Sammlung

Die mit 54 cm ungewöhnlich großformatige und oben rund geschlossene Elfenbeintafel dürfte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von einem süddeutschen Bildschnitzer gefertigt worden sein. Als graphische Vorlage diente dem Künstler ein Kupferstich von Francesco Villamena nach einem Altarbild von Federigo Barocci im Dom von Perugia. Das Bildwerk setzt sich aus verschiedenen, einzeln geschnitzten Partien zusammen, die gestaffelt bzw. überschneidend auf einen Holzträger gedübelt wurden; keine der insgesamt zwölf Figuren ist aus einer der den Hintergrund bildenden Platten gefertigt. Das Bildmotiv war im 17. Jahrhundert äußerst beliebt. Zwei weitere Versionen der Darstellung haben sich im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart sowie in einer Wiesbadener Privatsammlung erhalten. Die Elfenbeintafel zeigt die Kreuzabnahme Christi, wie sie u.a. im Matthäusevangelium beschrieben wird (Matt. 27, 55-60). "Und es waren viele Frauen da (…); unter ihnen waren Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus und Josef, und die Mutter der Söhne des Zebedäus. Am Abend kam ein reicher Mann aus Arimathäa, der hieß Josef und war auch ein Jünger Jesu. Der ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus man sollte ihn ihm übergeben und Josef nahm den Leib wickelte ihn in ein reines Leinentuch und legte ihn in einen Felsen." Vier Männer sind auf zwei Leitern gestiegen. Sie haben den toten Christus vom hochaufragenden Kreuz abgenommen und lassen den Leichnam behutsam herab. Am Fuß des Kreuzes wird der Korpus von Johannes in Empfang genommen. Seitlich stehen zwei bärtige, ältere Männer, der eine Josef von Arimathäa, der andere Nikodemus, während am vorderen Bildrand drei Frauen um die ohnmächtige Maria bemüht sind./Scherp, Dr. Astrid, 2009.04.20