Collection

Rechter Damenschuh

Artist
Locality
Date
um 1640/1650
Material
Leder (weiß) (Ziegenleder), Leder (braun), gefärbt (rot)
Dimensions
H. 16,0 cm, L. 23,5 cm, B. 8,0 cm
Location
Bayerisches Nationalmuseum (not on display)
Inventory Number
I 7 42
Relation
Inv. No. I 7 42 - I 7 43 (Damenschuhe)
Acquisition

Vorderblatt und Fersenteil an den Seiten bis auf schmale Stege rund ausgeschnitten. Über die hochgezogene mittlere Ristlasche werden die seitlichen Ristbänder mit einer Schleife aus hellblauem Seidentaft, die durch je zwei Ösen an der Lasche geführt wird, gebunden. Die abgerundete Spitze wird betont durch eine aufgesetzte Kappe in der Form zweier großer Herzen, halbiert und ganzer kleiner Sternblüten sowie konturierender oder gestreuter kleiner Kreise. Das Durchbruchmuster mit blauem Seidentaft unterlegt. Alle Ausschnittkanten enden mit gezacktem Bogenrand in der Art von Halbsternen und sind zusätzlich ? wie über diese auch die Seiten- und Fersennaht ? mit Kreuzstichen in hellblauer und weißer Seide bestickt. Die Stickerei an der Vorderkappe dagegen in Stielstichen. Unter dem weiß abgesetzten Rahmen baut sich die plateauartige Sohle aus zahlreichen Schichten starken, braunen Leders auf, das an den Kanten rot eingefärbt ist. Der betont taillierte, auf der Innenseite konkav behandelte Holzabsatz ist eine spätere Ergänzung. Die Form des geschweiften, halbhohen Absatzes, wie sie an diesem, aus Nußholz gefertigten zu erkennen ist, ist typisch für di Schuhmode des Späthistorismus. Ein vorgefertigter Absatz wurde hier durch nachträgliche Abarbeitung, wie Schnitt- und Feilspuren offenbaren, auf diesen Schuh hin adaptiert und mit roter Farbe der originalen Sohle angeglichen. Der ursprüngliche Absatz dürfte entweder ein mit Leder überzogener und auf der Innenseite der Laufsohle bedeckter gewesen sein, ähnlich wie der im Zusammenhang mit einer Plateausohle an einem italienisch bestimmten kleinen Frauen- oder Kinderschuh (?) im Offenbacher Schuhmuseum angebrachter Absatz (vgl. Gall, 1980, Nr. 6. 13. 29). Oder aber er war aus lederflicken aufgebaut. Auf jeden Fall war seine Form blockartig nach unten sich verjüngend und nicht geschweift und tailliert. Trotz einiger Verwandtschaft in den gestanzten Ornamenten gerade mit Italienischen Beispielen des frühen 17. Jahrhunderts könnte man sich diesen eindrucksvollen, frühbarocken Schuh auch im Kulturkreis westlicher Hofmode entstanden denken, zumal in Frankreich die Bevorzugung der Ausschnittzer in der Damenschuhmode noch im ausgehenden 17. Jahrhundert geradezu singulär erscheint. Die Technik der Auflösung des Oberleders in geschnittene Ornamente wird dort geradezu einen Höhepunkt erreichen. Nicht auszuschließen ist aber auch die Entstehung in einem Gebiet, wo die Ausstrahlung oberitalienischer und westlicher Modeströmungen gleichermaßen zum Tragen kam, nämlich in Deutschland. Infolge mangelnder Vergleichsbeispiele ist eine Entscheidung augenblicklich kaum zu treffen. (AK BNM. Schuhe. 1991)

BV004672191
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 12. Dezember 1991 - 30. April 1992: Schuhe. Vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 1991, Abb. S. 51, Kat.-Nr. 43

Taxonomy

Schuh

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