Sammlung
Brustkreuz
- Künstler/in
- –
- Entstehung
- Süddeutschland
- Datierung
- um 1700
- Material
- Gold, emailliert; Diamanten, geschnitten, geschliffen
- Maße
- B. 4,4 cm, L. 9,56 cm
- Standort
- Fürstliche Schatzkammer Thurn und Taxis
- Inventarnummer
- 93/276
- Bezug
- Inv.-Nr. 93/274 - 93/281 und 2021/90.1-3 (Kleinode, Brustkreuze und Etui)
- Zugang
- Öffentlich-rechtlicher Übertragungsvertrag 1993, Fürst Thurn und Taxis Kunstsammlungen, Regensburg
Bestehend aus 37 Diamanten. Zur Beschreibung der sechs Brustkreuze (93/276 - 93/281): Schon in frühchristlicher Zeit wurden Reliquienkreuze, besonders in der Form des lateinischen Kreuzes, anstelle von Reliquienkapseln auf der Brust getragen. Doch erst im Spätmittelalter setzte sich das sogenannte Pektorale als fester Bestandteil der Insignien der Bischöfe wie auch der Äbte durch. In nachmittelalterlichen Jahrhunderten trugen die Kirchenfürsten Brustkreuze an einer Goldkette oder an einem Seidenband auch außerhalb der liturgischen Feiern. Oft handelte es sich um prunkvolle Ausführungen, besonders mit aufwendigem Edelsteinbesatz, wie sie gern auch als fürstliche Geschenke für kirchliche Würdenträger gewählt wurden. Die Ausstattung der Brustkreuze mit Reliquien war durchaus häufig, aber nicht verbindlich. Gewöhnlich gehörten zu den Brustkreuzen auch entsprechende Ringe, die sich jedoch im Falle der hier ausgestellten Pektoralien nicht erhalten haben.
Im Jahr 1993 konnte das Bayerische Nationalmuseum aus der Schatzkammer der Fürsten von Thurn und Taxis sechs kostbare Brustkreuze erwerben, die während der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Besitz des Fürstlichen Hauses gelangt waren.
Während sich die fünf Pektoralien Kat.-Nr. __b-f im einstigen Inventar der Prämonstratenserabtei Obermarchtal nachweisen lassen, ist der Herkunftsort des zeitlich am Beginn der Folge stehenden Brustkreuzes Kat.-Nr. __a nicht bekannt. Das zierliche Pektorale besteht ausschließlich aus Diamanten mit Rosenschliff, die in schmalen Goldfassungen mit wellenartigem Rand sitzen. Die homogene Komposition zeigt sieben größere Diamanten, die das eigentliche Kreuz bezeichnen, während kleinere Diamanten als begleitende Rahmung in Erscheinung treten. Zudem wird das Kreuz oben durch ein größeres blütenförmiges Element mit emaillierter Rückseite, das der Befestigung dient, und unten durch einen beweglich hängenden Diamanten in Tropfenform bereichert. Mit Ausnahme des oberen Gliedes sind dabei die Steine nicht zu Gruppen zusammengefaßt, sondern in der Weise ornamental angeordnet, daß sie allein mit den Fassungen aneinanderstoßen. Somit ergibt sich insgesamt ein sehr leichtes, ja scheinbar zerbrechliches Gebilde.
Wegen seiner geringen Größe und geradezu f iligranen Erscheinung könnte das Brustkreuz auf den Besitz einer Äbtissin zurückgehen. Hier wäre an das gefürstete Damenstift Buchau zu denken, das 1802 an das Haus Thurn und Taxis fiel. Freilich nennt das vom 6. bis 9. Dezember jenes Jahres angelegte Inventar der in den Buchauer Stiftsgebäuden befindlichen "Effekten" keine Brustkreuze und sonstige mit Edelsteinen besetzte Pretiosen (während etwa das aufwendige Tafelsilber der Reichsäbtissin ausführlich erfaßt und beschrieben wird) - möglicherweise gab es zu diesem einst in Buchau gewiß vorhandenen Schatzkammerbestand ein eigenes, doch heute verlorenes Verzeichnis. Auch wenn die Frage der Herkunft offen bleiben muß, so läßt sich stilistisch eine Datierung in das späte 17. oder frühe 18. Jahrhundert annehmen. Der Typus der Steinanordnung findet sich entfernt ähnlich auf einem Bildnis des Trierer Kurfürst-Erzbischofs Johann Hugo von Orsbeck, dessen Diamant-Pektorale um 1692-1697 anzusetzen ist.
