Sammlung

Zur Beschriftung: Pächterstempel (charge und export décharge) 'Alaterre, Jean' . Katalogtext: Der von Louis Roucel in den siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts vertretene Stil manifestiert sich exemplarisch in der runden Tabatiere. Deren Goldmontierung beschränkt sich auf scheinbar einfach gebildete Elemente: schmale Einfassungen an Deckel, Boden und Zargen sowie schlanke Pilaster in unplastischer Ausbildung ohne architektonische Züge. Der Grund ist einheitlich mit transluzidem Email in graugrünlichem Ton überzogen, das durch die starke Wellung des Fonds den Charakter einer textilen Folie annimmt.
Die Tabatiere gehört zur Gattung jener Pariser Golddosen, deren großflächige Emailfelder weithin bekannte Gemälde des 18. Jahrhunderts wiedergeben, oft durch Vermittlung eines Reproduktionsstiches, gemäß der 1761 von Denis Diderot getroffenen Feststellung: "une bonne copie en émail est presque regardée comme un original" (eine gute Kopie in Email wird fast wie ein Original angesehen). Im Laufe der sechziger Jahre traten vor allem Reproduktionen nach Gemälden Jean-Baptiste Greuzes hervor, entsprechend dem lebhaften Widerhall, den seine Kompositionen in der Öffentlichkeit fanden. Louis Roucel fertigte zumeist Rechteckdosen, deren Flächen insgesamt von Emailmalereien nach Greuze'schen Motiven eingenommen werden. Hier hingegen wählte er runde und ovale Medaillons auf homogenem Grund. Die durch überragende Qualität ausgezeichneten Emails der Thurn und Taxis-Dose kopieren sechs verschiedene Gemälde von Greuze, die sich hier möglicherweise zu einem Zyklus im Sinne einer moralisierenden Geschichte zusammenschließen.