Sammlung
Frauenkleid (Robe à la PIémontaise)
- Künstler/in
- –
- Entstehung
- Italien
- Datierung
- Oberstoff: um 1760/1765; Robe à la Piémontaise: um 1775/1785
- Material
- Oberstoff: Seide, Leinwandbindung, broschiert; Futterstoff des Oberteils und der Erweiterungen: Leinen, Leinwandbindung; Saumbeleg: Leinen, Leinwandbindung; Einfassband: Seide, Leinwandbindung; Dekorband des Oberteils: Seide, Pékin; Dekorband des Rockteils: Seide, Leinwandbindung; Spitzenborte, breit: Seide, Klöppelspitze; Spitzenborte, schmal: Seide, Klöppelspitze; Schlaufen am Rückenteilfutter: Wolle, Leinwandbindung; Aufhängeband: Seide, Leinwandbindung; Schnürsenkel: Leinen, Geflecht; Versteifung: Fischbein; Ösen: Metalldraht, gebogen
- Maße
- L. (vorn) 124, 5 cm, L. (hinten) 170 cm, L. (Ärmel) 49,5 cm, B. (Rücken) 30 cm, U. (Taille) 79 cm, U. (Saum) 337 cm
- Standort
- Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
- Inventarnummer
- 96/108.1
- Bezug
- –
- Zugang
- Ankauf 1996, Aus dem Süddeutschen Kunsthandel, Aus der Sammlung Lillian Williams, Paris
Der Manteau ist aus hell- und dunkelrosa, fein gestreiftem Seidentaft, broschiert mit gewellten und gewundenen, spitzenartigen Bändern in gebrochenem Weiß mit hellblauen Punkten, durchflochten mit Blumen, mit Bouquets aus verschiedenartigen Blumen aus hellblauer, gebrochen weißer, rosa, dunkelroter, lachsfarbener, hellgrüner und dunkelgrüner Seide. Das Kleid ist aus einem älteren Stoff von der Mitte des 18. Jhs., das zu einer Robe à la Française verarbeitet war. Die Falten- und Einstichspuren sind noch gut am vorderen Oberteil zu sehen. Später wurde das Kleid zu einer Robe à la Polonaise umgearbeitet, wobei es in seinem Leben nochmals umgearbeitet wurde, diesmal um das Oberteil zu verlängern und zum Teil zu verbreitern. Der Manteau besteht aus einem vorne offenen Oberteil mit langen Schulterbändern, die die vorderen und hinteren Seiten verbinden. Das Oberteil hat einen großen, runden Ausschnitt vorne, gerade Ärmel, die bis über die Ellbogen reichen, und in einer Rundung enden. Der Rock setzt auf Brustlinie an und ein Teil davon verlängert sich im Rückenteil nach oben, wo er am hinteren runden Ausschnitt festgenäht ist. Das Oberteil beginnt vorne über der Brust und geht gerade weiter bis unter den Bauch, endet beidseitig gerade und steigt schräg bis seitlich an die seitliche Taille. Die vordere rechte Kante überlappt die linke leicht und ist außen an der Kante mit einem plissierten, cremefarbenen Seidenband besetzt, das in jüngerer Zeit grob angenäht wurde. Oberhalb dieses Bandes und unterhalb sind Schlaufen aus demselben Seidenband befestigt. Das ganze Oberteil ist mit einem cremefarbenen Leinenfutter gefüttert und gleich dem Oberteil geschnitten. Das vordere Oberteil wurde am unteren Saum um 3,5 cm verlängert, indem man ein Stück ähnlichen Leinenstoffs unterhalb der Kante ansetzte. Der vordere Verschluß entsteht aus den vorderen Futterkanten, an denen je 10 umnähte Löcher innen, beidseitig einige Zentimeter hinter den Kanten sind. Am obersten linken Loch ist noch eine Schlaufe von geflochtenem Baumwollbindeband. Vorne an den linken Löchern ist der Futterstoff umgelegt, bildet einen Tunnel, durch den ein Fischbeinstab gezogen ist. Der Ausschnitt wurde