Sammlung
Figuren: Amor, Psyche und Zephir
- Künstler/in
- Modell: Johann Peter Melchior, Porzellanmanufaktur Nymphenburg
- Entstehung
- München, Nymphenburg
- Datierung
- 1803
- Material
- Biskuitporzellan
- Maße
- H. 48 cm
- Standort
- Fürstliche Schatzkammer Thurn und Taxis
- Inventarnummer
- 93/447
- Bezug
- –
- Zugang
- Öffentlich-rechtlicher Übertragungsvertrag 1993, Fürst Thurn und Taxis Kunstsammlungen, Regensburg
Die Geschichte von Amor und Psyche bot um 1800 ein in allen Bereichen der Kunst immer wieder aufgegriffenes Thema. Sie entstammte dem römischen Roman des Apuleius und ermöglichte Künstlern, an Hand einer dramatischen, jedoch positiv endenden Liebesgeschichte, ideale Schönheit darzustellen. Wie beliebt dieser Bildvorwurf war, zeigt sich nicht zuletzt daran, daß ihm neben der Wiener auch die Nymphenburger Porzellanmanufaktur einen Darstellungszyklus widmete. Dort entstanden zwischen 1803 und 1804 im Auftrag des Grafen Maximilian Joseph von Montgelas, der seit 1803 als bayerischer Finanzminister amtierte und die bayerische Politik entscheidend bestimmte, drei Gruppen mit Darstellungen der Amor und Psyche-Erzählung. Die Nymphenburger Gruppen waren wie die Wiener Stücke (Kat.-Nr. 103) aus Biskuit gefertigt und in der Komposition streng klassisch geordnet. Nur von der ersten Szene hat sich eine Ausformung im Besitz der Fürsten von Thurn und Taxis erhalten. Sie zeigt die wehmütige Psyche, die sich dem Tod geweiht glaubt, auf einem leicht erhöhten Felsabsatz, bei Apuleius einer steilen Bergklippe. Amor ist zu ihr getreten und legt seinen Arm um ihre Schultern. Auf der anderen Seite kniet der durch Schmetterlingsflügel ausgezeichnete Windgott Zephir, der Apuleius zufolge das Mädchen - eigentlich ohne Mithilfe Amors - in die Lüfte hebt und zu Amors Palast bringen wird. Die zweite Gruppe zeigt die kniende Psyche, neben ihr das geöffnete Gefäß und Amor, der sie vorsichtig umfängt. Die Vereinigung der beiden Geliebten, die sich stehend zärtlich umarmen, ist das Thema der dritten Gruppe.
Die Figuren stammen aus der Hand des seit 1797 in Nymphenburg angestellten Modellmeisters Johann Peter Melchior, der zuvor in Höchst und in Frankenthal gewirkt hatte. In Nymphenburg wechselte er zu einem strengen Klassizismus, wie die statuarische Komposition der Gruppe, auch die antikische Gestaltung der Gewänder und Haare beweisen. Der für seine Höchster Zeit typische Rokoko-Stil - besonders gut an naturnah geschilderten Kinderfiguren ablesbar - bleibt höchstens noch in den l ieblich-rundlichen Gesichtern und den weichen Gliedern der Protagonisten zu spüren. Gerade im Vergleich zu den Figuren des Bildhauers Anton Grassi, der für die Wiener Manufaktur eine Biskuitfolge zur Amor und Psyche-Geschichte geschaffen hatte (vgl. Kat.-Nr. 103), erweist sich Melchior als ein durchaus sensibler, wenn auch weniger ausdrucksstarker Künstler. Seine Figuren sind verhaltener und ihr Zueinander weniger spannungsreich als die Grassis. Gegenüber den Wiener Skulpturen sind die Nymphenburger Gruppen der Melchiorzeit allerdings im Detail feiner ausgearbeitet. Dies liegt weniger am Modelleur, als in erster Linie am Bossierer, dem in Nymphenburg tätigen Adam Clair. In seinen fein überarbeiteten Ausformungen wurden die Haarsträhnen oder die Federn der Flügel, aber auch die Gesichtspartien und die Zehennägel säuberlich - wie ziseliert - nachgearbeitet. Um eine dem Marmor vergleichbare Wirkung der Biskuitausformungen zu erzielen, bediente man sich in Nymphenburg zudem eines Kunstgriffes, der in Wien offensichtlich keine Anwendung fand: Einzelne, dem Licht besonders ausgesetzte Partien, etwa die Haare, wurden mittels eines feinen Pinsels mit einer dünnen, leicht glänzenden Glasur versehen. Diese verleiht den Melchiorschen Figuren bei aller Verhaltenheit doch den Eindruck von Lebendigkeit.
Die Figuren stammen aus der Hand des seit 1797 in Nymphenburg angestellten Modellmeisters Johann Peter Melchior, der zuvor in Höchst und in Frankenthal gewirkt hatte. In Nymphenburg wechselte er zu einem strengen Klassizismus, wie die statuarische Komposition der Gruppe, auch die antikische Gestaltung der Gewänder und Haare beweisen. Der für seine Höchster Zeit typische Rokoko-Stil - besonders gut an naturnah geschilderten Kinderfiguren ablesbar - bleibt höchstens noch in den l ieblich-rundlichen Gesichtern und den weichen Gliedern der Protagonisten zu spüren. Gerade im Vergleich zu den Figuren des Bildhauers Anton Grassi, der für die Wiener Manufaktur eine Biskuitfolge zur Amor und Psyche-Geschichte geschaffen hatte (vgl. Kat.-Nr. 103), erweist sich Melchior als ein durchaus sensibler, wenn auch weniger ausdrucksstarker Künstler. Seine Figuren sind verhaltener und ihr Zueinander weniger spannungsreich als die Grassis. Gegenüber den Wiener Skulpturen sind die Nymphenburger Gruppen der Melchiorzeit allerdings im Detail feiner ausgearbeitet. Dies liegt weniger am Modelleur, als in erster Linie am Bossierer, dem in Nymphenburg tätigen Adam Clair. In seinen fein überarbeiteten Ausformungen wurden die Haarsträhnen oder die Federn der Flügel, aber auch die Gesichtspartien und die Zehennägel säuberlich - wie ziseliert - nachgearbeitet. Um eine dem Marmor vergleichbare Wirkung der Biskuitausformungen zu erzielen, bediente man sich in Nymphenburg zudem eines Kunstgriffes, der in Wien offensichtlich keine Anwendung fand: Einzelne, dem Licht besonders ausgesetzte Partien, etwa die Haare, wurden mittels eines feinen Pinsels mit einer dünnen, leicht glänzenden Glasur versehen. Diese verleiht den Melchiorschen Figuren bei aller Verhaltenheit doch den Eindruck von Lebendigkeit.
BV012190176
Zum Objekt: Mus-Kat. Thurn und Taxis Museum Regensburg. Höfische Kunst und Kultur, Reinhold Baumstark (Hrsg.), München 1998, S. 170-171, Abb. S. 171, Kat.-Nr. 104
Sammlung
Sammlung Thurn und Taxis
Systematik
Bildwerk [Plastik, Skulptur] - Figur (Mensch) - Figur