Sammlung

Stehende Muttergottes auf Mondsichel mit Kind (Figur)

Künstler/in
Unbekannt
Entstehung
Niederbayern
Datierung
um 1510
Material
Lindenholz, gefasst
Maße
H. 147,5 cm, B. 48 cm, T. 23,5 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
94/14
Bezug
Zugang
Überweisung 1994, Bayerische Staatsgemäldesammlungen. Freistaat Bayern. Gemäß der Vereinbarung vom 6.12.1960 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Bayern. Von der Treuhandverwaltung für Kulturgut, übernommen vom Central Collecting Point München aus der Vermögenseinziehung Hermann Göring.

Die als ausgesprochen jugendlich charakterisierte Gottesmutter mit offenem Haar, von dem zwei Strähnen tief auf die Brust herabfallen, steht in einer zu ihrer rechten Seite stark ausbiegenden Haltung auf einem halbrunden Rasensockel. Mit ihrem linken Fuß wird gleichsam die spitze schmale Mondsichel, der ein plastisches menschliches Gesicht eingefügt ist, hochgedrückt. Maria trägt das fröhlich lachende, mit einem offenstehenden goldenen Mantel bekleidete Kind auf ihrem rechten Arm. Das Jesuskind hält eine goldene Weltkugel in seiner linken Hand und stützt sie auf das linke hochgezogene Knie. Das Kind und die es haltende Hand Mariens sind aus einem Stück Holz geschmückt und in Höhe der rechten Hüfte Mariens mit einem Dübel befestigt. Die linke Hand der Gottesmutter weist auf das Kind hin. Über einem modisch taillierten und eng geschnürten goldenen Kleid, in dessen großem Ausschnitt ein rotes modisches Untergewand sichtbar wird, trägt Maria einen weiten goldenen Mantel, dessen rechte Kante in einem großen offenen Bogen vor dem Leib umschlägt, Oberkörper und Bauch der Gottesmutter frei läßt, von Marias linker Hand auf ihrer linken Hüfte festgeklemmt wird. An diesem großen Umschlag und am Saum rechts und links unten wird das blaue Futter des Mantels sichtbar. Der Gesamteindruck der Figur wird ganz durch die ausgedehnte Vergoldung aller Gewandteile bestimmt./Kahsnitz, Prof. Dr. Rainer, Nachtrag von Diskette, Marcia Pape, 2015.12.02

BV019344526
Zur Provenienz: Ilse von Zur Mühlen, Albert A. Feiber, Die Kunstsammlung Hermann Görings. Ein Provenienzbericht der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München 2004, S. 61, 66, Abb. S. 60

BV043964318
Zur Provenienz: Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern, Tätigkeitsbericht 2015/2016, Alfred Grimm (Hrsg.), München 2016, S. 83, Abb. S. 81

Befund

Keine besonderen Kennzeichnungen aufgefunden. Die das Kind haltende Hand Mariens am Körper des Kindes befestigt. Auf der Rückseite des Kindes handschriftlich mit weißer Farbe "94/14" (Inv.-Nr. des Bayerischen Nationalmuseums).

Forschung

Die Angabe der Herkunft aus der Sammlung Lanz, Amsterdam, sowie ein Verkauf über Walter Paech, Amsterdam, im Jahre 1938, wie sie vom Central Collecting Point und der Treuhandverwaltung für Kulturgut tradiert wurde, kann so nicht bestätigt werden. Sie basiert auf einer frühen Auskunft Walter Andreas Hofers vom 1. Mai 1946, die zudem einer falschen Skulptur zugeordnet wurde. Die Sammlung Dr. Otto Lanz als Vorbesitz konnte mit hoher Sicherheit als Vorprovenienz ausgeschlossen werden. Unklar blieb, ob es sich dennoch um eine Erwerbung der Sammlung Göring über Walter Andreas Hofer handelt und ob dieser die Figur von Walter Paech, Amsterdam, erworben hatte. Ein Grenzübertritt der Madonnenfigur nach dem 7. April 1937 kann aufgrund an der Skulptur aufgefundener Zollstempel mit Reichsadler und Hakenkreuz bestätigt werden. Die in Hofers Wareneingangsbuch verzeichneten Madonnenstatuen, die er von Walter Paech bezogen hatte, wurden alle nach der Besetzung der Niederlande im Mai 1940 erworben. Als am wahrscheinlichsten muss eine "Madonna mit Kind Schwäbisch um 1500" gelten, die die Kunsthandlung Walter Paech Walter Andreas Hofer für 6.000.- holl. fl. entweder am 8. April 1940 (vordatierte Rechnung?) oder aber am 18.7.1940 (Wareneingangsbuch Hofers) verkaufte und die Hofer mit 25 % Aufschlag direkt an Göring weiterverkaufte. Es könnte sich aber auch um eine von Walter Andreas Hofers Wareneingangsbuch unabhängige Erwerbung aus der Sammlung Goudstikker handeln, die gleichfalls nach dem Stichdatum am 16. September 1940 für fl. 4.500.- getätigt wurde (vgl. Göring Holzplastik Inventar Nr. 82). Im Göring Holzplastik Katalog zu ungewissem Zeitpunkt die Nummer H 128 (oder H 28?) zugewiesen. Bislang muss die Herkunft als noch ungeklärt gelten./I.v.z.M., 2017

Sammlung

Sammlung Hermann Göring

Münchner Nummer

5635

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