Sammlung
Kaffeekanne
- Künstler/in
- Goldschmied: Elias Adam, Höroldt
- Entstehung
- Meißen, Augsburg
- Datierung
- um 1731-1733
- Material
- Porzellan, Silber, vergoldet
- Maße
- H. 20,5 cm
- Standort
- Fürstliche Schatzkammer Thurn und Taxis
- Inventarnummer
- 93/370
- Bezug
- Inv.-Nr. 93/369 - 93/381 (Porzellan-Reiseservice)
- Zugang
- Öffentlich-rechtlicher Übertragungsvertrag 1993, Fürst Thurn und Taxis Kunstsammlungen, Regensburg
Tee- oder Kaffeeservice im Koffer wurden im 18. Jahrhundert von Damen und Herren der höfischen Gesellschaft auf Reisen mitgeführt, um den gewohnten Luxus auch unterwegs nicht entbehren zu müssen. Dabei bot die maßgenaue Fächereinteilung im Inneren des Koffers, die für jedes Geschirrteil einen festen Platz vorsah, nicht nur Schutz für die zerbrechlichen Porzellane, sondern auch in geöffnetem Zustand einen Blick auf das repräsentative Ensemble. Erhalten haben sich für eine wie für zwei Personen eingerichtete Garnituren, die jedoch in der Regel die Utensilien für sechs Gedecke bereit hielten. Daneben wurden aber auch umfangreichere Reiseservice in Auftrag gegeben, sowie solche, bei denen nur Koppchen und Untertassen aus Porzellan, die übrigen Gefäße aus vergoldetem Silber gefertigt
wurden.
Bei dem lederbezogenen, mit Messingbeschlägen verzierten Holzkoffer aus dem Besitz der Fürsten von Thurn und Taxis handelt es sich noch um das ursprüngliche Behältnis für ein aufwendiges Reiseservice. Die mit grünem Samt ausgeschlagenen und von Goldborten eingefaßten Fächer im Inneren bergen in symmetrischer Anordnung ein siebzehnteiliges Teeservice, das sich zusammensetzt aus einer Teekanne, einer Milch- oder Heißwasserkanne, einer Tee- sowie einer Zuckerdose, einer Spülkumme und sechs Koppchen mit zugehörigen Unterschalen.
Die Gefäßformen gehen noch auf den Hofgoldschmied Johann Jacob Irminger (1635?-1724) zurück, der in der Frühzeit der Meißener Manufaktur die stark von zeitgenössischen Tafelsilberteilen geprägten Geschirrmodelle lieferte, wobei die noch heute üblichen Typen ausgebildet wurden. So benutzte man für Kaffee - wegen des Kaffeesatzes - schlanke, hohe Kannen mit hoch ansetzenden Schnauzen, wohingegen für Tee flachere, bauchige Kannen mit niedrig ansetzender langer Tülle Verwendung fanden, um ein Ausgießen der auf dem Wasser schwimmenden Teeblätter zu vermeiden. Wie alle frühen Teeservice hält die Koffergarnitur der Fürsten von Thurn und Taxis statt Tassen henkellose Koppchen bereit, wie sie in Ostasien zum Teetrinken benutzt wurden. Henkel kannte man dort ebensowenig wie Untertassen. Beides sind europäische Erfindungen, die ein angenehmeres Halten und Servieren des heißen Getränks ermöglichten. In die Untertassen, die im 18. Jahrhundert stets vertieft waren, konnte darüber hinaus zum schnelleren Abkühlen das Getränk gegossen werden, wobei dann die Schale als Trinkgefäß diente - eine Sitte, die allerdings nicht allseits Beifall fand. Zur Beseitigung der Teerückstände schwenkte man die Koppchen in der Spülkumme.
Die mit der Goldnummer 100 und der Schwertermarke versehenen Serviceteile sind mit dem für Meißen in den 1720er Jahren charakteristischen Dekorsystem verziert. Dabei weisen die Schauseiten der Gefäße mehrpassige Lüsterkartuschen aus goldenem Bandlwerk auf, umspielt von symmetrisch angeordnetem Laub- und Bandlwerk in Eisenrot und Purpur, während die Gefäßränder mit Goldspitzenbordüren verziert und die verbleibenden freien Stellen mit indianischen Blütenzweigen ausstaffiert sind. Die zum Teil in der Art von Christian Friedrich Herold (1700-1779) ausgemalten Kartuschen zeigen sogenannte Kauffahrteiszenen, die in Meißen neben den Chinoiserien das zweite große Thema der figürlichen Porzellanmalerei abgeben. Hierbei handelt es sich um Landschaften mit Figurenstaffagen, die in Meeresbuchten und Häfen europäische wie orientalische Kaufleute zeigen.
Thematisiert wird also der Warenhandel mit fernen Ländern, dem man die Einfuhr exotischer Köstlichkeiten verdankte, darunter auch den in diesen Gefäßen servierten Tee. Neben den Händlern sind auch Hafenarbeiter und Handwerker bei ihrer Arbeit - etwa auf der Kaffeekanne (Abb. S. #) - oder beim Nichtstun zu beobachten, während der Mittel- und Hintergrund meist durch den Blick auf Gebäude und Segelschiffe bereichert ist.
