Sammlung
Frauenkleid (Robe à la Française)
- Künstler/in
- –
- Entstehung
- Frankreich
- Datierung
- Manteau (Original): um 1750/1770; Manteau (jetzige Umarbeitung): um 1780/1790
- Material
- Oberstoff: Seide, Leinwandbindung; Futterstoff des Oberteils: Leinen, Leinwandbindung; Futterstoff der Verschlusspassen: Leinen, Leinwandbindung; Futterstoff der Ärmel: Leinen, Leinwandbindung, geglättet (Oberfläche); Saumbeleg: Leinen, Leinwandbindung; Saumband: Seide, Leinwandbindung; Schlaufen: Leinen, Leinwandbindung; Band, innen: Leinen, Leinwandbindung; Bindebändchen: Baumwolle, Geflecht; Spitze an den Ärmeln und am Halsausschnitt: Baumwolle, Maschinenspitze; Einfassung Engageantes: Baumwolle, Leinwandbindung
- Maße
- L. (vorn) 23,5 cm, L. (hinten) 154 cm, L. (Ärmel) 45 cm, B. (Rücken) 25 cm, U. (Oberweite) 101,5 cm, U. (Taille) 76,5 cm, U. (Saum) 362 cm
- Standort
- Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
- Inventarnummer
- 96/97.1
- Bezug
- –
- Zugang
- Ankauf 1996, Aus dem Süddeutschen Kunsthandel, Aus der Sammlung Lillian Williams, Paris
Dieser Manteau war ehemals ein weites Kleid, vielleicht Robe Volante oder Robe à la Française, mit der typischen Falte, die beidseitig an der vorderen Kanten oberhalb der hinteren Achsel über die Schulter vorne zum Saum führte. Diese Faltenlegung wurde im späteren 18. Jh. aufgetrennt, flachgelegt und ein neues Oberteil mit einem vorne runden Ausschnitt genäht. Die ehemalige Faltenspur am Oberteil vorne ist noch sehr gut zu erkennen. Dasselbe ist auch am Rückenteil geschehen, wo ehemals sehr breite doppelte Falten waren, die aufgetrennt und zu schmaleren Falten der späteren Mode entsprechend neu verarbeitet wurden. Der Manteau inclusive Rüschen ist aus aprikosenfarbenem Seidentaft und besteht aus zwei vorderen Teilen und einem Rückenteil, die von der Schulter bzw. vom hinteren Ausschnitt bis zum Saum verlaufen, zwei vorderen Passen und geraden, breiten Ärmeln, die bis über den Ellbogen reichen. Die beiden vorderen Teile reichen von der hinteren Schulter über die Schulter gerade bis zum Saum. An der Brustlinie führt parallel eine tiefe genähte Falte bis zur Taille, mit einer zweiten, die von der Brust aus als Abnäher bis zur Taille hin angenäht ist. Beide, Falte und Abnäher, sind unterhalb der Taille offen. Die vorderen Teile haben eine Seitennaht, wo sie mit dem Rückenteil und dem Futterstoff innen sauber zusammengenäht sind. Die Schulter war ehemals kürzer und wurde mit einem 4 cm langen Stück Seidenstoff zum Rückenteil hin verlängert. Der runde Ausschnitt ist nach innen gelegt, z.T. angeschnitten, um die Rundung zu formen und am Futter festgenäht. An den beiden vorderen Kanten, vom Ausschnitt bis zur Taille, sind zwei Passen aus demselben Oberstoff mit einem zentralen Verschluß, links 11 Häkchen und rechts 11 Ösen. Die Passen sind oben gerade, vorne auch gerade und bilden unten zwei abgerundete Enden, die gegen die Taille hin kürzer werden. Diese sind mit starkem blau-weiß gestreiftem Leinen gefüttert. An den drei äußeren Kanten sind sie mit in regelmäßigen Abständen zusammengerafften Rüschen, deren Kanten gestanzt sind, verziert. In der Mitte der Passen ist beidseitig je eine längs laufende Einstichspur, die auch über die Rüschen läuft, wo ehemals die Passen an das