Die fünf Brustkreuze Kat.-Nr. __b-f stammen nachweislich aus der Schatzkammer des vormaligen Prämonstratenserstifts Obermarchtal, das Ende 1802 an das Haus Thurn und Taxis fiel. Erstmals sind nun alle fünf Obermarchtaler Pektoralien des 18. Jahrhunderts im Regensburger Thurn und Taxis-Museum ausgestellt. Damit wird hier ein historisch gesicherter Komplex von hoher Bedeutung präsentiert, wie er sich wohl ansonsten in Deutschland nicht erhalten hat (ein vergleichbarer Bestand findet sich etwa im Benediktinerstift Göttweig). Gewöhnlich wurden derart kostbare Brustkreuze im Zuge der Säkularisierung zerbrochen und ihre Goldfassungen eingeschmolzen, während man die Edelsteine verkaufte oder für Pretiosen und Insignien der weltlichen Landesherren verwendete.
Die aus Obermarchtal stammenden Pektoralien sind ausführlich in einem "Inventar über das Staats-Mobiliar" beschrieben, das auf den 5. Februar 1803 datiert ist. Das Verzeichnis nennt diejenigen Kostbarkeiten und Würdezeichen, die Abt Friedrich Walter mit fürstlicher Genehmigung bei seinem Auszug aus dem Kloster und seiner Übersiedlung nach Kirchbierlingen mit sich führen durfte. Außer den Brustkreuzen zählt auch der Abtsstab des Paulus Schmid (Kat.-Nr. __) zu den dort genannten Objekten, die spätestens nach Walters Tod 1841 an das Fürstenhaus Thurn und Taxis zurückgegeben wurden.
Zu den bemerkenswerten Zeugnissen kirchlicher Schmuckkunst gehört das durch die überlegene Qualität der Goldfassung wie der Emailmalerei ausgezeichnete Brustkreuz Kat.-Nr. _b. Sieben große Saphire in hohen Krappenfassungen aus Gold bezeichnen die Kreuzarme des Pektorales, die von Diamanten unterschiedlicher Größe begleitet werden; kompositorisch wichtig sind insbesondere die vier diagonal gestellten Diamanten in den Winkeln der Kreuzarme, die den in der Mitte befindlichen Saphir - den größten unter den Edelsteinen des Brustkreuzes - einfassen. Ringsum werden die Steine von bewegtem Blattwerk aus Silber umzogen, das zum Teil wiederum mit kleinen Diamanten besetzt ist. Hier finden sich Spangen und Bögen sowie muschelartige Motive; deutliche Farbakzente setzen bogig geführte Blätter mit grünem transluziden Email. Am unteren Ende ist das Pektorale mit einer Hängeperle geziert. Die Rückseite trägt eine kreuzförmige Reliquienkapsel, deren Emailmalerei auf der Außenseite die Kreuzigung mit den vier Evangelistensymbolen, auf der Innenseite die Leidenswerkzeuge Christi zeigt; nach Aussage der beigefügten Schedulae sind in dem Behältnis Reliquienpartikel der Heiligen Tiberius, Pius und Vincentius sowie des Apostel Matthias und einer Gefährtin der Heiligen Ursula geborgen.
Das maßgeblich durch die ornamentale Fassung mit aufgelöster Silhouette bestimmte Pektorale ist stilistisch in das erste Viertel des 18. Jahrhunderts zu datieren. Die Reliquienpartikel entstammen zweifellos den in Obermarchtal verehrten Heiltümern. So gelangten unter dem 1691 bis 1705 regierenden Abt Adalbert Rieger die Gebeine des Katakombenheiligen Pius nach Obermarchtal. Abt Edmund Dilger (1711-1719) ließ - nach einem Bericht des frühen 19. Jahrhunderts - die Häupter des Heiligen Tiberius sowie von zwei Gefährtinnen der Heiligen Ursula in Silber fassen. Bei dieser Gelegenheit könnten die Partikel entnommen worden sein, so daß das Pektorale wohl auf Abt Edmund Dilger zurückgeht.
