Collection
Rock eines dreiteiligen Anzugs
- Artist
- –
- Locality
- Frankreich
- Date
- um 1760
- Material
- Oberstoff: Seide, Samt, ziseliert; Futterstoff, original: Seide, Köperbindung; Futterstoff der Vorderkanten, original: Seide, Leinwandbindung; Taschenbeutel: Leinen, Leinwandbindung; Einlage der Vorderkanten: Leinen, Leinwandbindung; Einlage des Saumes: Wolle, Filz; Einlage der Tascheneingriffe: Leinen, Leinwandbindung, beschichtet; Polsterung: Wolle, Vlies; Einlagen der Ärmelumschläge: Wolle, Leinwandbindung, Köperbindung; Futterstoff, neu: Leinen, Leinwandbindung, beschichtet; Futterstoff der Oberärmel: Leinen, Leinwandbindung; Futterstoff der Unterärmel: Leinen, Leinwandbindung, beschichtet; Unterlegstoff der Ärmelumschläge: Seide, Leinwandbindung
- Dimensions
- L. (vorn) 98 cm, L. (hinten) 91 cm, L. (Ärmel) 67,5 cm, B. (Rücken) 29 cm
- Location
- Bayerisches Nationalmuseum (Saal 87)
- Inventory Number
- 96/215.1
- Relation
- –
- Acquisition
- Ankauf 1996, Aus dem Süddeutschen Kunsthandel, Aus der Sammlung Lillian Williams, Paris
Der Rock reicht bis zu den Knien und ist aus Seidenvelours, hellblauer, roter und brauner Seide. Die Motive bestehen aus kleinen, alternierenden, schräg übereinanderliegenden, hellblauen Federn mit roten Punkten, über denen je ein kleines, rotes Blumensträußchen liegt. Der Hintergrund ist ganz aus Zacken. Der ganze Rock wurde wahrscheinlich im 19. Jh. mit braunem, gewachsten Leinenstoff gefüttert. Ähnliche Futterstoffe wurden oft in der Mitte des 19. Jhs., vor allem für Frauenkleider, benutzt. An den Knopflöchern ist innen noch der originale, blaßgrünliche Seidentaft zu sehen. Die Ärmel sind mit weißem, weißbemalten und lachsfarbenen Leinen gefüttert. Das Futter ist innen an allen äußeren Kanten am Oberstoff versäumt. In den seitlichen Falten ist noch der originale, beige Seidenköper zu sehen, d.h., der Oberstiff wurde zusammen mit dem Futter verarbeitet. Bei der neuen Fütterung wurden die Falten zusammengefüttert. Der Rock besteht aus zwei Vorderteilen, die seitlich in tiefen Falten weit auslaufen und zwei rückwärtigen Teilen, die auch seitlich und in der rückwärtigen Mitte weit in Falten auslaufen, wo auch ein Schlitz ist. Zudem verfügt er über in Form geschnittene Ärmel mit breiten, seitlich auslaufenden Aufschlägen. Die Vorderteile setzen schräg hinter den Schulterblättern an, führen über die Schultern zu den vorderen, leicht gebogten Kanten, die fast gerade bis zum Saum laufen. Beide vorderen Kanten sind zwischen Oberstoff und Futter mit Vlies verstärkt. Die rechte, vordere Kante hat 12 breite, mit Knopflochstich versäuberte Knopflöcher, die alle aufgeschnitten sind. An der linken Kante befinden sich 18 mit Oberstoff überzogene, abgerundete Holzknöpfe, wobei der unterste fehlt und nur die obersten 12 zu gebrauchen sind. Der enganliegende Halsausschnitt ist mit einem schmalen, mit Oberstoff eingefaßten Band versehen. Seitlich reichen die Vorderteile bis über die Seitenlinie und sind anliegend bis zu den Hüften an die rückwärtigen Teile angenäht. Darunter verbreitern sich die seitlichen Teile stark, wobei, um die Breite zu erreichen, ein 68 cm langer und in der Mitte 23 cm breiter Zwickel zugegeben wurde. An diesem Zwickel kann die Breite der Stoffbahn auf 54 cm festgestellt werden. Die untere Kante der einzelnen