Collection

Schneeballvase mit Vögeln

Artist
Modell: Johann Joachim Kändler (?), Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
Modell: 1741; Ausformung und Staffierung: Mitte 18. Jh.
Material
Hartporzellan, Aufglasurfarben
Dimensions
H. 47,8 cm, Dm. 32,2 cm, Dm. (ohne Auflagen) 30,4 cm, G. 10100 g
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 1805
Relation
Acquisition
Geschenk 1968, Aus der Sammlung Ernst Schneider

Dr. Rückert, 1991 / Sehr große, in zwei Teilen gebrannte Vase. Fuß und Gefäßkörper aufeinander gesetzt und verschraubt. Durch eine große Kehle stark geschnürter Hohlfuß. Standring 7 bis 8 mm breit, unglasiert, abgeflacht, Kanten kaum gerundet; Innenhöhe 9,3 cm. Glatte Innenseite in der Randzone trompetenförmig, in halber Höhe bis auf 7,5 cm Durchmesser geschnürt, dann über eine Rundung erneut geweitet und durch eine Abplattung (Dm. ca. 8,5 cm) geschlossen; in deren Zentrum eine Traforierung für eine original zugehörige, eiserne Gewindestange (Dm. 11 mm), die 3,3 cm lang absteht, die viereckige Eisenmutter 21 x 21 mm groß und 6 mm dick, mit abgeschrägten Ecken. Fußrand außen als ca. 8 mm hohe Platte, Oberkante leicht gerundet; Fuß darüber in Trompetenform tief eingezogen zu einer ca. 8,5 cm hohen, tiefen Kehlschnürung; oberer Rand als kräftiger Wulst (Dm. ca. 14,5 cm). In der Oberseite des Fußes anscheinend eine flache Eintiefung zur Aufnahme des Vasenkörpers. Außenseite völlig bedeckt durch aufgarnierten, kleinteiligen Reliefdekor in Form von einzeln vor dem Glasurauftrag aufbossierten, fünfblättrigen Schneeballenblüten in fünfzehn konzentrischen Ringen, Blütendurchmesser 10 bis 13 mm; alle Blüten schüsselförmig tief gemuldet und mit kleiner Warze im Blütenzentrum. Zwischen den Blüten liegen bzw. wachsen à jour geschlängelte Zweige auf, das dicke Astende als tief gravierte lanzettförmige und gebogte Astnarbe; an den Zweigspitzen neun dreilappige Schneeballblätter mit gesägten Rändern, vier der Blätter auf vier anderen aufliegend; außerdem vier große hohle, aus Blüten bossierte, ballenförmige Blütenstände (Dm. 4 bis 5,5 cm) Am Fußrand aufgarniert aus dünnen, strähnig verschlungenen Porzellanfäden ein ovales Vogelnest (L. 9 cm) mit daraufliegendem, fast waagrecht ausgestrecktem Vogel (L. 14 cm, B. 6 cm); Kopf mit vorstehende Augäpfeln und mit sehr kräftigem, hakenförmig oberständigem Schnabel zur rechten Schulter gedreht, Flügel leicht über das Nest gespreizt, Flügelspitzen frei abstehend, ohne sich zu berühren, gegabelter Schwanz mit gerundeten Enden; Gefiederrelief beidseitig auf den Handschwingen sowie oben auf dem Schwanz; eingestochenes Brennloch im Anus. Staffierung des Fußteiles: In der Mitte aller aufgarnierten Blüten kleinteilige Bemalung: Auf der Warze ein zitronengelber bis dottergelber Farbtupfen, umringt von purpurvioletten Strichelchen als Strahlenrosette. Äste und Blätter staffiert mit sehr dunklem, wolkig aufgetragenem, wäßrig wirkendem Grasgrün, die dunkelgraue Blattaderung wohl in übermaltem Purpur, auf einigen Blattspitzen beide Gelbtöne. Vogelnest staffiert mit dünnem, hellem Gelbgrün und etwas zartem Gelb. Dompfaff (Gimpel, Pyrrhula pyrrhula) mit tief schwarzer Kopfkappe, ebenso der Schnabel; Irisring glasurweiß ausgespart; Rücken und die Unterseite der Flügelspitzen mausgrau, Flügel und Oberseite des Schwanzes grauschwarz mit glasurweiß ausgesparter Binde; die Brust dunkel eisenrot gestrichelt auf hell eisenroter Untermalung, Endbinde und Unterseite des Schwanzes glasurweiß belassen. Gefäßteil der Vase unten in stark gestauchter Kugelform geweitet, darüber zylindrisch, oben trompetenförmig geweitet. Glatte, leicht unebene Innenwandung ohne sichtbare Formnähte. Abgeflachter Fond (Dm. ca. 10 cm), über eine Kehle in die Wandung überführt, uneben, in der Mitte traforiert für den geschlitzten, flachen Rundkopf einer Eisenschraube (Dm. 2,8 cm). Auf der gesamten Außenseite aufgarnierter Reliefdekor wie beim Vasenfuß, die kleinen Blüten ebenfalls sehr regelmäßig gereiht. Das Astwerk sehr groß, vom unteren Rand in schräger Tordierung nach rechts oben um die Wandung herumgeführt; auf der Gegenseite zur dicken, vielfach gegabelten Staude noch ein zweiter, über der Bauchung fast senkrecht aufgesetzter und ebenfalls mehrfach gegabelter Ast mit