Sammlung

Deckelpokal mit brandenburgischem Wappen, Hosenbandorden und Radmonogramm Kurfürst Friedrichs III. von Brandenburg

Künstler/in
Gottfried Spiller (Umkreis)
Entstehung
Potsdam
Datierung
zwischen 1690 und 1701
Material
Glas (farblos), geschliffen, geschnitten
Maße
Gesamt: H. 40 cm; Fuß: Dm. 13,5 cm; Lippenrand: Dm. 12,3 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
L 2009/24.1-2
Bezug
Zugang
Unbefristete Leihannahme 2009, Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen. Stiftung Sammlung Friedlaender

Der Pokal weist am runden Fuß, am massiven Doppelbaluster-Schaft zwischen Trommelscheiben, am abgerundeten Ansatz der becherförmigen Kuppa sowie am Balusterknauf des Deckels umlaufend jeweils sechs polierte zungenartige Spitzblätter in versenktem Hochschnitt auf; am Lippenrand und über dem Auflagerand des gewölbten Deckels korrespondierend 12 große geschliffene Bögen. Der Schnitt der Kuppa zeigt auf der einen Seite das große brandenburgische Wappen mit dem Kur-Szepter im polierten gewölbten Herzschild, umgeben vom Schnallenband des Hosenbandordens mit der Devise "HONI SOIT QVY MALV[sic!] Y PENSE". Die Umschrift ist, wie bei einigen weiteren Potsdamer Gläsern, nicht korrekt wiedergegeben. Möglicherweise wurde die Schreibweise der Ordensdevise auf einer Medaille aus der Regierungszeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. (1640-1688) missverstanden ("HONISOITQVIMALVPENSE"). Bekrönt wird das ovale Wappenmedaillon vom Fürsten- oder Kurhut mit Hermelinbesatz und fünf Spangen; zu beiden Seiten erscheinen auf Kanonenrohren kauernde Adler mit zum Aufflug erhobenen Schwingen und weitere Kriegstrophäen. Die Gegenseite der Kuppa ziert das sogenannte Radmonogramm Kurfürst Friedrichs III. (1657-1713, seit 1688 Kurfürst, seit 1701 als Friedrich I. König in Preußen), das vierfach wiederholte Spiegelmonogramm "F III" um einen bekrönten Adler im Zentrum. Es wird vom Kurhut überhöht und von gekreuzten fleischigen Palmzweigen und zarten Lorbeerranken mit geblänkten Beeren gerahmt. Umlaufende Palmzweige umrankt von Lorbeerzweigen mit Beeren finden sich auch auf der Schulter des Deckels. Der mächtige Pokal, der sich durch seine sehr klare Glasmasse auszeichnet, muss aufgrund der Wappendarstellung zwischen 1690 (Aufnahme Friedrichs III. in den Hosenbandorden) und 1701 (Königskrönung) entstanden sein. Die Motive der polierten Spitzblätter an Fuß, Schaft, Kuppaansatz und Deckelknauf lassen sich in dieser Zeit vielfach nachweisen. Der Deckel mit Auflagerand entspricht nicht der gängigen Form, ist jedoch bei Potsdamer Pokalen nicht so selten wie bei Robert Schmidt beschrieben. Neben dem etwas kleineren Deckelpokal (Inv.-Nr. L 2009/25) finden sich zwei weitere in Form, Schliff und Schnittdekor eng verwandte Gläser in Düsseldorf, Glasmuseum Hentrich und in Berlin, Kunstgewerbemuseum, ehemals Sammlung Helfried Krug. Der sehr qualitätvolle Schnitt dieser sicher für den kurfürstlichen Hof bestimmten Deckelpokale wird mit Gottfried Spiller (1663?-1728) in Verbindung gebracht, der als Schüler und hochbegabter Mitarbeiter seines Onkels Martin Winter (gest. 1702) in der 1687 für den Großen Kurfürsten eingerichteten wassergetriebenen Schleifmühle tätig war und bis 1721 in Berlin als Glasschneider dokumentiert ist. Mit ihm sind vor allem Darstellungen lebensvoller Putten-Bacchanale verbunden, die sich durch einen ausnehmend barocken skulpturalen Stil auszeichnen. In der Ausführung der beiden hockenden Adler und der Blattranken kommt unser Pokal dem Stück in Berlin nahe, erreicht jedoch nicht ganz dessen außergewöhnliche plastische Qualität und Rafinesse, die sich besonders im umlaufenden Rankenwerk manifestiert.

BV008207717
Zum Objekt: Brigitte Klesse, Glassammlung Helfried Krug. Beschreibender Katalog mit kunstgeschichtlicher Einführung, Bd. 2, Bonn 1973, S. 53-56, Abb. S. 211, Kat.-Nr. 617

BV013852780
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Schloß Charlottenburg, Berlin (Landesausstellung Berlin und Brandenburg anlässlich des 300 jährigen Krönungsjubiläums Friedrich I.), 6. Mai 2001 - 5. August 2001: Herrliche Künste und Manufacturen. Fayence, Glas und Tapisserien aus der Frühzeit Brandenburg-Preußens 1680-1720, Kunstgewerbemuseum Berlin (Hrsg.), Berlin 2001, S. 87 S. 246-248, Kat.-Nr. 154-157

BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2008-2009, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2010, S. 30-31, Abb. S. 30

BV009800040
Zum Wappenmedaillon: Günther Brockmann, Die Medaillen Joachim I. - Friedrich Wilhelm I. 1499-1740. Die Medaillen der Kurfürsten und Könige von Brandenburg-Preußen Bd. 1, Köln 1994, S. 175-176, Kat.-Nr. 276

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Sammlung Friedlaender

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