Sammlung

Messkelch

Künstler/in
Franz Thaddäus Lang
Entstehung
Augsburg
Datierung
um 1736-1737
Material
Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, punziert, vergoldet; Smaragde, Granate, geschnitten, geschliffen
Maße
H. 28,7 cm, Dm. (Fuß) 19,5 cm, Dm. (Patene) 18 cm, Dm. (Kuppa) 10,4 cm, L. 9,2 (93/208.3 Löffelchen), G. 905 (Kelch)
Standort
Fürstliche Schatzkammer Thurn und Taxis
Inventarnummer
93/208.1
Bezug
Zugang
Öffentlich-rechtlicher Übertragungsvertrag 1993, Fürst Thurn und Taxis Kunstsammlungen, Regensburg

Der von Franz Thaddäus Lang geschaffene Meßkelch - in den Gesamtproportionen wie in der Bildung der Kuppa schlanker als der des Johann Georg Herkomer (Kat.-Nr. __) - beschränkt sich im Steinbesatz auf kleine Granate; die Edelsteine sitzen auf zierlichen Silberappliken, die jeweils durch einen mittleren Smaragd einen kontrastierenden Farbakzent erhalten. In Formgebung und Ornamentik macht sich das frühe Rokoko bemerkbar: Der Stehrand des Fußes ist geschweift fassoniert, die obere Begrenzung des Überfangs der Kuppa gleichermaßen kräftig bewegt; der in der Grundgestalt dreieckige Nodus lädt balusterförmig aus. Der ziselierte und punzierte Dekor läßt Muschel- und Palmettenmotive, Blütengehänge und Zierväschen erkennen. Aufgrund der auf der Unterseite des Fußes befindlichen Numerierung, die sich auf das 1833 angelegte Inventar der Regensburger Silberkammer bezieht, ist die Identifizierung mit einem am 30. November 1805 von Obermarchtal nach Regensburg transferierten Meßkelch möglich. Wahrscheinlich handelt es sich um einen der drei Gastkelche, "schön vergoldt", die das am 15. Dezember 1802 - im Augenblick der Übergabe des Reichsstifts an den Fürsten von Thurn und Taxis - aufgestellte Inventar der Sakristei der Obermarchtaler Stiftskirche nennt; dort wird er als "mit Rubin Steinen besetzt" beschrieben (die beiden anderen "Gastkelche" sind gewiß mit Kat.-Nr. __ zu identifizieren). Dagegen werden die übrigen 15 Kelche des Sakristeibestandes als "Ordinari Kelche" bezeichnet.
Nach Größe und Steinbesatz könnte der Obermarchtaler Meßkelch auf die Stiftung eines Abtes zurückgehen. Hier käme der von 1719 bis 1746 regierende Reichsprälat Ulrich Blank in Frage, der unter anderem zwei Silberfiguren stiftete sowie eine Kreuzreliquie erwarb, die 1723 feierlich von Rom nach Obermarchtal überführt wurde; möglicherweise kann Abt Ulrich auch als Stifter des zur Bergung des Kreuzpartikels bestimmten Ostensoriums aus vergoldetem Silber gelten.
Der aus Schwaz in Tirol stammende und 1719 in Augsburg zur Meisterwürde gelangte tätige Goldschmied Franz Thaddäus Lang schuf fast ausschließlich Werke für den katholischen Kultus, unter denen die Kelche zahlenmäßig den ersten Platz einnehmen. So bestehen ausgeprägte Ähnlichkeiten mit zwei Meßkelchen in den Städtischen Kunstsammlungen in Augsburg und in der Frauenkirche in München, die Lang um 1731-1733 und um 1735-1736 fertigte. Zusätzlich zu den Übereinstimmungen in der Gesamtform wie in den Einzelbildungen finden sich dort auch ähnliche Silberappliken mit roten Edelsteinen, die sich wirkungsvoll gegen den vergoldeten Grund abheben.

BV000960151
Zu den Marken: Helmut Seling, Die Kunst der Augsburger Goldschmiede 1529-1868. Meister, Marken, Werke, München 1980, Bd. 3, Nr. 207, 2118

BV012190176
Zum Objekt: Mus-Kat. Thurn und Taxis Museum Regensburg. Höfische Kunst und Kultur, Reinhold Baumstark (Hrsg.), München 1998, S. 156, Abb. S. 156, Kat.-Nr. 96

Sammlung

Sammlung Thurn und Taxis

Systematik

Gefäß - Liturgisches Gefäß - Kelch

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