Sammlung

Kredenz

Künstler/in
Johann Christoph Stenglin
Entstehung
Augsburg
Datierung
1739-1741
Material
Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, graviert, punziert, vergoldet
Maße
H. 7,8 cm, Dm. 29,3 cm, G. 1166,3 g
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (Saal 91)
Inventarnummer
93/57.1
Bezug
Inv.-Nr. 93/56 - 93/58
Zugang
Öffentlich-rechtlicher Übertragungsvertrag 1993, Fürst Thurn und Taxis Kunstsammlungen, Regensburg

Im höfischen Zeremoniell spielen neben den Lavabogarnituren auch die zugehörigen Kredenzen eine maßgebliche Rolle. Hier handelt es sich um flache Präsentierteller auf stark eingezogenem Fuß, die verschiedenste Funktionen erfüllten. So wurde auf den Kredenzen - nach der zeremoniellen Handwaschung - die zur Trocknung der Hände bestimmte Serviette dargeboten oder entgegengenommen. Auch reichte man den Gästen Getränke und verschiedenste Erfrischungen auf solchen tablettartigen Kredenzen. Ferner wurde der Kredenzteller einer Standesperson während des Trinkens unter das Glas gehalten, um gegebenenfalls herabfallende Tropfen aufzufangen. Nicht zuletzt fanden die Kredenzen Verwendung bei der Entgegennahme der Accessoires hochgestellter Damen. So wurden etwa Handschuhe und Fächer auf einem Kredenzteller vor der Mahlzeit entgegengenommen und nach der Mahlzeit erneut dargereicht. Dabei wanderten die Kredenzen mit den Accessoires oft von den höheren zu den minder hohen Hofchargen, um während der Mahlzeit auf einem Nebentisch abgestellt zu werden. Demnach bildeten die Präsentierteller das adäquate Instrument der Distanzierung zwischen der Standesperson und denjenigen, die ihrer Aufwartung dienten - der unmittelbare physische Kontakt zwischen den Vertretern beider Sphären wurde mittels der Kredenz vermieden.
Wie auch aus dem 1781 angelegten Regensburger Silberinventar hervorgeht, gehören die beiden von Johann Christoph Stenglin gefertigten Kredenzen zu der von demselben Goldschmied geschaffenen Lavabogarnitur (Kat.-Nr. 25). Demgemäß finden sich hier, wenngleich in weniger differenzierter Ausführung, dieselben Motive der ziselierten und gravierten Dekoration. Ähnlich wie bei dem Becken des Gießgeschirrs ist die stark profilierte Einfassung in scheinbar unregelmäßiger Führung wellig bewegt. Dagegen erscheint es fraglich, ob die beiden von Bartholomäus Heuglin in den gleichen Jahren ausgeführten Kredenzteller ebenfalls dem Ensemble zuzurechnen sind. So zeigen sich in der Ornamentik leichte Abweichungen; beispielsweise werden hier figürliche und architektonische Elemente einbezogen. Bartholomäus Heuglin - Sohn des berühmten Augsburger Goldschmieds Johann Erhard II Heuglin, der auch als Autor von wichtigen Vorlageblättern hervortrat - war wie sein Vater bevorzugt auf dem Gebiet des Profansilbers tätig. Alle vier Kredenzen, die keine Wappengravierung tragen, weisen weit stärkere Gebrauchsspuren als die Lavabogarnitur auf. Somit wurden sie in der Thurn und Taxis'schen Hofhaltung offensichtlich häufig eingesetzt.

BV037661220
Zum Beschauzeichen: Helmut Seling, Stephanie Singer, Die Augsburger Gold- und Silberschmiede: 1529-1868. Meister, Marken, Werke, Zentralinstitut für Kunstgeschichte (Hrsg.), München 2007, Kat.-Nr. BZ1860, BZ1870

BV037661220
Zum Meisterzeichen: Helmut Seling, Stephanie Singer, Die Augsburger Gold- und Silberschmiede: 1529-1868. Meister, Marken, Werke, Zentralinstitut für Kunstgeschichte (Hrsg.), München 2007, Kat.-Nr. 2293i

BV037661220
Zum Objekt: Helmut Seling, Stephanie Singer, Die Augsburger Gold- und Silberschmiede: 1529-1868. Meister, Marken, Werke, Zentralinstitut für Kunstgeschichte (Hrsg.), München 2007, S. 176, Kat.-Nr. 2293d

BV000960154
Zum Objekt: Helmut Seling, Die Kunst der Augsburger Goldschmiede 1529-1868. Meister, Marken, Werke. Band III: Meister, Marken, Beschauzeichen, München 1980, S. 368, Kat.-Nr. 2293b

BV038720257
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 23. Februar 1994 - 29. Mai 1994: Silber und Gold. Augsburger Goldschmiedekunst für die Höfe Europas, Reinhold Baumstark, Helmut Seling (Hrsg.), München 1994, S. 514, Kat.-Nr. 146

BV012190176
Zum Objekt: Mus-Kat. Thurn und Taxis Museum Regensburg. Höfische Kunst und Kultur, Reinhold Baumstark (Hrsg.), München 1998, S. 92, Kat.-Nr. 25a

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