Sammlung

Anna selbdritt (Figur)

Künstler/in
Hans Leinberger (Nachfolge)
Entstehung
Niederbayern
Datierung
um 1530
Material
Lindenholz, gefasst (fragmentarisch)
Maße
H. 127 cm, B. 77 cm, T. 29 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
94/13
Bezug
Zugang
Überweisung 1994, Bayerische Staatsgemäldesammlungen. Freistaat Bayern. Gemäß der Vereinbarung vom 6.12.1960 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Bayern. Von der Treuhandverwaltung für Kulturgut, übernommen vom Central Collecting Point München aus der Vermögenseinziehung Hermann Göring.

Die übergroße Figur der hl. Anna sitzt auf einem lehnenlosen Thron, von dem im wesentlichen nur die linke Ecke mit einem geschnürten und mit einer Troddel verzierten Kissen sichtbar wird. Über ihrem Untergewand mit modisch geschnürten Ärmeln trägt die Heilige einen die ganze Figur verhüllenden Mantel und ein großes, sich über dem Kopf zu einer Haube erweiterndes Kopftuch, darunter nach Witwenart eine Mundschlinge, die aus dem die Brust bedeckenden Latz gebildet ist. Mit beiden Händen hält Anna über einer Windel vor ihrem Leib das nackte Jesuskind, das seine Arme nach beiden Seiten ausstreckt und seinen Kopf nach rechts zu Maria hinwendet und ihr mit der linken Hand eine traubenartige Frucht reicht; der rechte Arm des Jesuskindes ist weitgehend abgebrochen. Neben der sitzenden Anna steht die kleine Figur der jugendlichen, aber mit einer Krone geschmückten Maria, die nur bis zur Höhe von Annas Brust reicht. Die Gottesmutter trägt unter der Krone offene, zum Teil auf die Brust herabfallende Haarsträhnen, einen kragenlosen, in Parallelfalten herabfallenden Mantel über einem nicht weiter charakterisierten Untergewand. Der Mantel ist vor der Brust mit einer Fibel geschlossen. Mit den Fingern blättert Maria in einem kleinen Gebetbuch. Der Gesamteindruck wird stark durch das aufgewühlte Knitterwerk des tief ausgehöhlten Mantels Annas bestimmt. Dieser Faltenbildung wird deutlich der im Charakter ausgeprägten Parallelfaltenstils gebildete modische Mantel der Gottesmutter entgegengesetzt./Kahsnitz, Prof. Dr. Rainer, Nachtrag von Diskette, Marcia Pape, 2015.12.02

BV038597685
Zum Objekt: Rudolf Verres, Ein unbekanntes Werk Hans Leinbergers (Pantheon, Monatsschrift für Freunde und Sammler der Kunst)Heft 8, Otto von Falke (Hrsg.), München 1931, S. 476-480

BV001925258
Zum Objekt: Georg Lill, Hans Leinberger. Der Bildschnitzer von Landshut ; Welt und Umwelt des Künstlers, München 1942, S. 269-270 S. 301 (mit. SAbb.)

BV019344526
Zur Provenienz: Ilse von Zur Mühlen, Albert A. Feiber, Die Kunstsammlung Hermann Görings. Ein Provenienzbericht der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München 2004, S. 61, 66, Abb. S. 60

BV021884879
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Museen der Stadt Landshut, Spitalkirche Heiliggeist, 21. Oktober 2006 - 11. März 2007: Um Leinberger. Schüler und Zeitgenossen, Schriften aus den Museen der Stadt Landshut, Bd. 22, Franz Niehoff (Hrsg.), Landshut 2007, Kat.-Nr. 57 (mit Abb.)