Das Brustkreuz Kat.-Nr. __c, das auf Grund der rocailleförmigen Ziselierung der rückwärtigen Reliquienkapsel in die Mitte des 18. Jahrhunderts gesetzt werden kann, vertritt denselben Typus wie Kat.-Nr. _b. Doch weist das Pektorale keine Emaillierung auf, so daß in farblicher Hinsicht die großen Smaragde deutlich zur Geltung gelangen. In Entsprechung zur späteren Entstehung ist der mittlere Stein des Pektorales von dicht gesetzten Diamanten ringförmig eingefaßt oder karmoisiert. Stärker vereinheitlicht sind zudem sind die ornamentalen Silberfassungen, die hier weiter ausgreifen und den Kontur vergrößern; bemerkenswert ist die konsequente Verwendung des Füllhornmotivs. Als auszeichnendes Element kann die große Krone gelten, die zur Befestigung des Brustkreuzes dient. Die ursprünglich am unteren Kreuzende befindliche Perle - ähnlich wie bei Kat.-Nr. __b -, die das Inventar des Jahres 1803 erwähnt, ist durch ein unschönes blütenförmiges Anhängeglied ersetzt worden.
Eine für die Schmuckkunst des dritten Viertels des 18. Jahrhunderts charakteristische Ausprägung läßt das Pektorale Kat.-Nr. __d erkennen, das wegen des Verzichts auf Edelsteine materiell keinen hohen Rang besitzt, künstlerisch aber durchaus Aufmerksamkeit verdient. Die sechs in knappen Silberfassungen montierten Glassteine von lichtgrüner Farbe, welche die Grundlinien des Kreuzes markieren, werden hier nicht mehr von ornamental-abstraktem Lineament, sondern von bewegtem Blatt- und Blütenwerk fast naturalistischen Charakters locker umspielt; dessen schmale Silberfassungen treten gegenüber den großen Bergkristallen zurück, die wesentlich die Komposition bestimmen. Deutlich zeigen sich die floralen Bildungen bei den diagonal aus den Kreuzwinkeln hervorgehenden Blüten, die seitlich von lanzettartigen Blättern eingefaßt werden. Eine ähnliche Formensprache äußert sich auch in dem oberen Befestigungselement von auffallend asymmetrischer Gestalt sowie im unteren Anhängeglied, dessen mittlerer Stein tropfenförmig gelängt ist. Insgesamt wird das Pektorale durch die Verbindung von schimmernden Silberfassungen mit hellen Farbsteinen und klaren Bergkristallen bestimmt, welche die vegetabile Zeichnung des Brustkreuzes stark zur Wirkung gelangen lassen.
Unter den aus Obermarchtal übernommenen Pektoralien besitzt das aus zumeist ovalen Amethysten gebildete Brustkreuz Kat.-Nr. __e seiner Komposition nach den geringsten Anspruch. Die sechs größeren Steine in Goldfassungen, die das Kreuz selbst bezeichnen, werden von silbernem Blatt- und Blütenwerk in stabartiger Form eingefaßt, das einzelne größere Diamanten - in den Kreuzwinkeln und an den Enden der Kreuzarme - einbezieht sowie kleinere Diamanten in den Blüten aufweist. Durch die Größe hervorgehoben ist das queroval angelegte Befestigungsglied mit Zwischenelement. - Auf einem 1773 datierten Porträt des 1772 gewählten Abtes Paulus Schmid, des Stifters des prachtvollen Abtsstabes Kat.-Nr. __, findet sich ein recht ähnliches Pektorale. Auch wenn es sich wohl nicht um dasselbe Brustkreuz handelt, so wird doch durch den Vergleich die Datierung in das dritte Viertel des 18. Jahrhunderts bestätigt.
Im Gegensatz zu den Brustkreuzen Kat.-Nr. __b-e ist das Pektorale Kat.-Nr. __f ganz durch die Formen des frühen Klassizismus bestimmt. Die sechs großen goldgefaßten Granate des eigentlichen Kreuzes, von denen der mittlere durch Form und Maße hervorgehoben ist, werden von ringartigen Einfassungen mit Brillantenbesatz gerahmt. Dabei wird allein der mittlere Granat im eigentlichen Sinne karmoisiert, das heißt von kleineren Steinen eng umzogen. Die Verfestigung der Komposition äußert sich auch in der Wahl von größeren Brillanten, welche die ringförmigen Rahmungen der Granate regelmäßig unterteilen und die dazwischenliegenden Zwickel einnehmen. Das obere Befestigungselement zeigt alternierend größere und kleinere Brillanten. Markanter noch tritt der Zeitstil in dem mit einer Schleife versehenen unteren Anhängeglied zutage. Das durch die kompakte Erscheinung bestimmte Pektorale großen Formats ist auf dem Porträt eines wohl mit dem Obermarchtaler Abt Bernhard Kempter (1796-1802) zu identifizierenden Prämonstratensers wiedergegeben, das aus den Sammlungen des Fürstlichen Hauses Thurn und Taxis stammt und sich jetzt im Besitz des Bayerischen Nationalmuseums befindet. Somit zählt das Brustkreuz Kat.-Nr. __f zu den wenigen erhaltenen Insignien, die auf Bildnissen geistlicher Würdenträger dargestellt sind. Stilistisch stimmt das Obermarchtaler Pektorale mit einem Brustkreuz überein, das sich auf einem Porträt des Konstanzer Fürstbischofs Maximilian Christoph von Rodt findet, der von 1775 bis 1800 regierte.
