Collection

Deckelhumpen

Artist
Hans III Petrus
Locality
Augsburg
Date
1634-1635
Material
Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, punziert, vergoldet (teilweise)
Dimensions
H. 29,4 cm, B. (mit Griff) 23,7 cm, Dm. (Lippenrand) 11,4 cm, Dm. (Fuß) 15,1 cm, H. (Mantel) 13,8 cm, G. 2240 g
Location
Bayerisches Nationalmuseum (Saal 93)
Inventory Number
96/50
Relation
Acquisition
Geschenk 1996, Freundeskreis des Bayerischen Nationalmuseums e.V., München, Aus dem Kunsthandel, Zürich

Der sich nur leicht verjüngende Gefäßkörper des ungewöhnlich großen und schweren Deckelhumpens wird oben und unten von den betont schlichten glatten Profilen des Lippenrandes und des Fußringes eingefaßt. Deren Vergoldung kontrastiert betont zu dem im weißen Silberton belassenen Mantel des Humpens, der als Manschette über das glatte Innengefäß geschoben ist. Das Hauptmotiv des virtuos in hohem Relief getriebenen Figurenfrieses bildet die Gestalt des trunkenen Silen, der einerseits von einer bocksfüßigen Paniskin gestützt, andererseits von einem sich selbst mit einem Blumenkranz bekränzenden Satyr gehalten wird.
Zu den bacchantischen Elementen zählt nicht nur der umgestürzte Weinkrug, über den die Pansfrau hinwegschreitet, sondern auch das Pantherweibchen, das in aufgerichteter Haltung die Trauben in der rechten Hand des Silen zu erlangen sucht. Insgesamt bildet sich ein dicht gedrängter Zug menschlicher und tierischer Gestalten, der - aufgrund der kunstvollen Verschränkungen der Figuren - kontinuierlich den Körper des Humpens umläuft; die einzige spürbare Zäsur stellt ein munteres Knäblein dar, das gleichsam im Schutz des Griffes seine Notdurft verichtet.
Das Thema des ungezügelten Trauben- und Weingenusses wie seiner offenkundigen Folgen setzt sich auf dem polsterartig aufgewölbten Scharnierdeckel - mit einer Daumenrast in Volutenform - fort, der in flacherem Relief einem auf einem Traubenkorb schlummernden Knaben sowie Kinder im Spiel mit Hund und Schildkröte zeigt. Die Bekrönung bildet die kräftige Statuette eines auf einem Pantherkopf knienden Bacchus-Putto, der in beiden Händen Trauben hält. Der massiv in Silber gegossene Griff des Humpens läßt aus kontrastierenden Schwüngen die hermenartige Gestalt eines eigentümlich keck aufblickenden Knaben organisch hervorwachsen, so daß das Knorpelwerk der ornamentalen Partien unmerklich in die Blatt- und Flügelbildungen der Figur übergeht, die nachdrücklich die Handhabe akzentuiert.

BV000960154
Zum Beschauzeichen: Helmut Seling, Die Kunst der Augsburger Goldschmiede 1529-1868. Meister, Marken, Werke. Band III: Meister, Marken, Beschauzeichen, München 1980, Kat.-Nr. 62

BV000960154
Zum Meisterzeichen: Helmut Seling, Die Kunst der Augsburger Goldschmiede 1529-1868. Meister, Marken, Werke. Band III: Meister, Marken, Beschauzeichen, München 1980, Kat.-Nr. 1360

BV009948611
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Altonaer Museum, Hamburg, 11. Mai 1966- 19. Juni 1966: Altes Tafelgerät. Sammlung Udo und Mania Bey, Hamburg 1966, Kat.-Nr. 29

BV008042012
Zum Objekt: Bernhard Lanz, Sabine-Daniele Schmid, Werner Strahalm, Silber der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, Graz 1987, S. 20, 205

BV046631845
Zum Objekt: Aukt.-Kat. Auktionshaus Sotheby's (Hrsg.): 1993.11.15, Auktionskatalog, Genf 1993

BV002539476
Zum Objekt: Erwerbungsbericht Bayerisches Nationalmuseum 1997, in: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 48, München 1998, S. 195 ff.

BV011726896
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 03. Dezember 1997 - 07. Juni 1998: Von Glück, Gunst und Gönnern. Erwerbungen und Schenkungen 1992-1997, Reinhold Baumstark (Hrsg.), München 1997, S. 36 f., Kat.-Nr. 7

BV013321613
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 2000: Meisterwerke Bayerns von 900 - 1900. Kostbarkeiten aus internationalen Sammlungen zu Gast im Bayerischen Nationalmuseum, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2000, S. 68 f., 120, Abb. S. 68

BV037561186
Zum Objekt: Lorenz Seelig, Zwei Augsburger Humpen mit der Darstellung des Trunkenen Silen nach Peter Paul Rubens, in: Studien zur europäischen Goldschmiedekunst des 14. bis 20. Jahrhunderts. Festschrift für Helmut Seling zum 80. Geburtstag am 12. Februar 2001, München 2001, S. 51-74, S. 51-74, Abb. 1-6, 9-11

BV001976496
Zum Künstler: Ausst.-Kat. Augsburg, 1968: Augsburger Barock. Augsburg 1968, S. 354 f.

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