Sammlung

Schreibtisch mit Aufsatz und Goldbronzebeschlägen

Künstler/in
David Roentgen
Entstehung
Neuwied
Datierung
zwischen 1785 und 1790
Material
Eichenholz, Kirschholz, Walnussbaumholz, furniert; Furnier: Birken-Maserholz; Beschläge: Messing, Bronze, vergoldet
Maße
H. 115,5 cm, B. 113 cm, T. 60,5 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (Saal 94)
Inventarnummer
L 75/222
Bezug
Zugang
Unbefristete Leihannahme 1975, HypoVereinsbank, Member of UniCredit, vormals Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank AG, Von Aleksandr S. Stroganov (Innenminister und persönlicher Ratgeber von Zarin Katharina II.) für sein Petersburger Palais direkt von der Roentgen-Manufaktur erworben., 1931 auf der Auktion R. Lepke (12.05.1931-13.05.1931, Versteigerung 2043, Kat. 214) in Berlin, im Auftrag der Handelsvertretung der UdSSR, versteigert und von Nicholas de Koenigsberg erworben., 1950 von Nicholas de Koenigsberg an Gaby Salomon, Buenos Aires verkauft., 1975 auf einer Auktion von Sotheby's, London (20.06.1975, Kat. 77) von der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank erworben.

Das Möbel zeichnet sich durch einen architektonischen, von Quadern bestimmten Oberbau aus. Es ruht auf acht schlanken vierkantigen, sich nach unten verjüngenden Beinen mit Mille-raies-Einlagen, die in würfelförmigen Messingschuhen über messinggefaßten Eicheln enden; den oberen Abschluß bilden vierkantige Messingprofile, die durch römische Ziffern von I bis VIII (vorn links außen beginnend) die Reihenfolge der abschraubbaren Beine bezeichnen. Auf der Zarge befinden sich rechteckige, von einem Perlstab gerahmte Felder. Drei der Perlstabrahmungen verbergen die Außenkanten von Schubladen. Die Lade in der Mitte der Zargenfront läßt sich mit Hilfe eines Schlüssels öffnen. Die beiden Laden an den Schmalseiten sind je in einen oben geschlossenen Kasten innerhalb der Zarge eingelassen; betätigt man die Federmechanismen an der Unterseite der herausgezogenen Schreibplatte, so springen die Kisten seitlich heraus und öffnen sich gleichzeitig die Schubladen in Richtung der Schreibtischfont. Die Schreibplatte ist über einer festen, etwas größeren Tischplatte, deren Außenkanten umlaufend mit einer nicht vergoldeten Mesaingleiste umgeben sind, herausziehbar. Sie wird flankiert von gitterförmigen Bronzegalerien, die sich an der Front links und rechts massiv um je 11,5 cm fortsetzen. Über der Schreibplatte erhebt sich ein dreiteiliger Aufsatz. Er wird gebildet aus einem hohen und breiten Kasten in der Mitte; zwei kleinere Kästen mit je einer Galerie über dreistufigem Podest sowie mit rechteckigen perlstabbegrenzten Feldern und Schubladen befinden sich an den Seiten. Der mittlere Kasten wird an der Front durch kannelierte Lisenen seitlich begrenzt; zwei horizontal an Bronzeschleife und -rosetten hängende Lorbeerguirlanden wie eine Perlstabrahmung des Rolladens bilden den übrigen Schmuck der Front. Zwei je an einer Rosette hängende vertikale Lorbeergehänge über kannelierten Lisenen und ein rechteckiges perlstabumrandetes Feld akzentuieren die Seiten. Der Überbau, der sich vom Mittelkasten durch eine schmale umlaufende Profilleiste aus nicht vergoldetem Messing absetzt, besteht aus einem dreistufigen Podest mit einer Bronzegalerieb aus durchbrochenen mit Blattrahmung verzierten Kreisen; die vier hölzernen Doppeipfeiler an den Ecken der Galerie sind mit je zwei kleinen Deckelpokalen bekrönt. Beim Herausziehen der Schreibplatte öffnet sich der Rolladen. Dahinter befinden sich vier Querfächer mit zwei auswechselbaren Platten. Im Boden des Kastens können zwei Metallknöpfe durch Druck betätigt werden, um den Mechanismus der in den seitlichen Äufsatzkästen verborgenen Schubladen auszulösen. In der rechten Lade ist an der Stirnseite ein dreiteiliges Beifach, in das Tintenfaß und Sandfaß aus gedrechseltem Holz mit abschraubbarem Metalldeckel eingesetzt sind. Die Rückwand des Möbels ist vollständig furniert, das Perlstabornament setzt sich in Zargenhöbe umlaufend fort, in Höhe der seitlichen Kästen nur an den Seiten./Himmelheber, Dr. Georg, 1975.00.00 (Übertrag aus Langinventar)