Im Jahr 1993 konnte das Bayerische Nationalmuseum aus der Schatzkammer der Fürsten von Thurn und Taxis sechs kostbare Brustkreuze erwerben, die während der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Besitz des Fürstlichen Hauses gelangt waren.
Während sich die fünf Pektoralien Kat.-Nr. __b-f im einstigen Inventar der Prämonstratenserabtei Obermarchtal nachweisen lassen, ist der Herkunftsort des zeitlich am Beginn der Folge stehenden Brustkreuzes Kat.-Nr. __a nicht bekannt. Das zierliche Pektorale besteht ausschließlich aus Diamanten mit Rosenschliff, die in schmalen Goldfassungen mit wellenartigem Rand sitzen. Die homogene Komposition zeigt sieben größere Diamanten, die das eigentliche Kreuz bezeichnen, während kleinere Diamanten als begleitende Rahmung in Erscheinung treten. Zudem wird das Kreuz oben durch ein größeres blütenförmiges Element mit emaillierter Rückseite, das der Befestigung dient, und unten durch einen beweglich hängenden Diamanten in Tropfenform bereichert. Mit Ausnahme des oberen Gliedes sind dabei die Steine nicht zu Gruppen zusammengefaßt, sondern in der Weise ornamental angeordnet, daß sie allein mit den Fassungen aneinanderstoßen. Somit ergibt sich insgesamt ein sehr leichtes, ja scheinbar zerbrechliches Gebilde.
Wegen seiner geringen Größe und geradezu f iligranen Erscheinung könnte das Brustkreuz auf den Besitz einer Äbtissin zurückgehen. Hier wäre an das gefürstete Damenstift Buchau zu denken, das 1802 an das Haus Thurn und Taxis fiel. Freilich nennt das vom 6. bis 9. Dezember jenes Jahres angelegte Inventar der in den Buchauer Stiftsgebäuden befindlichen "Effekten" keine Brustkreuze und sonstige mit Edelsteinen besetzte Pretiosen (während etwa das aufwendige Tafelsilber der Reichsäbtissin ausführlich erfaßt und beschrieben wird) - möglicherweise gab es zu diesem einst in Buchau gewiß vorhandenen Schatzkammerbestand ein eigenes, doch heute verlorenes Verzeichnis. Auch wenn die Frage der Herkunft offen bleiben muß, so läßt sich stilistisch eine Datierung in das späte 17. oder frühe 18. Jahrhundert annehmen. Der Typus der Steinanordnung findet sich entfernt ähnlich auf einem Bildnis des Trierer Kurfürst-Erzbischofs Johann Hugo von Orsbeck, dessen Diamant-Pektorale um 1692-1697 anzusetzen ist.
Die fünf Brustkreuze Kat.-Nr. __b-f stammen nachweislich aus der Schatzkammer des vormaligen Prämonstratenserstifts Obermarchtal, das Ende 1802 an das Haus Thurn und Taxis fiel. Erstmals sind nun alle fünf Obermarchtaler Pektoralien des 18. Jahrhunderts im Regensburger Thurn und Taxis-Museum ausgestellt. Damit wird hier ein historisch gesicherter Komplex von hoher Bedeutung präsentiert, wie er sich wohl ansonsten in Deutschland nicht erhalten hat (ein vergleichbarer Bestand findet sich etwa im Benediktinerstift Göttweig). Gewöhnlich wurden derart kostbare Brustkreuze im Zuge der Säkularisierung zerbrochen und ihre Goldfassungen eingeschmolzen, während man die Edelsteine verkaufte oder für Pretiosen und Insignien der weltlichen Landesherren verwendete.
