Collection
Manteau für ein zweiteiliges Frauenkleid
- Artist
- –
- Locality
- Frankreich
- Date
- um 1785
- Material
- Oberstoff: Seide; Futterstoff: Baumwolle, Leinwandbindung; Schnürleisten: Leinen, Leinwandbindung; Einfassbändchen und Saumband: Seide, Leinwandbindung; Kordeln: Leinen, Rundgeflecht; Stäbe: Metalldraht, gedreht
- Dimensions
- L. (vorn) 37,5 cm, L. (hinten) 154 cm, L. (Ärmel) 43 cm, B. (Rücken) 27 cm, U. (Saum) 299 cm
- Location
- Bayerisches Nationalmuseum (not on display)
- Inventory Number
- 96/89
- Relation
- –
- Acquisition
- Ankauf 1996, Aus dem Süddeutschen Kunsthandel, Aus der Sammlung Lillian Williams, Paris
Manteau bestehend aus blaß-auqamarinem feinen Seidentaft: Oberteil, das vorne offen ist, mit großem, runden Ausschnitt vorne und kleinem runden Ausschnitt hinten, Rock, der seitlich ansetzt und geraden Ärmeln, die über die Ellbogen reichen. Der Manteau war ehemals ein Kleid oder Manteau mit tiefen Falten, vielleicht eine Robe à la Française, wurde später ganz auseinandergenommen und neu verarbeitet. Diese Verarbeitung ist noch original und sehr sorgfältig. Es sind überall Falten und alte Einstichstellen zu sehen. Das vordere Oberteil mit geraden Kanten besteht aus 2 Teilen, die bis hinter die Brustlinie reichen. Die vorderen Kanten überlappen vorne in der Mitte und haben innere breite Passen aus Leinenstoff, die auf der Brustlinie am Futter und Oberstoff befestigt sind. Diese haben beidseitig 10 vernähte Löcher, die zum Verschluß dienen und können formgerecht angepaßt werden, wobei das zweitoberste rechte Loch gerissen ist. Das Oberteil reicht bis über den Bauch, wo es gerade abschließt und auf Brustlinie gekurvt zur Taille hinreicht. An dieser Rundung sind 2 Stoffstücke aus demselben Stoff (Redingote) zwischen Futter und Oberstoff eingenäht. Die untere Kante und die der 2 Stoffstücke sind sauber mit einem feinen, dunkleren, aquamarinfarbenen Seidenbändchen vernäht. Das seitliche Oberteil reicht von der hinteren Brustlinie bis zur Achsellinie und zur Taille. An diesem Punkt beginnt der Rücken, der sich in einer Kurve bis zum Gesäß verlängert. Das rückwärtige Oberteil besteht aus 4 Teilen mit einer mittleren Naht. Die äußeren Teile verbreitern sich gegen die Hüften hin und die zentralen Teile verjüngen sich gegen die Taille hin und reichen vom Ausschnitt bis zum Saum, wobei sie vom Gesäß aus in Falten weiterlaufen. Diese zentralen Bahnen sind äußerlich über dem Gesäß über ca. 5 cm angenäht. An diesem Punkt setzen die Falten des Rockes seitlich an. Ein hinten breites und vorne schmäleres, 16,5 cm langes Band verbindet die vordere und hintere Seite an der Schulter. Das ganze Oberteil ist mit weicher Baumwolle gefüttert und genau wie der Oberstoff geschnitten und fein verarbeitet. Der Rock setzt seitlich vorne an, besteht aus 4 Bahnen à 74,5 cm. Vorne beginnt der Rock über 6 cm beidseitig flach und ist in feine, nach hinten verlaufende Falten gelegt und zwischen Futter und Oberstoff vernäht. Seitlich hinten, zwischen den Rockbahnen sind zwei Schlitze, die zum Eingriff in die inneren Taschen dienen. An der hinteren Hüfte wurde der Rock und das Oberteil nochmals nach innen gefaltet und verstürzt. Es ist anzunehmen, daß diese entstandenen Wülste zur Rundung der Hüften dienten. In der Mitte dieser Wülste sind innen am Futter 2 Schlaufen aus Schnüren angenäht, die einen gedrehten harten Metalldraht mit Öse halten. Am Rocksaum an vier verschiedenen Stellen sind Einstichstellen, zum Teil mit Fadenresten, an denen ehemals Schlaufen waren, die zum Hochraffen des Rockes dienten, jeweils zwei Schlaufen pro Metallstäbchen. Dieses Hochraffen bewirkte, daß der Rock nur noch zur Hälfte in großem Bausch über den unteren Rock reichte. Die vordere Kante des Rockes ist gerade gesäumt und der untere Saum verlängert sich nach hinten, wo eine leichte Kurve entsteht. Deshalb mußte der Stoff zum Teil nach innen gelegt werden. Um diese Stellen zu decken, war innen ehemals ein 22 cm breites Band, das den Saum bedeckte, angebracht. Von diesem Band sind nur noch die Einstichstellen und einige Fädchen zu sehen. Dieses Band setzte beidseitig 38 cm innen an der vorderen Kante an. Die äußere Kante ist aber noch teilweise mit einem blaßhellblauen Seidenband innen versäubert, das auf der rechten Seite bis zur vorderen Kante reicht. Die Ärmel sind gerade, reichen bis über den Ellbogen und sind an der Schulter leicht angereiht. Die Ärmel sind mit dem gleichen Futter wie das Oberteil gefüttert und sind zusammen am Schulterband eingenäht, wo eine Verdickung ist./Borkopp, Dr. Birgitt, Jolly, Schoenholzer, 1996.07.09
BV010206664
Zum Hochraffen des Manteaus: Erika Thiel, Geschichte des Kostüms, Berlin 1968, S.272, Abb. 486
Collection
Sammlung Lillian Williams
Taxonomy
Oberkleid