Sammlung

Große Kaffeekanne mit einer Ansicht von Regensburg

Künstler/in
Entstehung
Regensburg (?)
Datierung
Material
Porzellan
Maße
H. (gesamt) 22
Standort
Fürstliche Schatzkammer Thurn und Taxis
Inventarnummer
93/422.1-2
Bezug
Zugang
Öffentlich-rechtlicher Übertragungsvertrag 1993, Fürst Thurn und Taxis Kunstsammlungen, Regensburg

Die 1803 gegründete und bis zu ihrer Stillegung 1869/1870 von verschiedenen Inhabern geführte Regensburger Porzellanfabrik gehört zu den zahlreichen privaten Porzellanmanufakturen der zweiten Generation, deren durchaus beachtenswerte Produktion im Schatten der großen Manufakturen weitgehend unbeachtet geblieben ist. Die Blütezeit des Regensburger Unternehmens fällt in die Ära des Regensburger Kaufmanns Johann Heinrich Anton Schwerdtner (1829-1864), der den Betrieb 1829 erwarb und im Jahr 1836 allein 150 Mitarbeiter beschäftigte, die jährlich Waren im Wert von 50.000 fl. produzierten. Zu den Absatzgebieten des überwiegend hergestellten Gebrauchsgeschirrs gehörten Sachsen, Württemberg, Frankreich und Italien. Um 1855 begann jedoch bereits der wirtschaftliche Niedergang der Manufaktur - ablesbar an der rapide sinkenden Beschäftigtenzahl (1857 nur noch 61 Mitarbeiter) -, der durch die Konkurrenz der in Regensburg neugegründeten Steingutfabrik H. Waffler verschärft wurde.
Schwierig ist die eindeutige Identifizierung Regensburger Porzellanerzeugnisse, da die Manufaktur keine Marke verwendete und wichtige archivalisch gesicherte Ensembles wie das 1830 anläßlich der Grundsteinlegung der Walhalla an Königin Therese von Bayern (1792-1852) geschenkte Déjeuner mit Ansichten der bedeutendsten Gebäude, Plätze und Ansichten der Umgebung Regensburgs verschollen sind. Solche Veduten, meist von einfachen Goldrändern rechteckig eingefaßt und in einer Aussparung unter der Darstellung in schwarzer Kursive bezeichnet, waren nach Aussage der bislang als "regensburgisch" eingestuften Porzellane sicher das bekannteste Dekorelement.
Möglicherweise ist auch das hier gezeigte Kaffeeservice mit grünem Fond in Regensburg entstanden. Dafür spricht die Auswahl der Darstellungen, die neben den auch bei den großen Manufakturen - etwa Nymphenburg - weithin beliebten Motiven wie der Stadtansicht von Regensburg (vgl. Kat.-Nr. 117) sowie der Walhalla (vgl. Kat.-Nr. 119) Denkwürdigkeiten von lokaler Bedeutung zeigen, die auf eine in der Region ansässige Firma schließen lassen. Auf den sechs Tassen (eine Tasse nicht ausgestellt, da Untertasse fehlt) finden sich die folgenden Sujets: eine "Donau Ansicht." mit Blick auf die Donaumauer mit Wehrgang und Schiegenturm der mittelalterlichen Stadtbefestigung Regensburgs; die ehemalige Benediktinerabtei St. Georg in "Prüfening" vor den Toren der Stadt, deren Klosterareal 1899 von Fürst Albert I. von Thurn und Taxis erworben wurde und der fürstlichen Familie als Sommersitz diente; die Wallfahrtskirchen Mariä Himmelfahrt in Regensburg "Dechbetten" und Unserer Lieben Frau in "Maria Ort" westlich von Regensburg; der ebenfalls westlich von Regensburg gelegenen Ort "Winzer", dessen Anhöhen als Bauplatz für die Walhalla mit in Betracht gezogen worden waren und schließlich das südlich von Bad Abbach auf der Strecke von Regensburg nach Kelheim gelegene "Monument bey Abach", das bedeutendste Straßendenkmal Bayerns, das 1794 unter der Regierung von Kurfürst Carl Theodor zur Erinnerung an den Bau der Uferstraße und die hierfür durchgeführten schwierigen Felssprengungen errichtet wurde.
Als Vorlagen zu den Veduten dienten meist Kupfer- oder Stahlstiche aus zeitgenössischen Führern zu den Denkmälern der Stadt und ihrer Umgebung. Die Gesamtansicht von Regensburg nach Norden mit der steinernen Brücke und dem Dom auf der Kaffeekanne folgt einem Stich von Joseph Kranzberger (1814-1844), um 1830; die Donauansicht einem Aquarell von J. Ostermayr (um 1770-1830), um 1830.

BV012190176
Zum Objekt: Mus-Kat. Thurn und Taxis Museum Regensburg. Höfische Kunst und Kultur, Reinhold Baumstark (Hrsg.), München 1998, S. 184-185, Abb. m. Abb., Kat.-Nr. 117

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