Sammlung

Seidengewebe mit bizarrem Muster

Künstler/in
Entstehung
Italien, Lyon, Sizilien (?)
Datierung
zwischen 1705 und 1710
Material
Seide, Lahn um Seidenseele (silbern, golden), Frisé (silbern, golden), gewebt, Gewebebezeichnung nach CIETA: Lampas fond satin, 2 lats de liseré (dont 1 lat trame d'accompagnage), broché, à liage repris
Maße
Gewebe (auf dem Rahmen): H. 78,0 cm, B. 54,0 cm; Gewebe (Gesamtgröße, auf dem Rahmen montiert, rekonstruiert): H. (ca.) 95,0 cm, B. 54,0 cm; Musterrapport: H. 73,5-74,0 cm, B. (über die Naht gemessen) 26,5 cm; Webbreite: B. (mit Webkante) 54,0 cm, B. (ohne Webkante) 53,0 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
T 600
Bezug
Zugang
Zugang vor 1886

Seidengewebe mit bizarrrem Muster. Obwohl das Muster aus sehr naturalistisch gestalteten Blumen besteht, wirkt es in der Zusammenstellung der Motive bizarr. Es gehört zu einer Gruppe von spätbizarren Geweben mit Gefäßen und Architekurteilen, die am Übergang zum Seminaturalismus steht. Auf einem damastartigen, dunkelbraunen Grund sind übereinander drei einzeln stehende Motive angeordnet, die von großblütigen Blumengebinden umgeben bzw. verdeckt werden. Eine Beschreibung des Zusammenhangs der Motive ist mit dem auf dem Rahmen sichtbaren Ausschnitt schwierig. Die Reihenfolge der Motive beginnt mit dem wolkenförmigen Gebilde, an dem unten rechts ein Eimerchen hängt. Aus diesem fallen vier Tropfen nach unten. Über der Wolke ist, mit kleinem Abstand, ein sechskantiges, nach oben hin verjüngendes Postament angeordnet, dessen oberen Abschluss ein ionisches Kapitell bildet. Auf dem Kapitell steht eine große Blumenschale, die üppig mit Früchten und Beeren gefüllt ist. Links oberhalb dieser Blumenschale hängt eine Draperie, die unten gerafft ist und an deren Ende eine Quaste herunterhängt. Die oberen beiden Zipfel des gespannten Tuches sind jeweils mit einer Schleife an dünnen Ästen befestigt, die einem Stamm mit Blattwerk entspringen. Hierbei handelt es sich um eine Baumpaeonie. Ihr Stamm verbindet alle drei Motive miteinander, beginnend auf der Wolke. Blumenschale, Wolke und Stamm sind in ehemals goldfarbenem Friségarn gearbeitet, das Postament, Draperie, Eimerchen und Paeonie in Silberlahn um Seidenseele. Teile der Früchte und die großen, lockeren Blumengebinde vor der Wolke und der Draperie sowie seitlich des Postaments sind in ehemals kräftigen Rosa-, Rot- und Lachstönen gearbeitet. Die Blumenstängel und Blättchen waren ehemals leuchtend Hellgrün, heute zeigen sie einen Gelbstich. Die Früchte und Blumen sind recht naturalistisch dargestellt und lassen sich zum Teil bestimmen. In der Blumenschale befinden sich zwei herabhängende Weintraubendolden, drei aufgeplatzte Granatäpfel und ein nach oben gerichteter kleiner Ast mit grünen und roten Beeren. Seitlich ragt gerade noch jeweils ein kleiner Blütenzweig hervor, die Mitte besetzt ein dreigefiedertes grünes Blatt. Vor der Draperie sind eine Rose, zwei Maiglöckchenzweige, drei Blüten der Tabakpflanze in Blau, eine nach unten hängende Tulpe und eine seitlich gerichtete Federnelke angeordnet; neben dem Postament und über der Wolke sind es eine Federnelke, drei kleine, nach unten gerichtete Nelken, eine Rose und eine blassblaue Winde sowie weitere, nicht näher bestimmbare Blüten. Das Muster des damastartigen Grundes ist wegen der schlechten Erhaltung schwer zu erkennen. Es bildet um die drei Motive einen breiten Rahmen und umgibt die Paeonien mit langen, leicht gewölbten Zacken.
Musterrapport: Rapportfolge parallel (fortlaufend 2x), dessin à deux chemins suivis:

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