Die Datierung des Services ergibt sich zum einen durch die drei im Fuß der Zuckerdose eingestochenen, im Dreieck angeordneten Punkte, die als Marke des seit Juni 1731 in Meißen tätigen Formers Christoph Müller (####-####) identifiziert werden. Zum anderen weist die Form des Augsburger Beschauzeichens der silbervergoldeten Montierungen auf eine Entstehungszeit um 1731-1733. Die Fassungen sämtlicher Teile, die ein Herunterfallen der Deckel bzw. eine Bestoßung der Fußringe verhinderte, fertigte nach Ausweis der Meistermarke "EA" der Ausburger Goldschmied Elias Adam.
In den Besitz der Fürsten von Thurn und Taxis kam das Reiseservice wahrscheinlich bereits kurz nach seiner Entstehung und damit unter dem 1739 verstorbenen Fürsten Anselm Franz, sicher jedoch noch vor dem Umzug des fürstlichen Hauses von Frankfurt nach Regensburg. Wie eine aus dem Jahr 1756 stammende "Specification was sich an Silber und Porcellaine in der Hoch Fürstlich-Thurn und Taxis'schen Behausung zu Franckfurth befindet" belegt, besaßen die Fürsten von Thurn und Taxis zu diesem Zeitpunkt bereits eine Vielzahl von Porzellanen, vor allem "Japonisches" und "Dresdener", d.h. solches aus Meißen.
Das Fürstenhaus war also mit der Mode gegangen und hatte Geschirre aus dem kostbaren neuentwickelten Material erworben, das sich gerade für den Genuß der neuen Heißgetränke Kaffee, Tee und Schokolade hervorragend eignete, da es sich im Gegensatz zu Silber nicht so stark erhitzt. Wie das oben genannte Inventar belegt, befanden sich also acht Jahre nach dem Umzug nach Regensburg noch zahlreiche Porzellane in Frankfurt, darunter auch das vorliegende Ensemble - "Ein Kasten von schwarzem Leder mit grünem Sammet gefüttert, worinnen Ein Thée-Service, von weißem Dresdener Porcellaine, stark vergoldet, mit bundigen indianischen Figuren" - unter genauer Angabe der noch heute erhaltenen Teile.
Interessanterweise wurden in dem Inventar wegen des Materialwertes die Silbermontierungen bei jedem Stück einzeln vermerkt. Die heute leeren Vertiefungen im vorderen Bereich des Koffers waren für sechs silbervergoldete "Löffelgen" vorgesehen, die im Inventar von 1756 noch aufgeführt werden. Die heute vorhandene Zuckerzange ist nicht zugehörig. Im Mai 1756 wurde das Service nach Regensburg gebracht, während große Teile des übrigen Porzellanbestandes für weitere Jahrzehnte in Frankfurt verblieben.
wurden.
Bei dem lederbezogenen, mit Messingbeschlägen verzierten Holzkoffer aus dem Besitz der Fürsten von Thurn und Taxis handelt es sich noch um das ursprüngliche Behältnis für ein aufwendiges Reiseservice. Die mit grünem Samt ausgeschlagenen und von Goldborten eingefaßten Fächer im Inneren bergen in symmetrischer Anordnung ein siebzehnteiliges Teeservice, das sich zusammensetzt aus einer Teekanne, einer Milch- oder Heißwasserkanne, einer Tee- sowie einer Zuckerdose, einer Spülkumme und sechs Koppchen mit zugehörigen Unterschalen.
Die Gefäßformen gehen noch auf den Hofgoldschmied Johann Jacob Irminger (1635?-1724) zurück, der in der Frühzeit der Meißener Manufaktur die stark von zeitgenössischen Tafelsilberteilen geprägten Geschirrmodelle lieferte, wobei die noch heute üblichen Typen ausgebildet wurden. So benutzte man für Kaffee - wegen des Kaffeesatzes - schlanke, hohe Kannen mit hoch ansetzenden Schnauzen, wohingegen für Tee flachere, bauchige Kannen mit niedrig ansetzender langer Tülle Verwendung fanden, um ein Ausgießen der auf dem Wasser schwimmenden Teeblätter zu vermeiden. Wie alle frühen Teeservice hält die Koffergarnitur der Fürsten von Thurn und Taxis statt Tassen henkellose Koppchen bereit, wie sie in Ostasien zum Teetrinken benutzt wurden. Henkel kannte man dort ebensowenig wie Untertassen. Beides sind europäische Erfindungen, die ein angenehmeres Halten und Servieren des heißen Getränks ermöglichten. In die Untertassen, die im 18. Jahrhundert stets vertieft waren, konnte darüber hinaus zum schnelleren Abkühlen das Getränk gegossen werden, wobei dann die Schale als Trinkgefäß diente - eine Sitte, die allerdings nicht allseits Beifall fand. Zur Beseitigung der Teerückstände schwenkte man die Koppchen in der Spülkumme.
