Sammlung
Deckelpokal mit Beschlag- und Schweifwerkdekor
- Künstler/in
- Peter I Schleich
- Entstehung
- Nürnberg
- Datierung
- zwischen 1576 und 1591
- Material
- Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, geätzt, punziert, vergoldet
- Maße
- Gesamt: H. 37,2 cm, Dm. 16,8 cm, G. 1344,0 g; Pokal: H. 34,9 cm, Dm. 15,1 cm, G. 1122,0 g; Deckel: H. 3,0 cm, Dm. 16,8 cm, G. 222,0 g
- Standort
- Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
- Inventarnummer
- 65/106.1-2
- Bezug
- –
- Zugang
- Überweisung 1965, Freistaat Bayern. Gemäß der Vereinbarung vom 06.12.1960 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Bayern. Von der Treuhandverwaltung für Kulturgut übernommen vom Central Collecting Point München aus der Vermögenseinziehung Hermann Göring.
BV022866238
Zum Beschauzeichen: Kat. Nürnberger Goldschmiedekunst 1541-1868. Meister, Werke, Marken Teil 1: Textband, Bd. I, Teil 1, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, G. Ulrich Großmann (Hrsg.), Nürnberg 2007, S. 501 f., Kat.-Nr. BZ08
BV022866238
Zum Meisterzeichen: Kat. Nürnberger Goldschmiedekunst 1541-1868. Meister, Werke, Marken Teil 1: Textband, Bd. I, Teil 1, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, G. Ulrich Großmann (Hrsg.), Nürnberg 2007, S. 376, Kat.-Nr. MZ0797b
BV008210733
Zum Meisterzeichen: Kat. Der Goldschmiede Merkzeichen. Deutschland N - Z, Bd. 3, Frankfurt am Main 1925, Kat.-Nr. 3938
BV022866238
Zum Objekt: Kat. Nürnberger Goldschmiedekunst 1541-1868. Meister, Werke, Marken Teil 2: Tafeln, Bd. I, Teil 2, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, G. Ulrich Großmann (Hrsg.), Nürnberg 2007, S. 814, Abb. 294
BV022866238
Zum Objekt: Kat. Nürnberger Goldschmiedekunst 1541-1868. Meister, Werke, Marken Teil 1: Textband, Bd. I, Teil 1, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, G. Ulrich Großmann (Hrsg.), Nürnberg 2007, S. 377, Kat.-Nr. 797.03
BV044293260
Zum Objekt: Ilse Von zur Mühlen, Silber aus ehemals jüdischem Besitz?. Die Bestände aus "Münchner Silberabgaben" und Silber aus der "Sammlung Göring" am Bayerischen Nationalmuseum, in: Tagungsband Raubkunst? Silber aus ehemals jüdischem Besitz - wie gehen Museen damit um? Symposium anlässlich der Ausstellung "Raubkunst? Provenienzforschung zu den Sammlungen des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg", hrsg. von Sabine Schulze und Silke Reuther, Hamburg 2016, S. 24-29, S. 24-29, Abb. 4-6
BV008210733
Zum Vergleich: Kat. Der Goldschmiede Merkzeichen. Deutschland N - Z, Bd. 3, Frankfurt am Main 1925, Kat.-Nr. 3938 d
BV000522890
Zum Vergleich: Ausst.-Kat. Germanisches Nationalmuseum: Wenzel Jamnitzer und die Nürnberger Goldschmiedekunst 1500 - 1700. Goldschmiedearbeiten, Entwürfe, Modelle, Medaillen, Ornamentstiche, Schmuck, Porträts; eine Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg vom 28. Juni - 15. September 1985, München 1985, Kat.-Nr. 42
BV046344469
Zur Provenienz: Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern, Tätigkeitsbericht 2016/2017, Alfred Grimm (Hrsg.), München 2017, S. 93
Befund
