängende, ausgezogene Dreiecksspitze zwischen Fransenstrichen, gefüllt mit durch einen Strich gespaltenem, zweitem Dreieck. Oben unter dem Wulstprofil der Außenwandung Doppelringlinie, zwei weitere unten in 2,5 cm Abstand, dazwischen gegitterte Ornamentbordüre: Rautennetz aus dreifachen Strichen, Rhombenfelder durch vier radiale Strichlein blütenartig stilisiert; alternierend darin ausgespart je vier gleiche Motive, a) große sechsblättrige Kirschblüten in Aufsicht, in ihren Randzwickeln abwechselnd große Punkte bzw. Rautenspitzen, Blätter radial fein gestrichelt und gepunktet, b) breite Vierpaßreserven mit dünner innerer und breiter äußerer Randlinie, gefüllt mit kleinem beblätterten Blumenzweig, in seiner Mitte je eine unterschiedliche Indianische Blüte mit Binnenzeichnung. Darüber auf dem hohen Wandungsstreifen auf beiden Schauseiten je ein großer, breit gegabelter Indianischer Blütenstrauch unterschiedlichen Typs: a) zwischen großen, halbseitig schraffierten Lanzettblättern zwei gespreizte, mehrfach gegabelte Äste mit knorrigen Zweigabschnitten, Dornen und unterschiedlich geformten Blättchen, besetzt mit teilweise Clematis und kirschbaumartigen Blüten und Knospen; oben in der Mitte herabfliegender Vogel mit nach hinten gebogenem Kopf und langen, dünnen Läufen; b) verwandter Busch mit teilweise gleichartigen Blüten an drei größeren Ästen aus einem Stamm; oben statt des Vogels großer herabfliegender Schmetterling. Henkel reich mit Blau angespitzt, Kantenabschrägung des C-Bogens sowie untere Volutenrücken schraffiert, unten in der Mitte zwischen den "Hörnern" ein schraffiertes, abhängendes Dreieck; Kragentuch blau umrandet, ebenso die je drei Einstiche; Haare und Augen bemalt, Vorderseite des Diadems fein geschuppt. Großer aufzusetzender Haubendeckel. Innen am 11 mm waagrecht abstehenden, unglasierten Auflagerand mit Rundkante ein nur 4 mm hoher und 2,5 mm dicker, schräg nach innen eingezogener Falzring mit gerundeten Kanten, sein Standring und die Außenseite unglasiert. Innere Wandung des Deckels folgt der Form der Außenwandung. Deckelrand 6 mm ausladend leicht abfallend, Randkante kräftig gerundet; hiervon abgesetzt über ein kleines Plattenprofil die glockenförmig hoch ausgezogene Deckelhaube. Spitze der Haube konisch bis auf 3,l cm Durchmesser eingezogen, darauf ein profiliertes Podest: kantig leicht vor springende, abgesetzte Kehle, ebenso darüber eine zweite, kleinere Kehlfurche unter einem Wulstprofil als Rand einer flachen Rundscheibe (Dm. 3,4 cm), auf der als Griff eine 3,7 cm hohe Pagode sitzt (T. 2,l cm, B. 2,85 cm): Älterer Chinese im Lotossitz, Hände unterhalb der Knie, in einfachem Mantelgewand mit schrägem Revers, auf seinem Kopf ein chinesischer Spitzhut; mit Lippen und Kinnbart, ohne Haupthaar. In gleichem Kobaltblau dem zugehörigen Topf entsprechend bemalt. Dekoraufteilung zur Frontalansicht der Knauffigur um etwa 1,5 cm gegen den Uhrzeiger verschoben. Oben auf dem Deckelrand gleiche Wolkenköpfchen-Bordüre wie am Terrinenfuß, jedoch 38-teilig, also verdoppelt. Am Rand der Kalotte zwischen einfacher unterer und doppelter oberer Ringlinie (Abstand 19 mm) gleiche Bordüre wie unten an der Außenwandung des Topfes, Blumen in den vier Reserven etwas variiert, die großen Kirschblüten dazwischen jedoch seitlich noch begleitet von je einer kleinen sechsteiligen Blütenrosette. Darüber nach oben auf der Deckelkalotte zwei sehr ähnliche, große Blumenbüsche wie auf der Topfwandung, aber ohne Schmetterling bzw. Vogel; ganz oben eine einfache unter doppelter Ringlinie. Untere, breite Kehlfurche des oberen Profilrandes blau ausgemalt, ebenso das oberste Wulstprofil mit Ausnahme seines unteren Randes. Auf der oberen, flachen Rundscheibe Schuppenfond in einer Ringlinie. Bei der Figur Kragen, Revers und Manschetten blau bemalt, Stoff des Gewandes gemustert durch Nadelrosetten, kleine Kreise mit Zentrierungspunkt, gepunktete Kreise, verstreute Punkte sowie auf dem Rücken durch sechs von Blättchen umgebene Indianische Blüten. Blaue Zeichnung auf Augen und Barthaaren. Der blau bemalte Hut radial gestrichelt./Rückert, Dr. Rainer, 1992

BV002294747
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 1966: Meissener Porzellan 1710-1810. Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum München, München 1966, Abb. Taf. 133, Kat.-Nr. 525

BV038583852
Zum Objekt: Christian Theuerkauff, Einige Bildnisse, Allegorien und Kuriositäten von Johann Christoph Ludwig Lücke (um 1703-1780), in: Alte und moderne Kunst: Österreichische Zeitschrift für Kunst, Kunsthandwerk und Wohnkultur Heft 26, Salzburg Wien 1981, S. 27-38, S. 31 (mit Abb.)

BV048649451
Zum Objekt: Rainer Rückert, Zur Staffierung der Gesichter von Meissener Porzellanfiguren (Teil I), in: Keramos Heft 149, Düsseldorf 1995, S. 36, 38, Abb. 14-15

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 419, Abb. S. 221, Kat.-Nr. 84

BV040748200
Zum Objekt: Mus.-Kat. Julia Weber, Meissener Porzellane mit Dekoren nach ostasiatischen Vorbildern Bd. 1-2, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2013, Kat.-Nr. 1

More Objects