Collection

Das vorne offene Oberteil war ehemals ein Manteau, dem der Rockteil etwas unter der Taille weggeschnitten wurde, wobei der Faltenansatz an den hinteren Nähten noch zu sehen ist und wurde mit dem Futter und Oberstoff verstürzt. Die beiden Vorderteile, wo auch an den vorderen Kanten der Verschluß ist, wurden nicht verändert. Einige Zentimeter oberhalb der unteren Kante und an den Vorderteilen sind Fadenreste und Einstichspuren zu sehen, wo vermutlich der neue Rock außen ansetzte. Diese Veränderung fand in der ersten Hälfte des 19. Jhs. statt, vermutlich zwischen 1840-1850, als die Mode eng anliegende Oberteile und weite Röcke bevorzugte. Der Oberstoff ist aus weißem Leinen und hat parallel verlaufende, wellenförmige Blumenranken, die in regelmäßigen Abständen durch vertikale Grätenmotive unterbrochen sind, in lila, violett und schwarz bedruckt. Das ganze Oberteil ist mit beigem Leinen gefüttert, wobei die einzelnen Stücke mit dem Oberstoff versäubert und nachträglich innen zusammengenäht sind, wobei die äußeren Kanten mit Oberstoff und Futter verstürzt sind. Das Oberteil besteht aus 2 Verschlußvorderteilen, 2 seitlichen Teilen mit Schulterbändern, 4 schmalen, rückwärtigen Teilen und 2 in Form geschnittenen Ärmeln, die bis über den Ellbogen reichen. Die Vorderteile setzen am runden Ausschnitt an der Brustlinie an und verbreitern sich schräg gegen die Taille hin. Darunter verjüngen sie sich bis über den Bauch, wo sie quer enden. Die vorderen Kanten sind gerade und innen an der linken Seite mit 17 Ösen und rechts mit 17 Häkchen versehen. Die seitlichen Vorderkanten sind außen durch eine 1 cm breite, freiliegende Falte vom seitlichen Oberteil überlappt. Innen sind die Vorderteile 4,5 cm am Innenfutter angenäht. Die seitlichen Teile setzen am Ausschnitt und über der Brust an, wo sie beidseitig durch ein 19 cm langes, hinten breiter werdendes Schulterband zum Rückenteil führen. Die seitlichen Teile reichen weit über die Seitennaht, wo sie auf der Schulterlinie zum rückwärtigen Teil führen. Zur Taille hin verjüngen sie sich stark, wo sie quer abgeschnitten und neu vernäht sind. Das rückwärtige Teil besteht aus 4 schmalen Streifen mit einer mittleren Naht, die an den hinteren Schulterblättern und am runden hinteren Ausschnitt ansetzt. Die seitlichen rückwärtigen Teile verbreitern sich zur Taille hin leicht, während die mittleren, schmalen Teile das Gegenteil machen. An der unteren Kante sind sie grob abgeschnitten und neu vernäht, wobei durch die Stoffdicke die alte Faltenlegung an den drei rückwärtigen Nähten unten zu spüren ist. Die Ärmel setzen am Schulterarmloch an, wo sie angereiht sind und reichen bis über den Ellbogen. Die Ärmel sind anliegend und formen am Ellbogen eine Kurve, die dort durch einen 15 cm langen Abnäher gebildet ist. Der Oberstoff der unteren Kante wurde eingelegt und am Futter versäumt, wobei der Nähfaden gleich aussieht, wie derjenige der neuen Taille. An der unteren Kante sind Fadenspuren zu sehen, wo früher wahrscheinlich eine Dekoration angenäht war./Borkopp, Dr. Birgitt, Jolly, Schoenholzer, 1996.08.05