Collection

Mieder

Artist
Locality
Süddeutschland (?)
Date
um 1760/1765
Material
Oberstoff: Seide, Metall, Lampas, broschiert; Futterstoff, oben: Leinen, Leinwandbindung, bedruckt; Futterstoff, unten: Leinen, Leinwandbindung, bedruckt; Besatzborte: Metall, Seide, Posamentenarbeit; Futterstoff des Innenmieders: Hanf (?), Leinwandbindung; Futtermaterial der Schoßteile: Leder; Einfassband der Arm- und Halsausschnitte: Metall, Seide, Leinwandbindung; Einfassband der Schoßteile: Leinen, Leinwandbindung; Schrägstreifen, innen: Leinen, Leinwandbindung; Versteifung: Fischbein, Stäbe
Dimensions
L. (vorn) 36 cm, L. (hinten) 40,5 cm
Location
Bayerisches Nationalmuseum (not on display)
Inventory Number
96/261.1
Relation
Acquisition
Ankauf 1996, Aus dem Süddeutschen Kunsthandel, Aus der Sammlung Lillian Williams, Paris

Das vorne offene Mieder hat einen dazugehörenden, an der Brusthöhe sehr breiten, in der Mitte stark gewölbten Stecker. Der Oberstoff des Mieders und Steckers ist aus beiger gemusterter Seide mit broschierten Seiden- und Goldlaméfäden und roter lachsfarbener, brauner, grüner Seide. Durch Abreibung ist das Muster fast nicht zu erkennen. Die Miederstruktur wurde zusammen mit dem Oberstoff verarbeitet, die Nähte wurden jeweils mit Silberposamentenband bedeckt, wobei an der rechten Seite eine Posamente fehlt und nachträglich mit zweierlei Arten bedrucktem Baumwoll- oder Leinenstoff gefüttert. Das Futter des oberen rückwärtigen Teils und der Schulterblätter ist rosarot mit rot und schwarzen Blättchen bedruckt. Das restliche Futter ist aus großgemusterten Blumenranken und zackenartigen Bändern in rot, rosa, hellblau, lila, dunkelrot und schwarz auf beigem Leinen bedruckt. Die Miederstruktur besteht aus dem Oberstoff und verschiedenen Lagen Hanf und Leinenstoff, die in regelmäßigen parallelen, geraden und schrägen Linien, mit Hinterstichen zusammengenäht sind, durch deren Tunnel Weiden- und Fischbeinstäbe geführt sind. Im rückwärtigen breiten Teil sind unter dem Ausschnitt unter dem Futter 3 querübereinanderliegende Fischbeinstäbe zur zusätzlichen Versteifung angenäht. Das Mieder besteht aus einem ganzen rückwärtigen Teil, das fast von Armloch zu Armloch reicht, hinter den Schultern ansetzt und gerade am rückwärtigen Ausschnitt. Rechts und links laufen die 21 cm langen, versteiften Schulterbänder gerade aus, die am Ende je ein Loch haben, das zur Schulterverlängerung des Vorderteils paßt, das auch ein Loch hat. Der rückwärtige Teil verjüngt sich sehr stark zur Taille hin, wo er innen unter der Miederstruktur mit Bändern und Kordeln zu einer nach außen laufenden Wölbung verläuft und darunter einen 12 cm langen, nach unten breiter werdenden Schwanz bildet. Dessen Kanten und die der danebenliegenden Laschen sind mit Silberband eingefaßt, d.h., sie lagen alle über dem Rock hinten. Rechts und links des rückwärtigen Teils setzen zwei seitliche Teile an, wobei die zwei nächsten zum Vorderteil am Armloch eng beginnen und sich zur Taille verbreitern. Die seitlichen Teile laufen von der Taille aus in je 3-4 Laschen aus, die mit Leder unterlegt sind, das über die Kanten führt und am Außenstoff festgenäht ist. Die Vorderteile setzen rechts und links der Brust an, wo sie mit einem 6 cm langen Schulteransatz beginnen und darunter gerade Kanten haben, die dick mit doppeltem Fischbeinstab versteift sind. Innen am Futter sind einige Stichstellen zu sehen, wo evtl. Verschlußstellen waren. Die Vorderteile verjüngen sich stark zur Mitte hin, wo sie beidseitig in einem Spitz enden, die oberhalb des Spitzes je eine seitlich auslaufende Lasche haben, dessen Kanten mit Leinenband eingefaßt sind. Die Armlöcher, Schulterbänder und der rückwärtige Ausschnitt sind mit Silberband eingefaßt. Der Stecker setzt rechts und links am Armansatz an und hat nach außen und nach unten hin zur Brust eine starke Wölbung. Diese Wölbung geht bis auf Bauchhöhe, wohin sich der Stecker stark verjüngt und unten eine gerade, kleine Kante bildet. Er ist aus gleichem Material und gleich wie das Mieder mit zweierlei Arten Futter gefüttert. Auch der Stecker wurde zusätzlich mit 2 querübereinanderliegenden Fischbeinstäben innen am Ausschnitt versteift. Am Stecker sind keine Anzeichen von Verschluß oder Bindearten. Die obere Kante wurde mit einem Silberband eingefaßt und die vordere Naht wurde auch mit einer Silberposamente überzogen. Die linke Seite des Steckers ist in der unteren Hälfte aus einem beigen Seidentaft, das ein broschiertes Blumenmuster hat. Der untere rechte Teil wurde aus verschiedenen Stücken Oberstoff zusammengenäht. Diese Nähte und Stoffunterschiede sind sichtbar und wurden vielleicht durch das Mieder verdeckt./Borkopp, Dr. Birgitt, Jolly, Dr. Anna, Schoenholzer-Nichols, Thessy, 1996.09.04

BV046177310
Zum Objekt: Structuring Fashion. Foundation Garments through History, Frank Matthias Kammel, Johannes Pietsch (Hrsg.), München 2019, Abb. S. 81

Collection

Sammlung Lillian Williams

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