Sammlung

Medaillon mit dem Bildnis des Fürsten Carl Anselm von Thurn und Taxis

Künstler/in
Modell: Johann Peter Melchior, Porzellanmanufaktur Höchst
Entstehung
Datierung
vor 1776
Material
Porzellan
Maße
H. 20,8 cm, B. 14,5 cm, Dm. (Sockel) 19,8 cm
Standort
Fürstliche Schatzkammer Thurn und Taxis
Inventarnummer
93/419
Bezug
Zugang
Öffentlich-rechtlicher Übertragungsvertrag 1993, Fürst Thurn und Taxis Kunstsammlungen, Regensburg

Im späten 18. Jahrhundert kamen reliefierte handtellergroße Porträtmedaillons in Mode. Sie wurden von Adeligen wie bürgerlichen Privatpersonen in Auftrag gegeben, um sie einem anderen, etwa der Geliebten, als Erinnerung zu verehren. Die Medaillons waren in der Regel aus Biskuitporzellan, Alabaster oder Gips gearbeitet. Die Herstellung eines Porträts aus Hartporzellan war dagegen besonders aufwendig, ermöglichte aber die Fertigung mehrerer Exemplare.
Eines der seltenen erhaltenen Beispiele aus glasiertem und bemaltem Porzellan ist das Porträtmedaillon des Fürsten Carl Anselm von Thurn und Taxis. Wie bei fast alle Medaillonporträts erscheint der Fürst im Profil. Der Mode der Zeit entsprechend trägt er eine Zopfperücke, einen schwarzen Rock mit gelb-violetter Schleife über schwarzer Weste und weißem Spitzenjabot sowie eine Halsbinde.
Durch die eisenrote bekrönte Radmarke auf der Rückseite ist das Medaillon als ein Produkt der Höchster Porzellanmanufaktur gesichert. Geschaffen hat es der von 1765 bis 1779 für Höchst tätige Modellmeister Johann Peter Melchior, der gleichzeitig Hofbildhauer des Mainzer Kurfürsten war. Melchior hat während seines langen Lebenswerkes zahlreiche Porträts geschaffen, die ihn als Meister auf diesem Gebiet ausweisen. Das Porträt des Fürsten von Thurn und Taxis, das er stolz in seiner Autobiographie erwähnt, war dabei eines der frühesten und gleichzeitig eines der wenigen, die farbig bemalt sind. Typisch für Melchior ist nicht nur die treffsichere Wiedergabe des Dargestellten, sondern auch die fein beobachtete Schilderung des Putto am Rahmen, der in kindlicher Freude den Vorhang zur Seite hält.
Das Porträtmedaillon Carl Anselms stammt nicht aus altem Hausbesitz, sondern wurde erst 1929 durch Fürst Albert von Thurn und Taxis auf einer Auktion in München erworben. Dennoch dürfte es sich zumindest bei dem Modell zum Porträt um einen Auftrag des Dargestellten gehandelt haben. In den Thurn und Taxis'schen Generalkassen-Rechnungen findet sich unter den Zahlungen des Jahres 1776 der Vermerk, daß "für das Portrait Smi [=Serenissimi] in Porcelain" 88 Gulden gezahlt wurden, was eine vergleichsweise hohe Summe darstellt und gegebenenfalls auf das Meisterwerk des Johann Peter Melchior bezogen werden kann.

BV021062052
Zum Objekt: Ernst Zais, Die Kurmainzische Porzellan-Manufaktur zu Höchst. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Kunstgewerbes, Mainz 1887, S. 110, Abb. Taf. II

BV004229964
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Schloß St. Emmeram Regensburg, 1990: 500 Jahre Post, Ausstellung in Schloß St. Emmeram. Bd. 10, o.O. 1990, S. 143f., Abb. m. Abb., Kat.-Nr. 12

BV003584702
Zum Objekt: Michel Oppenheim, Johann Peter Melchior als Modellmeister in Höchst, Frankfurt a. M. 1957, S. 53

BV012190176
Zum Objekt: Mus-Kat. Thurn und Taxis Museum Regensburg. Höfische Kunst und Kultur, Reinhold Baumstark (Hrsg.), München 1998, S. 106-107, Abb. S. 107, Kat.-Nr. 32

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