BV042322635
Zum Objekt: Alfred Grimm, Lost in Art. Von "Carinhall" nach München: Kunsttrophäen des Reichsmarschalls im Bayerischen Nationalmuseum, in: Aviso - Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst in Bayern Heft 1, Wissenschaft und Kunst Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kulutus (Hrsg.), München 2015, S. 41-45, Abb. S. 44-45

BV043964318
Zur Provenienz: Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern, Tätigkeitsbericht 2015/2016, Alfred Grimm (Hrsg.), München 2016, S. 83, Abb. S. 81

BV043964318
Zur Provenienz: Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern, Tätigkeitsbericht 2015/2016, Alfred Grimm (Hrsg.), München 2016, S. 83

BV049483994
Zum Objekt: Benno C. Gantner, Der Meister des Seeberger Marienaltars (um 1518/20). Ein ehemaliger Mitarbeiter Hans Leinbergers in Landshut, in: Ars Bavarica, 92.2023, S. 85-101, 94-95, Abb. 13

Befund

Auf der Rückseite über der Höhlung handschriftlich mit Blaustift: "868". Unten in der Höhlung auf einem aufgesetzten Holzstück handschriftlich mit Blaustift: "898" oder "868" (Schreibweise wohl eher 898. Es handelt sich um eine andere Handschrift als bei der zuvor beobachteten Zahl). Unten auf dem Standbrett rechts der Mitte Inventaraufkleber der Bayrischen Staatsgemäldesammlungen, München mit der Inventarnummer "B 417 Niederbayrisch (Leinberger-Nachfolger), um 1530: Anna Selbdritt". Rechts unten auf dem Sockelbrett weißer Aufkleber, darauf handgeschrieben mit Tinte: "H 132". Auf der Vorderseite des Sockels ins Holz eingeritzt: "194". An der rechten Schmalseite der Maria handschriftlich mit weißer Farbe: "94/13"

Forschung

Die frühe Angabe des Central Collecting Points "früher Budapest, Privatbesitz" stellte sich bereits im Central Collecting Point als Verwechslung heraus. Dies konnten die neuen Recherchen bereits zu Beginn bestätigen. Inv.-Nr. 94/13 zu unbekanntem Zeitpunkt (um oder vor 1900 ?) im Münchner Kunsthandel. 1931 oder davor in einem "verwunschenen Schloss im Schwabenland" oder auch "Württembergischen Adelsbesitz", dessen Sammlung aus dem Münchner Kunsthandel zusammengestellt wurde. Zu unbekanntem Zeitpunkt im Besitz der Königin (Charlotte?) von Württemberg (? - Handschriftliche Angabe Theodor Müllers auf einem Fotokarton). Es handelte sich bei dem verwunschenen Schloss offenbar nicht um Schloss Bebenhausen, den Sitz des abgedankten Königspaares von Württemberg. Möglicherweise aus dem Nachlass des Königs von Württemberg 1930 verkauft? Es könnte aber auch ein Kauf durch die Königin um 1930 stattgefunden haben. Hier besteht noch Klärungsbedarf, da das Werk nicht in den Krongut-Inventaren des Königpaares gefunden werden konnte. Ob es sich um Königin Charlottes Privatbesitz gehandelt haben könnte, ist bislang nicht belegbar. Eine vermutete Provenienz aus der Sammlung von Graf Wilhelm von Urach auf Schloss Lichtenstein konnte durch Negativbescheid der Schlossverwaltung ausgeschlossen werden. Eine vermutete Provenienz aus der Sammlung Fürstenberg musste zuletzt ausgeschlossen werden. Nach der Publikation als Hans Leinberger 1931 zu unbekanntem Zeitpunkt zwischen 1930 und 1936 in den (Berliner) Kunsthandel. Am 31. Januar 1936 (einen Monat nach dem Ausscheiden der jüdischen Inhaber Adolf und Gustav Wolffenberg) durch Walter Andreas Hofer von dem Auktionshaus Rudolf Lepke, Berlin, außerhalb einer Auktion für RM 8.000.- erworben (als Nr. 19 im Wareneingangsbuch). Am selben Tag von Hofer für RM 10.000.- an Hermann Göring verkauft. In der Sammlung Göring im Göring Holzplastik Inventar, Nummer 4. Zu unbekanntem Zeitpunkt im Göring Holzplastik Katalog die Nummer H 132 zugewiesen. Der Besitz zwischen 1930 und dem 31. Januar 1936 ist weiterhin unklar./I.v.z.M., 2015

Sammlung

Sammlung Hermann Göring

Münchner Nummer

5658

Weitere Werke