BV007104938
Zum Vergleich: Hans Huth, Abraham und David Roentgen und ihre Neuwieder Möbelwerkstatt, Berlin 1928, S. 31 f., Abb. 28

BV003518710
Zum Objekt: Aukt.-Kat. Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus (Hrsg.): 1931.05.13-14, Sammlung Stroganoff, Leningrad. Berlin 1931, Kat.-Nr. 214

BV002350870
Zum Objekt: Heinrich Kreisel, Georg Himmelheber, Die Kunst des deutschen Möbels. Möbel und Vertäfelungen des deutschen Sprachraums von den Anfängen bis zum Jugendstil. Klassizismus, Historismus, Jugendstil. Bd. 3, München 1973, Abb. 22

BV001979926
Zum Vergleich: Hans Huth, Abraham und David Roentgen und ihre Neuwieder Möbelwerkstatt, München 1974, Abb. 82, 113-117

BV041075357
Zum Objekt: Aukt.-Kat. Sotheby's London (Hrsg.): 1975-06-20, Carpets, tapestries, textiles, clocks, sculpture, French furniture, London 1975, Kat.-Nr. 77

BV038392083
Zum Objekt: Georg Himmelheber, The Craftsmanship of David Roentgen. In: The Connoisseur 193, 1976, S. 17-21

BV002539476
Zum Objekt: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 27, München 1976, S. 254 f.

BV021811499
Zum Vergleich: A. Koutchoumov, Pavlosk. Le Palais et le Parc, Leningrad, 1976, S. 184, 190, 208

BV006931333
Zum Objekt: Josef M. Greber, Abraham und David Roentgen - Möbel für Europa. Werdegang, Kunst und Technik einer deutschen Kabinett-Manufaktur ; europäische Möbelkunst im 18. Jahrhundert, Starnberg, 1980, Abb. 693

BV000520411
Zum Objekt: Dietrich Fabian, Roentgenmöbel aus Neuwied. Leben und Werk von Abraham und David Roentgen , Bad Neustadt, 1986, S. 89

BV002550976
Zum Objekt: Christine Cornet, Roentgenmöbel in Münchner Museen, Folge 12, in: Weltkunst 7, 1992, S. 908 ff.

BV037515517
Zum Vergleich: Aukt.-Kat. Nagel Auktionen (Hrsg.): 1992.03.13-14: 343. Auktion. Kunst, Antiquitäten, Teppiche, Stuttgart 1992, Kat.-Nr. 343

BV001237468
Zum Objekt: Kat. Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank, Die Kunstsammlung der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank Aktiengesellschaft, München 1982, S. 44-45

BV036517571
Zum Objekt: Kat. Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank, Die Kunstsammlung der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank Aktiengesellschaft, München 1987, S. 48-49

BV038077983
Zum Objekt: Ursula Weber-Woelk, "Der eintzige Weg für uns... ist die Nachahmung der Alten" (J.J. Winckelmann). Zu den klassizistischen Werken der Manufaktur Roentgen, in: David Roentgen. Möbelkunst und Marketing im 18. Jahrhundert, hrsg. von Andreas Büttner und Ursula Weber-Woelk, Regensburg 2009, S. 94-115, S. 111 f., Abb. 10

BV040576313
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Ausstellung: Extravagant Inventions: The Princely Furniture of the Roentgens; The Metropolitan Museum of Art, New York; 29. Oktober 2012 - 27 Januar 2013: Extravagant Inventions. The Princely Furniture of the Roentgens, The Metropolitan Museum of Art (Hrsg.), New York 2012, S. 186-187 (mit Abb.), Kat.-Nr. 56

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