Am Deckel auf der Innenseite (auf dem inneren Profil) zwei Marken: links Meistermarke (Hausmarke) im Schild für Peter I Schleich, daneben rechts das Beschauzeichen "N" im Kreis für Nürnberg. Auf der Oberseite des Deckels im zentralen, in vollständigem Zustand mit Bekrönung nicht sichtbaren Feld ein Tremolierstrich. Der Gefäßboden der Pokalkuppa ist aus zwei Teilen zusammengesetzt; auf dem inneren, nicht vergoldeten und nicht dekorierten ein Tremolierstrich, ebenso auf dem darüber liegenden, vergoldeten Boden der dekorierten Kuppa. Am Standring links nochmals das Meisterzeichen, rechts das Beschauzeichen. Unterhalb des Palmettenfrieses auf dem Lippenrand zwei Marken: links das Nürnberger Beschauzeichen, rechts das Meisterzeichen von Schleich. Unten auf dem Standring und auf der Oberseite des Fußes (verdeckt durch gegossenes Zwischenstück) weitere Tremolierstriche. Auf dem Boden des Fußes zwei Papieretiketten, die bei der Untersuchung abgenommen wurden: Links weißer rechteckiger Papieraufkleber (Maße: 14,5:17,5 mm) mit doppelt liniertem blauem Rand, darauf in schwarz gedruckt "25". Von diesem Aufkleber abgedeckt auf dem äußeren Profil des Fußes eine mit rotem Lack handschriftlich aufgebrachte Nummer "272" (um sie lesbar zu machen, wurde der Aufkleber abgelöst). Rechts daneben ein weiterer Aufkleber, sechseckig, mit doppeltem blauem Rand (Maße 12,0:17,5 mm), darauf handschriftlich mit schwarzer Farbe "av/35". Auf der Unterseite des Pokalfußes handschriftlich mit weißer Farbe "65/106" (Inventarnummer des Bayerischen Nationalmuseums).
Forschung
In den Datenbanken zum Central Collecting Point sowie zur 'Sammlung Göring' die Provenienzangabe "dt. Vorkriegsbesitz" (aufgrund einer Aussage Walter Andreas Hofers) bzw. "Vor dem Krieg erworben (Altbesitz)" und Vorbesitz "Keine Angabe (Unbekannt)". Eventuell könnte es sich bei dem Pokal um das Objekt handeln, das Marc Rosenberg, Der Goldschmiede Merkzeichen, Bd. 3, 3. Aufl., Frankfurt a.M.1923, S. 101, unter Nr. 3938a, als "(+) Dr. v. Pannwitz München 1905" aufführt. Der Pokal ist aber nicht in dem Versteigerungskatalog zum Verkauf aus der Sammlung von Pannwitz in München in der Galerie Helbing am 24./25.10.1905 enthalten. Sollte bei Marc Rosenberg keine Verwechslung vorliegen, könnte sich der Pokal noch in den 1940er Jahren im Eigentum der Witwe Catalina von Pannwitz befunden haben. Dieser Besitz ist bislang nicht nachweisbar. Wenngleich Göring Catalina von Pannwitz, die jüdischer Abstammung war, aber die argentinische Staatsbürgerschaft besaß, ein Ausreisevisum in die Schweiz gegen Verkauf einiger Gemälde und Möbel ermöglichte, ist eine Abgabe des Deckelpokals an Göring bislang nicht zu belegen. Die am Pokal aufgefundenen Aufkleber mit der gedruckten Zahl "25" und der "AV"-Nummer "25" sowie die handschriftliche in Rot aufgebrachte Nummer "272" konnten bislang nicht zugeordnet werden. Die Vermutung, dass es sich bei der "AV"-Nummer um eine Abgabenummer der 1939 zur Zwangsablieferung von Silber und anderem Edelmetall verpflichteten jüdischen Bürger gehandelt haben könnte, ließ sich nicht verifizieren. Durch diesen Aufkleber besteht jedoch eine Verbindung zu Inventarnummer 65/121 im Bayerischen Nationalmuseum (ebenfalls aus der 'Sammlung Göring'). Entweder stammen beide Objekte aus der Zwangsablieferung, oder sie gehörten zu bisher unbekanntem Zeitpunkt zu ein- und derselben bislang unbekannten Sammlung. Zu unbekanntem Zeitpunkt aus unbekanntem Eigentum/Besitz in die 'Sammlung Göring'. Aufgrund der Provenienzlücke(n) kann ein NS-verfolgungsbedingter Entzug nicht ausgeschlossen werden./I.v.z.M., 2017
Sammlung
Sammlung Hermann Göring (Metall)