Sammlung

Siegelring des Malers Hans Burgkmair des Älteren (1473 - 1531)

Künstler/in
Entstehung
Augsburg
Datierung
zwischen 1516 und 1529
Material
Gold, gegossen, graviert, Schwarze Einlage der Gravur aus organischer Substanz, Bergkristall, geschnitten, transparent hintermalt
Maße
Ring: Dm. (innen) 2,0 cm, B. (Siegel) 1,2 cm, Stärke der Ringschiene 0,18 cm, G. 4,0 g
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
R 8735
Bezug
Zugang
Ankauf 1909 von Johann Rennig, Augsburg

Der zarte goldene Siegelring mit schmalem rundem Reif zeigt auf der ovalen Siegelplatte aus Bergkristall die seitenverkehrt eingeschnittenen Initialen Hans Burgkmairs "+H+B+" über dem ebenfalls seitenverkehrten Wappenschild mit Bärenkopfschnitt. Der Bergkristall ist in der Art einer Hinterglasmalerei partiell transparent rot (Umrandung des Wappens) und schwarz (heraldisch linker Bärenkopf) hintermalt. Die Initialen sowie der auf dem Kopf stehende Bärenkopf erscheinen im Gold der Ringplatte. Die auf dem Fassungsrand des Siegelrings eingravierte Inschrift "MORS VINCIT" ist schwarz eingelegt. Das Bärenkopfwappen, das Burgkmair von Kaiser Maximilian 1516 für seine Verdienste verliehen wurde, findet sich als kleine Zeichnung neben der eigenhändigen Eintragung des Malers vom 7. April 1516 in seinem Handexemplar des Programms des „Triumphzugs“ Kaiser Maximilians sowie in seinem 1516 bezeichneten Holzschnitt-Exlibris im Exemplar des ihm von Kaiser Maximilian gewidmeten „Theuerdank“. Der Siegelring wurde 1909 vom Bayerischen Nationalmuseum von Johann Rennig aus Augsburg für 50 Mark erworben. Hans Buchheit identifizierte ihn als Wappenring Burgkmairs in Vorbereitung der Burgkmair-Ausstellung 1931. Im Katalogtext des damals noch als eigenhändig geltenden Doppelporträts Hans Burgkmairs und seiner Gemahlin Anna, geborene Allerlai, wird erstmals auf die Übereinstimmung mit dem Ring, den der Maler deutlich sichtbar am Zeigefinger seiner linken Hand trägt, hingewiesen. Das berühmte Bildnis im Kunsthistorischen Museum Wien gilt seit der Auffindung der Inschrift 1933 als Werk von Lukas Furtenagel (1505 – nach 1546). Das Programm mit der beherrschenden Vanitas Thematik sowie die Komposition gehen jedoch vermutlich auf ein verlorenes Urbild Burgkmairs zurück, das sich noch im 18. Jahrhundert im Besitz des Augsburger Stechers Georg Christoph Kilian befand und in einerRadierung von 1766 überliefert ist. Das in den Totenköpfen des Spiegels, in der gereimten Titelinschrift und in den Worten auf dem Spiegelrand und dem Spiegelgriff ausgesprochene Memento Mori wird durch die Umschrift des Siegelrings unterstrichen. Ostentativ, die Mahnung an den bevorstehenden Tod betonend, streckt Burgkmair seinen Zeigefinger mit dem Ring dem Betrachter entgegen, geradezu so, als ob er ihm sagen möchte: Alle weltlichen Ehren vergehen. MORS VINCIT. Am Ende triumphiert der Tod.

BV045480155
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Maximilianmuseum Augsburg, 15.06.-15.09.2019: Maximilian I. 1459-1519. Kaiser. Ritter. Bürger zu Augsburg, Heidrun Lange-Krach (Hrsg.), Regensburg 2019, S. 248-249, Abb. S. 248, Kat.-Nr. 45

BV049345288
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Städel Museum, Frankfurt a. Main, 02.11.2023-18.02.2024, Kunsthistorisches Museum, Wien, 19.03.2024-30.06.2024: Renaissance im Norden. Holbein, Burgkmair und die Zeit der Fugger, Guida Messling (Hrsg.), München 2023, 166-168, Kat.-Nr. 2.007

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