Collection

Sechskantige Deckelvase mit Kakiemon-Dekor

Artist
Herstellung: Porzellanmanufaktur Meißen
Locality
Meißen
Date
um 1730/1735
Material
Hartporzellan, Aufglasurfarben, Gold
Dimensions
Vase: H. (gesamt) 30,8 cm, H. (Gefäßrand) 26,8 cm, Dm. - Dm. (diagonal) 17,6-19,7 cm, Dm. (oben) - Dm. (oben, diagonal) 9,4-10,9 cm, Dm. (unten) - Dm. (unten, diagonal) 12,2-14,3 cm, G. 1619 g; Deckel: H. 5,2 cm, Dm. - Dm. (diagonal) 10-11,5 cm, G. 185 g
Location
Schloss Lustheim
Inventory Number
ES 2001 a-b
Relation
Acquisition
Geschenk 1971, Aus der Sammlung Ernst Schneider, Aus der Sammlung Dr. med. Dora und Kurt Huber

Form: Sechseckige Vase mit flachem, zur Mitte leicht einfallendem, unglasiertem Boden. Die abgeplattete Wandung nach oben konvex geweitet. Voluminöse, konvex eingezogene, ebenfalls hexagonal abgeplattete Schulter. Senkrecht aufsitzender, gut 2 cm hoher, sechseckiger Hals; oben abgeflachter Mündungsrand mit leicht gerundeten Kanten, Oberseite des Randes und ein knapp 1 cm hoher Randstreifen oben an der Innenwandung unglasiert. Alle Kanten der Vase gerundet. Wohl aus zweiteiliger Form, Nähte nirgends sichtbar. Sechseckiger Aufsetzdeckel mit 5 mm Spiel. Am flachen, unglasierten, l cm weit waagrecht ausladenden Auflagerand ein l cm hoher, minimal eingezogener und 3 mm dicker, hexagonaler Falzring, nur seine Innenseite glasiert; Kanten des flachen Standrings gerundet. Sechsseitige Innenwandung, Fond flach gemuldet. Der 3 mm dicke Rand des Auflagerandes als leicht abgeschrägtes Plattenprofil mit gerundeter Oberkante. Eingezogen darüber die aus dem Sechseck ins Rund überleitende Deckelkalotte. Oben auf ihrer Abplattung aufgarniert ein 17 mm hoher und 31 mm dicker, runder Pilzknauf: auf niedrigem, breitem, eingezogenem Zylinderschaft eine flach gequetschte Kugel./Rückert, Dr. Rainer, 1991
Dekormuster: Außenseiten bemalt mit kräftigen Muffelfarben mit sparsamer Goldhöhung: helles und dunkles Eisenrot, fleckiges Emailblau, Seegrün, dunkles, rötliches Schokoladebraun und zart rotstichiges Ockergelb; schwarze, bei fehlender Untermalung (in zartem Seegrün) häufig zu zartem Braun verfärbte und dann manchmal auch ganz vom Feuer verzehrte Zeichnung wie z.B. beim Gesicht der Frauenfigur; eisenrote Zeichnung bei roten, gelben und goldenen Farbflächen. Jede zweite Wandungskante beidseitig gegenläufig bemalt mit einer Bordüre aus sechzehn abwechselnd blauen und seegrünen, fünfteiligen Blättern unter je drei blauen derartigen Blättern auf drei der sechs Ecken der Vasenschulter. Dadurch je zwei Wandungsseiten gerahmt und als in der Mitte geknicktes Bildfeld einheitlich bemalt: a) Links große stehende, junge japanische Frau , halb nach rechts gewandt, in blauem, kaftanartigem Kleid mit roten Kragen- und Ärmelsäumen, ebenso am seegrünen Untergewand, das bis auf die gelben Schuhe herabfällt. Dunkel rotbraunes, fast purpurfarbenes Kopftuch. Schwarzbraunes Haar, ebenso die meist im Brand verdampfte Gesichtszeichnung, roter Mund. Hände in den Ärmeln verborgen; in ihrer Linken ein seegrüner Fächer mit ockergelbem Gestänge; der rechte Arm drückt einen hohen, seegrünen Prunuszweig an den Leib mit zwei großen Blüten in Rot bzw. Gelb, mit zwei kleineren Blüten gleicher Art in Seitenansicht und vielen roten Kugelknospen mit roten Ästchen, die Zweigspitze schwarz. Rechts oben kleine goldene Wolke. Als Terrainangabe ein seegrünes Grasbüschel, ein blauer und ein seegrüner Felsbrocken sowie runde Tupfen in Rot, Gelb und Seegrün (Kiesel ?). In der rechten Bildhälfte großer Prunusbaum mit schokoladebraunem Stamm, Luftwurzeln, seegrünen Ästen und schwarzen Zweigen sowie roten Dornen; Blüten und Knospen wie zuvor. Oben links eine rote Wolke. Als Terrain blauer Felsbrocken und bunte Tupfen wie zuvor. b) Rechts anschließend ein weiteres, stilisiertes Landschaftsbild in japanischer Art: Links hohe Kiefer, ihr Stamm in dunklem Schokoladebraun, die zehn Nadelrosetten Seegrün. Links vor dem Stamm gereckt stehender, großer blauer Kranich mit seegrünem Schwanzgefieder, rotem Kopf und zart rotem Auge und