Sammlung

Bildnis der Helena Antonia Galeckha aus Lüttich (Gemälde)

Künstler/in
Entstehung
Datierung
1595
Material
Öl auf Leinwand
Maße
Gemälde: H. 67,2 cm, B. 49,2 cm; Rahmen: H. 76,5 cm, B. 59,0 cm, T. (ohne Ringschrauben) 3,5 cm
Standort
Kunst- und Wunderkammer Burg Trausnitz
Inventarnummer
R 1718
Bezug
Zugang

Tatsächlich handelt es sich bei der Dargestellten um Helena Antonia Galeckha aus Lüttich, die ebenso wie die Familie des berühmten „Haarmenschen“ und Tafeldieners König Heinrich II. von Frankreich, an Hypertrichosis (übermäßigem Haarwuchs) litt. Helena war nach dem Tod des Erzherzogs Karl von der Steiermark von dessen Witwe Maria, der Schwester des bayerischen Herzogs Wilhelm V., am Hof in Graz aufgezogen worden. Nicht nur der Erzherzog und seine Gemahlin, sondern auch verschiedene andere europäische Fürsten interessierten sich für die „Haarmenschen“, die am Hof hohes Ansehen genossen und deren Porträts man mit anderen Fürsten tauschte. Dabei lag die Faszination nicht allein in der Andersartigkeit der Unglücklichen. Zeitgenössische Philosophen deuteten die behaarten Menschen im Sinne der Nähe der menschlichen Natur zum Animalischen.
Wilhelm V. hatte seiner Schwester Maria einige Porträts der berühmtesten Haarmenschen jener Zeit aus der Familie des Pedro Gonzales geschenkt, die er in Briefen "Zottel" oder "rauche Leut" nannte. Als Gegengeschenk erhielt er vermutlich das Porträt der Helena, das im Inventar der Münchner Kunstkammer von 1598 neben anderen Abbildungen merkwürdiger Personen aufgelistet wird. Nach aufwendiger Restaurierung ist das Gemälde in der "Kunst- und Wunderkammer" nun wieder in dem Zusammenhang zu sehen, für den es einst geschaffen wurde: Zwischen den Wundern der Natur und der Kunst legt es Zeugnis ab vom Staunen der Sammler der Renaissance über die Vielgestaltigkeit der Welt.
Bildnis der Helena Antonia Galeckha aus Lüttich, Öl auf Leinwand, Graz (?) 1595

BV002943573
Zum Objekt: Mus.-Kat. Karl Voll, Heinz Braune, Hans Buchheit, Katalog der Gemälde des Bayerischen Nationalmuseums (Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums; Bd. 8), München 1908, Kat.-Nr. 597

BV037414297
Zur Darstellung: Ruth von Bernuth, Bettler, Monster und Zeichen Gottes. Behinderung in der frühen Neuzeit (Schriften des Hygiene-Museums Dresden Bd. 9)Folge Wege zur Kultur / Barrieren und Barrierefreiheit in Kultur- und Bildungseinrichtungen, Anja Tervoorden, Jürgen Weber (Hrsg.), Köln 2012, S. 117-132, Abb. 1

BV035084486
Zum Vergleich: Die Münchner Kunstkammer. Katalog Teil 2 Bd. 2, Willibald Sauerländer, Bayerische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.), München 2008, S. 856-857, Kat.-Nr. 2872

BV049773686
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Schloss Ambras, Innsbruck, 20.06.2024-06.10.2024: Schauen erlaubt? Vielfalt Mensch vom 16. bis 18. Jahrhundert, Thomas Kuster und Veronika Sandbichler, Köln 2024, S. 135, Abb. Abb., Kat.-Nr. Kat-Nr. 5.3

Systematik

Malerei - Gemälde

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