Sammlung

Tabatiere

Künstler/in
Joseph-Etienne Blerzy
Entstehung
Paris
Datierung
um 1774-1775
Material
Gold, graviert, emailliert
Maße
B. 8,2 cm, H. 3,5 cm, T. 6,2 cm
Standort
Fürstliche Schatzkammer Thurn und Taxis
Inventarnummer
93/225
Bezug
Zugang
Öffentlich-rechtlicher Übertragungsvertrag 1993, Fürst Thurn und Taxis Kunstsammlungen, Regensburg

Zur Beschriftung: Pächterstempel (charge und export décharge) 'Fouache, Jean-Baptiste'. Katalogtext: Das hochovale Emailmedaillon auf dem Deckel der Ovaldose zeigt die der Ilias entnommene Darstellung des Abschieds von Hektor und Andromache: Der trojanische Held hält zum letzten Mal seinen Sohn Astyanax in den Armen, ruft die Götter an, um deren Segen für den Sohn zu erbitten, und gibt den Knaben seiner Gemahlin Andromache zurück, bevor er sich zum tödlichen Kampf in die Schlacht begibt. Die Komposition geht in seitengewendeter Darstellung auf ein Gemälde Jean Restouts aus dem Jahr 1727 zurück, das 1769 von Jean-Charles Le Vasseur gestochen wurde. Das Sujet entspricht der in den frühen siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts einsetzenden Tendenz, für die Tabatieren heroische Themen aus dem Bereich der Historienmalerei zu wählen.
Zugleich vertritt die Tabatiere die für jenes Jahrzehnt charakteristische Stilstufe des gemäßigten Frühklassizismus. Die Einzelelemente sind in einem kompositorisch ausgewogenen und farblich zurückgenommenen Ensemble zusammengefügt, das in geradezu zeichnerischer Konzeption keine Überlagerungen und Schichtungen aufweist. Auch die Wandung läßt eine dekorative Umbildung der architektonischen Formen erkennen; die zur Trennung der gerahmten Felder dienenden Pilaster sind stark reduziert. Insgesamt kann Blerzys Tabatiere als wichtiges Beispiel der in der Mitte der siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts entwickelten Variante der querovalen Dose mit hochovalem Medaillon gelten. Bemerkenswert ist die Füllung des Fonds mit opakem weißem Email, das der Tabatiere eine stark flächige Erscheinung verleiht. Als kontrastierendes Element tritt in rahmender Funktion allein transluzides rotes Email hinzu. Der weiße und der rote Schmelz scheinen wiederum auf die Farbpalette des mit hoher Qualität ausgeführten Emailmedaillons Bezug zu nehmen.

BV012190176
Zum Objekt: Mus-Kat. Thurn und Taxis Museum Regensburg. Höfische Kunst und Kultur, Reinhold Baumstark (Hrsg.), München 1998, S. 131, Abb. S. 131, Kat.-Nr. 50

BV021304205
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Galante Preziosen der Fürsten von Thurn und Taxis, Bayerisches Nationalmuseum, München, 30. November 2007 - 30. März 2008: Golddosen des 18. Jahrhunderts aus dem Besitz der Fürsten von Thurn und Taxis. Die Sammlung des Bayerischen Nationalmuseums im Thurn und Taxis-Museum Regensburg, Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums; NF, Bd. 3, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2007, Kat.-Nr. 13

Sammlung

Sammlung Thurn und Taxis

Weitere Werke