Die mit der Goldnummer 100 und der Schwertermarke versehenen Serviceteile sind mit dem für Meißen in den 1720er Jahren charakteristischen Dekorsystem verziert. Dabei weisen die Schauseiten der Gefäße mehrpassige Lüsterkartuschen aus goldenem Bandlwerk auf, umspielt von symmetrisch angeordnetem Laub- und Bandlwerk in Eisenrot und Purpur, während die Gefäßränder mit Goldspitzenbordüren verziert und die verbleibenden freien Stellen mit indianischen Blütenzweigen ausstaffiert sind. Die zum Teil in der Art von Christian Friedrich Herold (1700-1779) ausgemalten Kartuschen zeigen sogenannte Kauffahrteiszenen, die in Meißen neben den Chinoiserien das zweite große Thema der figürlichen Porzellanmalerei abgeben. Hierbei handelt es sich um Landschaften mit Figurenstaffagen, die in Meeresbuchten und Häfen europäische wie orientalische Kaufleute zeigen.
Thematisiert wird also der Warenhandel mit fernen Ländern, dem man die Einfuhr exotischer Köstlichkeiten verdankte, darunter auch den in diesen Gefäßen servierten Tee. Neben den Händlern sind auch Hafenarbeiter und Handwerker bei ihrer Arbeit - etwa auf der Kaffeekanne (Abb. S. #) - oder beim Nichtstun zu beobachten, während der Mittel- und Hintergrund meist durch den Blick auf Gebäude und Segelschiffe bereichert ist.
Die Datierung des Services ergibt sich zum einen durch die drei im Fuß der Zuckerdose eingestochenen, im Dreieck angeordneten Punkte, die als Marke des seit Juni 1731 in Meißen tätigen Formers Christoph Müller (####-####) identifiziert werden. Zum anderen weist die Form des Augsburger Beschauzeichens der silbervergoldeten Montierungen auf eine Entstehungszeit um 1731-1733. Die Fassungen sämtlicher Teile, die ein Herunterfallen der Deckel bzw. eine Bestoßung der Fußringe verhinderte, fertigte nach Ausweis der Meistermarke "EA" der Ausburger Goldschmied Elias Adam.
In den Besitz der Fürsten von Thurn und Taxis kam das Reiseservice wahrscheinlich bereits kurz nach seiner Entstehung und damit unter dem 1739 verstorbenen Fürsten Anselm Franz, sicher jedoch noch vor dem Umzug des fürstlichen Hauses von Frankfurt nach Regensburg. Wie eine aus dem Jahr 1756 stammende "Specification was sich an Silber und Porcellaine in der Hoch Fürstlich-Thurn und Taxis'schen Behausung zu Franckfurth befindet" belegt, besaßen die Fürsten von Thurn und Taxis zu diesem Zeitpunkt bereits eine Vielzahl von Porzellanen, vor allem "Japonisches" und "Dresdener", d.h. solches aus Meißen.
Das Fürstenhaus war also mit der Mode gegangen und hatte Geschirre aus dem kostbaren neuentwickelten Material erworben, das sich gerade für den Genuß der neuen Heißgetränke Kaffee, Tee und Schokolade hervorragend eignete, da es sich im Gegensatz zu Silber nicht so stark erhitzt. Wie das oben genannte Inventar belegt, befanden sich also acht Jahre nach dem Umzug nach Regensburg noch zahlreiche Porzellane in Frankfurt, darunter auch das vorliegende Ensemble - "Ein Kasten von schwarzem Leder mit grünem Sammet gefüttert, worinnen Ein Thée-Service, von weißem Dresdener Porcellaine, stark vergoldet, mit bundigen indianischen Figuren" - unter genauer Angabe der noch heute erhaltenen Teile.
Interessanterweise wurden in dem Inventar wegen des Materialwertes die Silbermontierungen bei jedem Stück einzeln vermerkt. Die heute leeren Vertiefungen im vorderen Bereich des Koffers waren für sechs silbervergoldete "Löffelgen" vorgesehen, die im Inventar von 1756 noch aufgeführt werden. Die heute vorhandene Zuckerzange ist nicht zugehörig. Im Mai 1756 wurde das Service nach Regensburg gebracht, während große Teile des übrigen Porzellanbestandes für weitere Jahrzehnte in Frankfurt verblieben.
BV011726896
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 03. Dezember 1997 - 07. Juni 1998: Von Glück, Gunst und Gönnern. Erwerbungen und Schenkungen 1992-1997, Reinhold Baumstark (Hrsg.), München 1997, S. 104, Abb. S. 105
BV012190176
Zum Objekt: Mus-Kat. Thurn und Taxis Museum Regensburg. Höfische Kunst und Kultur, Reinhold Baumstark (Hrsg.), München 1998, S. 85-87, Abb. S. 85, 87, Kat.-Nr. 22a
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