Schnabel, unter ihm am Boden seegrüne Fiederblätter (Zeichnung der Stengel meist verdampft) sowie bunte Tupfen wie zuvor. Pinus-Stamm und Vogel hinterkreuzt von langem Kamelienast mit seegrünem Stamm und Blättern, das unterste Blatt gelb, das höchste rot, Blüte in Rot mit goldener Mitte. Dieser Ast wächst herüber aus der rechten Bildhälfte aus einem löchrigen chinesischen Zierfels in Seegrün, Blau und etwas Ockergelb, umgeben von bunten Farbtupfen (Kieseln ?); daran drei weitere, kleinere Kamelienzweige wie zuvor, eine der Blüten in Gold mit gelber Mitte. Ganz unten kleine seegrüne Staude. Hoch in der Luft großer Reiher wie zuvor, Kopf scharf nach links gedreht, im zum ersten Reiher geöffneten Schnabel eine rote Zunge. c) Entsprechende Landschaft, darin links seegrüner Bambusschößling mit seegrünem und gelbem Blattbüschel neben großem blauen Bambusstumpf mit gelber Spitze, seine vier Blattbüschel in Seegrün, Eisenrot und rötlichem Ockergelb; am Boden drei seegrüne Unkrautstauden. Rechts daneben hoch aufsteigender, seegrüner Bambusstengel, die Blattbüschel in Seegrün, Blau, Rot und Ockergelb in wechselnder Komposition. In der Astbeuge sitzender, größerer ockergelber Vogel, sein Auge, Schnabel und die Flügelfedern seegrün, Kehllappen und äußere Schwanzfedern in Rot, die mittlere golden; vordere Flügelkanten tief rotbraun. Unter ihm am Boden blauer, seegrüner und kleinerer dunkelbrauner Felsbrocken mit gelb ausgemalten Löchern, daran bunte Tupfen; aus dem oberen blauen Fels wachsen zwei gegabelte Indianische Blütenzweige mit seegrünen und einigen blauen und gelben Blättern, daran je zwei gelbe bzw. rote Blüten mit roter bzw. gelber Mitte sowie rote Kugelknospen. In der rechten Bildhälfte am Boden zweimal vier Bambusblattbüschel in Seegrün, Rot und Blau. In mittlerer Höhe fliegend ein zweiter größerer Vogel, gleichfarbig, der Körper jedoch blau. Hoch darüber kleine rote Wolken. Auf der hohen Vasenschulter große dünne, schwarze Rollranken mit seegrünen, fünfteiligen Blättern und blauem, chinesischem Rankenbesatz. Auf drei der sechs Ecken fast in heraldischer Art je ein großer ockergelber Vogel in Untersicht, mit goldenem Kopf, Flügel und Schnabel rot, der fächerartig gespreizte Schwanz wechselnd in Rot und Ockergelb; rote Beine. Umlaufend außen am Vasenhals unter weißer Randzone ein eisenrotes, rot gerahmtes Mäanderband; die je zwei eckigen Einrollungen in der Mitte durch senkrechte Schraffen getrennt. Oben am Deckelrand umlaufende rote Linie. Kalotte im Unterschied zur Vasenwandung vierteilig dekoriert: Auf zwei gegenüber liegenden Feldern je eine große rote Blüte mit seegrüner Mitte. Dazwischen über der Faltung je eine seegrüne Taube in Aufsicht, ihre Schwungfedern und der Schnabel rot. Zwischen diesen vier Motiven auf dem hexagonalen Deckel seegrüne, gelbe und rote, teilweise große wolkenartige blaue Ranken in chinesischer Art mit wenigen schwarzen Ästen. Oben auf dem Knauf fünfteilige rote Blüte mit fünf goldenen Tupfen in der Mitte./Rückert, Dr. Rainer, 1991

BV010694234
Zum Objekt: Masako Shono, Japanisches Aritaporzellan im sogenannten "Kakiemonstil" als Vorbild für die Meissener Porzellanmanufaktur, München 1973, S. 34, Abb. Umschlagabb.

BV013797462
Zum Objekt: Mus.-Kat. Rainer Rückert, Meißener Porzellan-Sammlung Stiftung Ernst Schneider. Führer durch die Schausammlungen des Bayerischen Nationalmuseums München, Filialmuseum Lustheim 8. Auflage, München 1991, S. 40, Abb. 22

BV019430246
Zum Objekt: Mus.-Kat. Annette Schommers, Martina Grigat-Hunger, Sabine Heym, Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, Renate Eikelmann, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 2004, S. 152, 411, Abb. S. 153-155, Kat.-Nr. 49

BV037667893
Zum Objekt: Antoinette Faÿ-Hallé, Comment reconnaître une porcelaine de Saxe du XVIIIe siècle, Paris 2008, S. 28, Abb. 17

BV040748200
Zum Objekt: Mus.-Kat. Julia Weber, Meissener Porzellane mit Dekoren nach ostasiatischen Vorbildern Bd. 1-2, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2013, Kat.-Nr. 108

More Objects