Collection

Manteau für ein zweiteiliges Frauenkleid (Robe à l'Anglaise retroussée)

Artist
Locality
England
Date
Oberstoff: um 1740/1750; Manteau: um 1780/1785
Material
Oberstoff: Seide, Damast; Futterstoff: Leinen, Leinwandbindung; Fransenbörtchen: Seide, Posamentenarbeit; Bändchen: Leinen, Leinwandbindung; Kordeln: Seide, Rundgeflecht
Dimensions
L. (vorn) 32 cm, L. (hinten) 156,5 cm, L. (Ärmel) 46,5 cm, B. (Rücken) 21 cm, U. (Saum) 316 cm
Location
Bayerisches Nationalmuseum (not on display)
Inventory Number
96/85
Relation
Acquisition
Ankauf 1996, Aus dem Süddeutschen Kunsthandel, Aus der Sammlung Lillian Williams, Paris

Der Manteau besteht aus einem Oberteil mit vorne großem und hinten kleinem eckigen Ausschnitt und einem Rock, der an der Taille in kleine Falten gelegt und vorne offen ist. Der Oberstoff ist ein rosa Seidendamast mit übergroßen exotischen Blumen mit einem Rapport über die ganze Breite, mit einer Länge von 101,5 cm. Der Stoff datiert um 1740 (siehe Literaturangabe)./Borkopp, Dr. Birgitt, Jolly, Schoenholzer, 1996.07.04
Der Stoff sowie viele Verarbeitungsspuren deuten auf ein früheres Kleid, das sehr wahrscheinlich eine Robe à la Française war. Die Faltenspuren im Oberteil weisen darauf hin, daß diese einmal eine Art Watteau-Falten formten. Das Kleid wurde später komplett auseinandergenommen und der Stoff neu wiederverwendet. Dabei wurde auch der Einschlag des Rockbundes zur Verlängerung des Rockes ausgelassen. Rings um den ganzen Rock sind diese Falt- und Einschlagspuren auf der Hüfthöhe. Das vordere Oberteil besteht aus zwei Teilen. Vorne in der Mitte überlappen die geraden Kanten leicht, beim Verschließen durch zwei innere Bändchen am oberen Ausschnitt. Der untere Teil hätte mit Stecknadeln am Mieder befestigt werden können, da viele Löchlein rechts und links von der Öffnung sind. Das Oberteil reicht gerade über die Seitenlinie und ist enganliegend am Rückenteil befestigt. Ein 24 cm langes schmales Seidenband aus dem gleichen Stoff verbindet an der Schulter die vordere und hintere Seite. Das Rückenteil ist eng anliegend. Das Rückenteil besteht aus 4 Bahnen, wobei die 2 zentralen Bahnen sehr schmal sind und sich gegen die Taille verjüngen und über dem Gesäß eine leichte Spitze bilden. Der ganze Ausschnitt ist mit einer crèmefarbigen Posamenterie mit kleinen Fransen in Bogen verziert. Das Oberteil ist aus 2 vorderen und 2 hinteren beigen Leinenstoffstücken, einem Futter, bestehend, gefüttert. Im Gegensatz zum Oberstoff im Rückenteil, der aus 4 Teilen besteht, ist das Futter nur aus 2 Teilen und an allen Kanten dieses Oberteils sauber mit dem Futter verstürzt. Auf Taillenhöhe in der Mitte hinten ist ein in der Mitte geteiltes und angenähtes feines Taillenband. Hinten am Ende des Futters sind zwei lange Kordelschlaufen zum Aufhängen des Kleides angenäht. Diese Kordeln sind am oberen Teil beidseitig geknotet. Die geraden Ärmel reichen bis über die Ellbogen, wo sie am hinteren Teil durch einen Abnäher einen Bogen formen. Sie sind an der Schulter leicht mit drei kleinen Fältchen versehen. Der Abschluß des Ärmels ist mit einer doppelt plissierten, schmalen Rüsche besetzt, deren beide Kanten mit beigen Seiden-Posamenten verziert sind. Der ganze Ärmel ist mit beigem Leinen gefüttert, wobei der untere Teil innen mit feinerem Leinen versehen ist. Der Rock besteht aus 6 Bahnen à 51 cm, wobei der vordere Teil je eine Bahn und der hintere 4 Bahnen einnimmt. Wie oben erwähnt, ist der Rock um bis zu 14 cm ringsherum an der Taille mit verschiedenen Stücken aus demselben Stoff verlängert worden./Borkopp, Dr. Birgitt, Jolly, Schoenholzer, 1996.07.04
Die ursprüngliche Verwendung der einzelnen Stücke war sehr unterschiedlich, da Spuren von Falten und Säumen zu sehen sind. Zu dieser Verlängerung wurde auch der Umschlag des ehemaligen Rockbundes an der Taille verwendet, was seitlich den Rock um 21 cm verlängerte. Der Rock fängt vorne an der Taille beidseitig auf Brusthöhe an und ist nach hinten zu in regelmäßige übereinanderliegende Fältchen gelegt, die am Oberteil zwischen Futter und Oberstoff vernäht sind. An der Innenseite sind die Fältchen nochmals mit zwei Überwindungsstichreihen fixiert, was flachere Falten bewirkt. Seitlich an der Taille sind je ein versäumter Schlitz zwischen den Rockbahnen zum Eingriff in die inneren Taschen. Der Rock ist vorne beidseitig unten abgerundet und hat an allen 3 Seiten einen schmalen umgeschlagenen Saum. Seitlich über dem Gesäß sind an der Taille und etwa 35 cm weiter unten zwei Schlaufen aus feinem Leinenband am inneren Rock angenäht, wobei die oberen Schlaufen gerissen sind. Auf der gleichen Linie, etwa 35 cm oberhalb des Saumes, ist auf der linken Seite eine Schlaufe und beidseitig je ein feines langes Leinenband fixiert, das durch die Schlaufen paßt. Auf der rechten Seite neben dem Leinenband sind rechts und links Einstichstellen, wo früher auch eine Schlaufe angenäht war. Die Schlaufe unten auf der linken Seite diente wohl zum Fixieren des Bandes. Beim Ziehen dieser Bänder wird ein Effekt à la Polonaise erzielt. Beide Bänder haben an den Enden kleine Quasten aus dem gleichen Stoff. Die Quasten bewirkten, daß das Band beim Durchziehen durch die untere Schlaufe das Band nicht herausrutschte./Borkopp, Dr. Birgitt, Jolly, Schoenholzer, 1996.07.04

BV005098839
Zum Objekt: Mus.-Kat. Nathalie Rothstein, Silk Designs of the 18th Century in the Collection of the Victoria and Albert Museum London, Victoria and Albert Museum (Hrsg.), London 1990, S.46

Collection

Sammlung Lillian Williams

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