Vorderteil genäht waren. Später mußten sie erweitert werden. Die Naht der Passen am Oberteil stammt aus jüngerer Zeit. Auch an der vorderen Kante des Rockes sind beidseitig je eine breitere Rüsche, die im gleichen Stil wie die obere gearbeitet wurde. Das Rückenteil setzt am eckigen Ausschnitt unterhalb einer schmalen quer liegenden Stoffbahn an und läuft in doppelten schmalen Falten weiter bis zum Saum. Diese Falten sind 12 cm unterhalb des Ausschnitts an das Futter genäht. Rechts und links unter beiden ersten Falten sind zwei kleinere Falten, wobei die am unteren am Futter anliegend festgenäht sind. Wie die vorderen Seitennähte so sind auch die hinteren seitlichen Nähte tailliert. Das ganze Oberteil ist mit einem groben Leinen gefüttert und besteht aus 2 vorderen und 2 hinteren Teilen, wobei die hinteren Teile keine Falten haben, aber eine am Körper anliegende zentrale Naht. An diesem Punkt sind beidseitig 8 kleine unversäuberte Löcher, die bei der ersten Ausführung zum Anziehen des Kleides dienten. Originale Nähte beweisen, daß das Futter von der ersten Ausführung übernommen wurde und mit minimalen Veränderungen wieder gebraucht wurde, wobei beidseitig am vorderen Armloch und an der rückwärtigen Naht des Futters originale Nähte zu sehen sind. Wo die Passen innen am Vorderteil genäht sind, sind die jeweiligen Nähte in jüngerer Zeit mit einem schmalen Stück Seidenoberstoff versäubert. Der Rock läuft vorne und hinten breiter aus. An der oberen Kante wurde in der zweiten Ausführung beidseitig ein Tunnel in den Stoff genäht, durch welchen ein Band lief, das das Kleid an der Taille anreiht und mit unsichtbaren Stichen an der Taille befestigt. Es sind oberhalb dieses Tunnels neue gröber ausgeführte Befestigungsstiche zu sehen. Dieselben Fäden dieser Befestigungsstiche wurden benutzt um die seitlichen Schlitze zu schließen. Unterhalb der Schlitze ist die originale Naht zu sehen. Der Rock besteht aus 4 Bahnen à 73 cm und 2 halben Bahnen, wobei vorne je eine Bahn und hinten die restlichen sind. An jeder Bahn außer der rückwärtigen sind je 2 Schlaufen und Bänder zu sehen, die zum Hochraffen (à la Polonaise) dienten. Diese Schlaufen sind in jüngerer Zeit angenäht worden, obwohl an einigen Längsnähten Spuren zu sehen sind, die vielleicht wirklich zur Polonaise-Raffung dienten. Der Saum verlängert sich nach hinten mit einer Rundung, die überlappenden Ecken der Stoffbahnen wurden nach innen gelegt und festgenäht. Der hintere Saum ist innen mit einem 20 cm hohen aprikosenfarbenen Leinenstoff versehen. Der ganze Saum ist innen mit einem 3 cm hohen haselnußfarbenen Wildseiden-Band versäubert. Die Ärmel sind gerade und ziemlich weit und sind an der Schulter in kleine Falten gelegt. Sie sind mit weißem Leinenfutter gefüttert und an der unteren Kante mit dem Oberstoff verstürzt. Beide Ärmel haben Einstichspuren auf der vorderen Seite. Es ist möglich, daß sie in der ersten Ausführung nach unten breiter verliefen. In der unteren Naht sind Einstichspuren und Schmutz, der einseitig im Saum verschwindet, zu sehen. Der Ausschnitt und beide Ärmel sind mit maschineller Lever-Spitze (Art Valencienne) verziert, welche in jüngerer Zeit dort angenäht wurde.
Sammlung
Sammlung Lillian Williams
Systematik
Kleidung [Bekleidung, Kostüm] - Kleid - Oberkleid