Die aus Obermarchtal stammenden Pektoralien sind ausführlich in einem "Inventar über das Staats-Mobiliar" beschrieben, das auf den 5. Februar 1803 datiert ist. Das Verzeichnis nennt diejenigen Kostbarkeiten und Würdezeichen, die Abt Friedrich Walter mit fürstlicher Genehmigung bei seinem Auszug aus dem Kloster und seiner Übersiedlung nach Kirchbierlingen mit sich führen durfte. Außer den Brustkreuzen zählt auch der Abtsstab des Paulus Schmid (Kat.-Nr. __) zu den dort genannten Objekten, die spätestens nach Walters Tod 1841 an das Fürstenhaus Thurn und Taxis zurückgegeben wurden.
Zu den bemerkenswerten Zeugnissen kirchlicher Schmuckkunst gehört das durch die überlegene Qualität der Goldfassung wie der Emailmalerei ausgezeichnete Brustkreuz Kat.-Nr. _b. Sieben große Saphire in hohen Krappenfassungen aus Gold bezeichnen die Kreuzarme des Pektorales, die von Diamanten unterschiedlicher Größe begleitet werden; kompositorisch wichtig sind insbesondere die vier diagonal gestellten Diamanten in den Winkeln der Kreuzarme, die den in der Mitte befindlichen Saphir - den größten unter den Edelsteinen des Brustkreuzes - einfassen. Ringsum werden die Steine von bewegtem Blattwerk aus Silber umzogen, das zum Teil wiederum mit kleinen Diamanten besetzt ist. Hier finden sich Spangen und Bögen sowie muschelartige Motive; deutliche Farbakzente setzen bogig geführte Blätter mit grünem transluziden Email. Am unteren Ende ist das Pektorale mit einer Hängeperle geziert. Die Rückseite trägt eine kreuzförmige Reliquienkapsel, deren Emailmalerei auf der Außenseite die Kreuzigung mit den vier Evangelistensymbolen, auf der Innenseite die Leidenswerkzeuge Christi zeigt; nach Aussage der beigefügten Schedulae sind in dem Behältnis Reliquienpartikel der Heiligen Tiberius, Pius und Vincentius sowie des Apostel Matthias und einer Gefährtin der Heiligen Ursula geborgen.
Das maßgeblich durch die ornamentale Fassung mit aufgelöster Silhouette bestimmte Pektorale ist stilistisch in das erste Viertel des 18. Jahrhunderts zu datieren. Die Reliquienpartikel entstammen zweifellos den in Obermarchtal verehrten Heiltümern. So gelangten unter dem 1691 bis 1705 regierenden Abt Adalbert Rieger die Gebeine des Katakombenheiligen Pius nach Obermarchtal. Abt Edmund Dilger (1711-1719) ließ - nach einem Bericht des frühen 19. Jahrhunderts - die Häupter des Heiligen Tiberius sowie von zwei Gefährtinnen der Heiligen Ursula in Silber fassen. Bei dieser Gelegenheit könnten die Partikel entnommen worden sein, so daß das Pektorale wohl auf Abt Edmund Dilger zurückgeht.
Das Brustkreuz Kat.-Nr. __c, das auf Grund der rocailleförmigen Ziselierung der rückwärtigen Reliquienkapsel in die Mitte des 18. Jahrhunderts gesetzt werden kann, vertritt denselben Typus wie Kat.-Nr. _b. Doch weist das Pektorale keine Emaillierung auf, so daß in farblicher Hinsicht die großen Smaragde deutlich zur Geltung gelangen. In Entsprechung zur späteren Entstehung ist der mittlere Stein des Pektorales von dicht gesetzten Diamanten ringförmig eingefaßt oder karmoisiert. Stärker vereinheitlicht sind zudem sind die ornamentalen Silberfassungen, die hier weiter ausgreifen und den Kontur vergrößern; bemerkenswert ist die konsequente Verwendung des Füllhornmotivs. Als auszeichnendes Element kann die große Krone gelten, die zur Befestigung des Brustkreuzes dient. Die ursprünglich am unteren Kreuzende befindliche Perle - ähnlich wie bei Kat.-Nr. __b -, die das Inventar des Jahres 1803 erwähnt, ist durch ein unschönes blütenförmiges Anhängeglied ersetzt worden.