reliefierter Astnarbe am Ansatz wie am Fußteil der Vase. Zahlreiche Blätter unterschiedlicher Größe zwischen dem Blütenbesatz aufgelegt wie am Vasenfuß sowie vierzehn große Schneeballen, alles in asymmetrischer Verteilung. Am Astwerk angeklammert zwei große anbossierte Vögel. Links oben, dicht unter dem Vasenrand, ein wahrscheinlich hohl ausgeformter Wiedehopf, mit dem Bauch an die Wandung geschmiegt, Kopf oben am Mündungsrand, abhängender Schwanz an einen Schneeballen gelehnt, der lang gestreckte Körper in einem Winkel von 50° schräg nach rechts oben aufgerichtet, beide kräftigen Läufe mit je vier Zehen in das Astwerk gekrallt (Diagonallänge 23 cm): Auf dem Kopf eine große aufgerichtete Federholle, zweiteilig, aneinandergeklappt, aus je neun radial gereihten Federn und fünf kleineren am Ansatz; reliefierte Knopfaugen; 3,5 cm langer, spitzer Schnabel, leicht geöffnet, mit schmaler, geschlängelter, angespitzter Zunge; Flügel angelegt, Spitzen frei abstehend, ohne daß sich die Spitzen berühren; langer, gegabelter Schwanz mit gerundeten Enden. Gefieder auf Flügeln, Schwanz und Holle sorgfältig, kleinteilig reliefiert. Rechts vom Wiedehopf, aber tiefer unten aufgesetzt, oben auf der Vasenbauchung ein großer, nach links gerichteter Papagei (Diagonallänge 23,7 cm), seine je zwei Vorder- und Hinterzehen kräftig und knotig um ein dreifaches Astbündel gekrallt, Bauch auf den rechten Lauf gedrückt: Das Tier schräg nach links oben langgestreckt aufgerichtet, Kopf über die linke Schulter fast ganz nach hinten gedreht, im weit geöffneten, dicken Papageienschnabel die in der Mitte gefurchte, dicke Zunge, der geöffnete Schlund als weites Brennloch zum hohlen Inneren des Vogels; beide Flügel halb ausgebreitet, mit frei abstehenden Spitzen, der linke halb gesenkt, der rechte frei vor der Vasenwandung fast senkrecht aufgestellt; schmaler, langer Schwanz mit überlappten Steuerfedern und leicht aufgerollter Spitze; das Gefieder beidseitig auf Flügeln und Schwanz kräftig reliefiert; Knopfaugen und angespitzter Nackenschopf. Staffierung: Bemalung der Blüten, Zweige und Blattauflagen wie beim Vasenfuß. Der Wiedehopf schokoladebraun gestrichelt auf gleichfarbiger, hellerer Untermalung, seine Flügel schwarz-weiß gebändert wie auch die Unterseite des Schwanzes, Schwanzspitze auf der Oberseite schwarz, stellenweise mit mausgrauer Fiederung. Hinterrücken und Bürzel auf dem braunen Grund schwarz gebändert, der vordere Bandansatz glasurweiß; Spitzen des Federschopfes schwarz mit etwas dunklem Mausgrau, im selben Grau die Iris um die schwarzen Pupillen, der Augenfleck rotbraun; Schnabel in gewölktem Mausgrau, die Zunge rotbraun; auf den Läufen helles Grau, grauschwarz gebändert, die Krallen schwarz. Papagei kräftig bunt staffiert: Grasgrün, die dichte purpurne Federstrichelung durch Übermalung zu dunklem Mangangrau verfärbt; zitronen- bis dottergelber Schopf mit brauner Federstrichelung, ebenso die Unterflügeldecken, Schnabel und Zunge in Schwarzviolett, Augenfleck in dunklem auf hellem Eisenrot gestrichelt, ebenso die Oberseite der Handschwingen, schwarze Augäpfel in mausgrauem Irisring; Unterseite der Flügel in den beiden Gelbtönen wie auch die Unterseite des Schwanzes, oben auf den Steuerfedern dunkel schieferfarbenes Emailblau mit purpurner, durch Übermalung zu Manganschwarz verfärbter Zeichnung, einseitig grün gerahmt, die Ränder gelb mit brauner Zeichnung. Auf den Läufen strohgelb, braun geringelt. Krallen tief braun.

BV012662786
Zum Objekt: Rainer Rückert, Meissen: Porzellan des 18. Jahrhunderts, Zürich 1977, Abb. Taf. 109

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 427, Abb. S. 307, Kat.-Nr. 122

BV021779918
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Amira-Palais, München, 20.10.-18.11.2006: Kabinettstücke. Die Meissener Porzellanvögel von Johann Joachim Kändler 1706-1775. Meisterwerke des 18. Jahrhunderts aus privaten Sammlungen, München 2006, S. 13, 15, Abb. S. 12

BV037667893
Zum Objekt: Antoinette Faÿ-Hallé, Comment reconnaître une porcelaine de Saxe du XVIIIe siècle, Paris 2008, S. 56, Abb. 47

BV012416817
Zum Objekt: La Porcelaine de Meissen, in: Dossier de l’ Art Heft 174, Editions Faton (Hrsg.), Dijon 2010, S. 52-60, Abb. S. 54

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