Vorderteile mißt somit 128 cm. Nach 45 cm ist der Stoff in zwei tiefe Falten gelegt und am Ansatz festgenäht. In der Mitte sind alle Falten zusammen mit den rückwärtigen Falten fixiert. Die Falten sind noch alle mit beigem Seidenköper gefüttert, was das originale Futter war. Die äußerste Falte der linken Seite fehlt, sie wurde zur Restaurierung benützt. Um den Vorderteilen ihre nötige Steifheit zu geben, wurde zwischen Futter und Oberstoff filzähnlicher Stoff eingelegt. Auf Leistenhöhe sind die Vorderteile beidseitig mit einer 19 cm breiten, mit beiger Seide, gewachstem Leinen und gräulichem Hanf gefütterten Tasche versehen. Die Taschen sind je mit einer 24 cm langen und 12 cm breiten, mit bräunlichem, gewachsten Stoff gefütterten Patte versehen. Die Patten laufen seitlich aus und enden in drei Spitzen. Der Tascheneingriff und die Patten sind zweifach und teilweise dreifach mit Leinen versteift. Rechts und links der Patten ist je ein aufgeschnittenes, mit Knopflochstich versäubertes Knopfloch. Da die Patten neu gefüttert wurden, ist der Gebrauch der Knopflöcher nicht mehr gewährleistet. Unterhalb der Patten sind fünf mit Oberstoff überzogene Knöpfe angenäht. Die rückwärtigen Teile haben eine mittlere, anliegende Naht, reichen vom rechten zum linken Armloch und setzen schräg hinter den Schulterblättern und am rückwärtigen Halsausschnitt an. Am Schulterteil wurde die sehr wahrscheinlich zerstörte Schulterpartie durch verschiedene Stückchen neu zusammengesetzt, wobei diese Stoffstückchen weniger Lichtschaden als der Rest der Jacke haben. Sie stammen sehr wahrscheinlich von der letzten seitlichen vorderen Falte, die partiell fehlt. Die rückwärtigen Teile verjüngen sich wenig zum Gesäß hin und verbreitern sich seitlich sehr stark, wo sie sich wie vorne in zwei tiefe Falten legen und -wie schon beschrieben- zusammen mit dem Vorderteil fixiert wurden. Auch in diesem Fall muß am äußeren Teil ein Stoffzwickel zugegeben werden. Diese Falten werden auch innen mit dem neuen Futter bedeckt, was ehemals aber nicht der Fall war. Der Ansatz dieser Falten ist beidseitig mit einem flachen, mit Oberstoff überzogenen Holzknopf versehen. In der Mitte der rückwärtigen Teile auf Gesäßhöhe ist eine fiefe Falte, die durch einen extra Stoffeinsatz, der vom Gesäß bis zum Saum reicht, wo er 20 cm mißt, erzeugt wurde. Die Ärmel sind zweiteilig mit Ober- und Unterärmel, setzen flach am Schulterblatt an und formen eine leichte Kurve. Sie sind am Oberarm eng anliegend und verbreitern sich etwas vom Ellbogen bis fast zum Handgelenk hin, wo sie mit einem 13 cm breiten und 21 cm langen, seitlich breiter auslaufenden Aufschlag besetzt sind, der an den oberen Kanten mit 4, mit demselben Obetstoff überzogenen Knöpfen besetzt ist. Auf der rechten Seite fehlt ein Knopf. Innen am Aufschlag sind Umlegspuren, die darauf zurückzuführen sind, daß der Aufschlag ehemals 3 cm breiter war und vielleicht wegen Abnützung gekürzt wurde. Die Aufschläge sind unten mit und oben mit Leinen versteift. Die Unterarmgegend wurde zu späterem Datum mit Stücken aus demselben Oberstoff restauriert, wobei diese Stücke weniger Lichtschaden haben als die Jacke selber und diese wahrscheinlich auch von der seitlichen vorderen Falten kamen./Borkopp, Dr. Birgitt, Jolly, Schoenholzer, 1996.08.21
Collection
Sammlung Lillian Williams