Sammlung

Frauenschuh mit Pflanzenornamenten

Künstler/in
Entstehung
Frankreich (?)
Datierung
1594
Material
Seide, Goldfaden, Leder, Seide mit Goldfaden lanciert
Maße
H. 5,8 cm, L. 20,2 cm, B. 6,3 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
I 7 20
Bezug
Zugang

Das hochgeschnittene, eng anliegende Vorderblatt und die relativ niedere Fersenkappe seitlich durch je eine Naht verbunden. Die Schmale Spitze leicht abgerundet. Das von den Metallfäden gebildete Muster des weißgrundigen Oberstoffes zeigt mit Blatt- und Gabelranken gefüllte und mit Palmetten bekrönte Spitzovale in versetzter Anordnung (Lampas, lanciert. Grund: Leinwandbindung, Muster: Köperbindung. Lancierschuß: Silberdraht, ehemals vergoldet). Die schmale Sohle mit länglicher, eingezogener Ferse aus rot gefärbtem Leder offenbart besonders reizvolle Dekorierung aus Goldlederschnitt: auf Hermenpilaster ruhende Arkaden überfangen ihrerseits groteske, hermenartige Figuren. Über dem Bogenfries in Gold die Initialen H.I.N.M.V. Unter dem Fries die Jahreszahl 1594. Auf dem Gelenkstück und auf der Ferse Iyraförmige bzw. palmettenartige Blattkartuschen. Dazwischen Vögel über einem von Rosettblüten gerahmten Herzen. Braunes, weiches Leder als Innenfutter. Die Laufsohle aus braunem, festen Leder. Das Lampasgewebe äußerst brüchig, zum Teil Fehlstellen. Die größeren Fehlstellen wurden durch farbig abgestimmte Unterlegungen nun optisch wieder geschlossen. Die einzigartige Sohle in Goldlederdekor bietet möglicherweise durch die Initialen und die Jahreszahl einen Hinweis auf die Funktion des Schuhs, in welchem man vielleicht einen Hochzeitsschuh oder ein in diesem Zusammenhang stehendes Geschenk vermuten mag. Das Lampasgewebe ist spanischen Ursprungs; Stoffe dieses Typus wurden neben italienischen Geweben am Ende des 16. Jahrhunderts zur Herstellung von Kostümen und Paramenten verwendet. Das Charakteristische an diesem Schuh ist die singuläre Zier der Sohle. Günter Gall weist zurecht hin auf die Bevorzugung des Goldlederschnittes bei französischen Kästchen oder auch holländischen Hochzeitskästchen im ausgehenden 16. Jahrhundert (Gall, 1965). Für den französischen Kunstkreis jedoch spricht hier die Ornamentenauffassung sowohl der Grotesken wie der beschlagwerkartigen Kartuschen. Diese sind in französischen Goldstickereien der Zeit in ganz ähnlicher Weise anzutreffen. (AK BNM. Schuhe. 1991)

BV004672191
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 12. Dezember 1991 - 30. April 1992: Schuhe. Vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart, Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.), München 1991, Abb. S. 28, Kat.-Nr. 12

Systematik

Kleidung [Bekleidung, Kostüm] - Schuhwerk - Schuh

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