Collection

Deckelpokal mit Allegorie auf König Karl XI. von Schweden

Artist
Meister IH
Locality
Potsdam
Date
vor 1697
Material
Glas (Kreideglas), entfärbt, geschliffen, geschnitten
Dimensions
H. (gesamt) 42,5 cm, H. (ohne Deckel) 30 cm, Dm. (Kuppa) 14,2 cm, Dm. (Fuß) 13 cm; Deckel: H. 14,5 cm, Dm. 9,5 cm; G. 1910 g
Location
Bayerisches Nationalmuseum (not on display)
Inventory Number
L 2006/120.1-2
Relation
Acquisition
Unbefristete Leihannahme 2006, Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen. Stiftung Sammlung Friedlaender

Über rundem Fuß und Doppelbalusterschaft mit Rundbogenfacetten erhebt sich die schlanke, trichterförmige Kuppa des Pokals, die umlaufend in Mattschnitt zwei durch knorrige Bäume getrennte Szenen zeigt. Ein von einem Löwen bewachter Altar mit drei Kronen, gekreuzten Szeptern, Lorbeer- und Palmzweigen wird seitlich flankiert von Herkules mit Keule und Löwenfell sowie Mars mit Helm und Schild. Die Aufschrift des Schildes "vivat CAROLV [S]. XI. REX . Svec[iae] nimmt auf Karl XI. von Schweden (1655-1697) Bezug und liefert gleichzeitig den terminus ante quem von 1697 für die Entstehungszeit des Pokals. Auf der gegenüberliegenden Seite erscheinen die Göttin Ceres als Frontalfigur mit einem Ährenkranz im Haar und drei Ähren in der rechten Hand und Bacchus - als Rückenfigur wiedergegeben - mit Weinreben auf dem Haupt und in der Hand. In tänzerischer Bewegung berühren sich beide Figuren mit erhobenen Händen. Die zwölf geschälten Rundbogenfacetten des von einem gestuften Knauf bekrönten Deckels zeigen einzelne Soldatenfiguren, einen Baum und eine Ruine; die Deckelwölbung zieren umlaufend kämpfende Reiter und Fußsoldaten. Ein ebenfalls auf Karl XI. zu beziehender Deckelpokal, der den gleichen Inschriftschild und vergleichbare Löwenfiguren zeigt, befindet sich im Nationalmuseum Stockholm. Beide Pokale lassen sich einer umfangreichen, mehr als 20 Gläser umfassenden Gruppe zuordnen, die aufgrund von vier signierten Stücken dem Monogrammisten "IH" zugeschrieben wird. Mit der Identifizierung dieses Glasschneiders hat sich die Forschung seit Jahrzehnten beschäftigt. Zunächst wurde das Monogramm (kleines I oder J auf Querbalken des H) auf den Glashändler und -schleifer Heinrich Jäger aus dem südböhmischen Reichenberg bezogen, der um 1700 in Berlin bezeugt ist und in Verbindung zu Gottfried Spiller gestanden hat. In jüngster Zeit wird die bereits 1962 von Janda formulierte These aufgegriffen, dass es sich bei dem Monogrammisten um den thüringischen Glasschneider I. oder J. Hartmann handelt, der Anfang des 18. Jahrhunderts in Arnstadt für die Fürsten Schwarzburg-Sondershausen bzw. Schwarzburg-Arnstadt tätig war und aus dessen Hand sich mehrere Pokale im Schlossmuseum Arnstadt erhalten haben. Zu den nach Thüringen lokalisierten Gläsern des Meisters zählen auch die beiden dickwandigen Becher mit Vulkan und Venus sowie Meleager und Venus, die sich seit 1952 im Besitz des Bayerischen Nationalmuseums befinden (Inv.-Nr. 52/111 und 52/112). Der hier vorgestellte, in die Frühzeit Hartmanns zu datierende Trichterpokal zeigt bereits den charakteristischen Dekor- und Figurenstil des Meisters. Große, tief geschnittene Figuren aus dem Bereich der Mythologie mit ausgeprägt muskulösen Körperformen und bevorzugt im Profil wiedergegeben füllen die Wandung der Kuppa. Sie werden meist von sehr detailliert ausgeführten knorrigen Baumstämmen getrennt. Die großflächig angelegten Szenen der Kuppa kontrastieren mit den kleinteiligen Reiter- und Soldatenszenen auf den Deckeln.

BV008207712
Zum Objekt: Brigitte Klesse, Glassammlung Helfried Krug. Beschreibender Katalog mit kunstgeschichtlicher Einführung, Bd. 1, München 1965, Abb. 47-50, 255, Kat.-Nr. 255

BV005360445
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Kölner Museen, Kunsthalle Köln, 18. Mai - 4. August 1968: Weltkunst aus Privatbesitz, Köln 1968, Abb. 30, Kat.-Nr. E 87

BV008247541
Zum Objekt: Aukt.-Kat. Auktionshaus Sotheby's (Hrsg.): 1983.03.14, Lot 696, The Krug Collection of glass, part IV, London 1983, Abb. S. 65, Kat.-Nr. 696

BV012872017
Zum Objekt: Auktionspreise im Kunstpreis-Jahrbuch 2002, Jg. 57. Bd. 3, München 2002, S. 435, Abb. S. 435

BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2006-2007, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2008, S. 19 f., Abb. S. 19

Collection

Sammlung Krug, Sammlung Friedlaender

Taxonomy

Deckelpokal

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