Eine für die Schmuckkunst des dritten Viertels des 18. Jahrhunderts charakteristische Ausprägung läßt das Pektorale Kat.-Nr. __d erkennen, das wegen des Verzichts auf Edelsteine materiell keinen hohen Rang besitzt, künstlerisch aber durchaus Aufmerksamkeit verdient. Die sechs in knappen Silberfassungen montierten Glassteine von lichtgrüner Farbe, welche die Grundlinien des Kreuzes markieren, werden hier nicht mehr von ornamental-abstraktem Lineament, sondern von bewegtem Blatt- und Blütenwerk fast naturalistischen Charakters locker umspielt; dessen schmale Silberfassungen treten gegenüber den großen Bergkristallen zurück, die wesentlich die Komposition bestimmen. Deutlich zeigen sich die floralen Bildungen bei den diagonal aus den Kreuzwinkeln hervorgehenden Blüten, die seitlich von lanzettartigen Blättern eingefaßt werden. Eine ähnliche Formensprache äußert sich auch in dem oberen Befestigungselement von auffallend asymmetrischer Gestalt sowie im unteren Anhängeglied, dessen mittlerer Stein tropfenförmig gelängt ist. Insgesamt wird das Pektorale durch die Verbindung von schimmernden Silberfassungen mit hellen Farbsteinen und klaren Bergkristallen bestimmt, welche die vegetabile Zeichnung des Brustkreuzes stark zur Wirkung gelangen lassen.
Unter den aus Obermarchtal übernommenen Pektoralien besitzt das aus zumeist ovalen Amethysten gebildete Brustkreuz Kat.-Nr. __e seiner Komposition nach den geringsten Anspruch. Die sechs größeren Steine in Goldfassungen, die das Kreuz selbst bezeichnen, werden von silbernem Blatt- und Blütenwerk in stabartiger Form eingefaßt, das einzelne größere Diamanten - in den Kreuzwinkeln und an den Enden der Kreuzarme - einbezieht sowie kleinere Diamanten in den Blüten aufweist. Durch die Größe hervorgehoben ist das queroval angelegte Befestigungsglied mit Zwischenelement. - Auf einem 1773 datierten Porträt des 1772 gewählten Abtes Paulus Schmid, des Stifters des prachtvollen Abtsstabes Kat.-Nr. __, findet sich ein recht ähnliches Pektorale. Auch wenn es sich wohl nicht um dasselbe Brustkreuz handelt, so wird doch durch den Vergleich die Datierung in das dritte Viertel des 18. Jahrhunderts bestätigt.
Im Gegensatz zu den Brustkreuzen Kat.-Nr. __b-e ist das Pektorale Kat.-Nr. __f ganz durch die Formen des frühen Klassizismus bestimmt. Die sechs großen goldgefaßten Granate des eigentlichen Kreuzes, von denen der mittlere durch Form und Maße hervorgehoben ist, werden von ringartigen Einfassungen mit Brillantenbesatz gerahmt. Dabei wird allein der mittlere Granat im eigentlichen Sinne karmoisiert, das heißt von kleineren Steinen eng umzogen. Die Verfestigung der Komposition äußert sich auch in der Wahl von größeren Brillanten, welche die ringförmigen Rahmungen der Granate regelmäßig unterteilen und die dazwischenliegenden Zwickel einnehmen. Das obere Befestigungselement zeigt alternierend größere und kleinere Brillanten. Markanter noch tritt der Zeitstil in dem mit einer Schleife versehenen unteren Anhängeglied zutage. Das durch die kompakte Erscheinung bestimmte Pektorale großen Formats ist auf dem Porträt eines wohl mit dem Obermarchtaler Abt Bernhard Kempter (1796-1802) zu identifizierenden Prämonstratensers wiedergegeben, das aus den Sammlungen des Fürstlichen Hauses Thurn und Taxis stammt und sich jetzt im Besitz des Bayerischen Nationalmuseums befindet. Somit zählt das Brustkreuz Kat.-Nr. __f zu den wenigen erhaltenen Insignien, die auf Bildnissen geistlicher Würdenträger dargestellt sind. Stilistisch stimmt das Obermarchtaler Pektorale mit einem Brustkreuz überein, das sich auf einem Porträt des Konstanzer Fürstbischofs Maximilian Christoph von Rodt findet, der von 1775 bis 1800 regierte.
BV012190176
Zum Objekt: Mus-Kat. Thurn und Taxis Museum Regensburg. Höfische Kunst und Kultur, Reinhold Baumstark (Hrsg.), München 1998, S. 149-153, Abb. S. 149, Kat.-Nr. 94a
BV044691167
Zum Objekt: Ausst.-Kat. MAS | Museum aan de Stroom, Antwerpen, 18.10.2017-14.01.2018: Dazzling desire. How human desires manifest themselves as diamonds, Antwerpen Museum aan de Stroom (Hrsg.), Schoten 2017, S. 61 (mit Abb.), Kat.-Nr. 56
Sammlung
Sammlung Thurn und Taxis