beidseitig vorne nach oben hin um 4 cm verlängert, indem derselbe Oberstoff oben innen angesetzt wurde. Die Ausschnittkante ringsherum und die untere Kante des vorderen Oberteils sind mit demselben Seidenband flach besetzt, wobei viele Fehlstellen zu sehen sind. Die vorderen Oberteile gehen seitlich bis hinter die Seitennaht, wobei die Längsnaht nach unten leicht schräg gegen die seitliche Taille verläuft. Beide Unterärmel wurden auf dieselbe Art wie der Auschnitt verlängert. Das Rückenteil besteht aus 4 Teilen, die an den Schultern und am hinteren Ausschnitt ansetzen. Die rechten und linken Teile wurden an den Schultern mit Stoffeinsätzen verlängert (siehe Vorderteil). Die zentralen Teile sind an Ausschnitt und Schulter breit und verjüngen sich sehr gegen die Taille, wo sie in zwei parallelen Linien bis über das Gesäß laufen. An dieser Stelle bildet der nach oben verlängerte Stoff zwei doppelte schmale Falten, die unten vernäht sind, die vom Gesäß nach oben frei geführt werden und am Rückenausschnitt angenäht sind (Robe à la Piemontaise). Dieselben Falten verlaufen gerade bis zum Saum. Es ist anzunehmen, daß dieses Faltenteil ehemals am Ausschnitt angehängt wurde, obwohl keine Häkchen zu sehen sind. Der obere Teil dieser Falten ist mit einem Querband aus demselben Stoff eingefaßt und 10 cm darunter sind die Falten an ein unteres Futterstück festgenäht. Dieser Teil kann auch zum Effekt einer Robe à l'Anglaise in einem Rückenschlitz über dem Gesäß eingeführt werden, dadurch entsteht ein Pouf am Gesäß. Das rückwärtige Oberteil ist gleich wie der Oberstoff in vier Teile geschnitten und zusammen verarbeitet. Rechts und links der drei rückwärtigen Längsnähte ist zwischen Futter und Oberstoff ein Tunnel genäht, durch die 4 Fischbeinstäbe führen, in der Mitte 2 und rechts und links je eines. Am unteren Teil der zentralen Bahn innen sind zwei Schlaufen aus rot und weiß gestreiftem Leinenstoff, oberhalb davon ist ein blaues Wildseidenband nur noch rechts angenäht, wobei es einst auch auf der linken Seite angenäht war. Der Rock setzt hinter der Brustlinie an der Taille an, ist längs der unteren Oberteilkante nach hinten hin in Falten gelegt und am Futter- und Oberstoff in der Vergangenheit angenäht. Seitlich an der Taille hat der Rock zwei Schlitze zum Eingriff in die inneren Taschen. Der Rock besteht aus 7 Bahnen à 47 cm, wobei vorne je eine Bahn ist, die an der vorderen Kante an der Taille mehr und gegen den unteren Saum weniger eingelegt und genäht sind. An dem oberen, nach innen gelegten Stoff sieht man Einstichstellen und vor allem kleine Falten, die darauf hinweisen, daß dieser Teil ehemals außen war. Außen ist die Kante beidseitig mit einem crèmefarbenen plissierten Seidenband besetzt und flach angenäht. Der Rock verlängert sich am Saum in einer Rundung nach hinten, der ganze Saum ist innen mit einem vorne 5 cm breiten bis hinten 22 cm breiten, lachsfarbenen Leinenstoff gefüttert. An der unteren Saumkante sind innen pro Rockbahn 2 Ösen nach unten hin angenäht, die wahrscheinlich zum Hochraffen des unteren Rockes dienten, obwohl weder am Oberteil noch an den Rockbahnen Schlaufen oder dergleichen zu sehen sind. Die Ärmel waren ehemals gerade geschnitten und wurden später unter den Ärmeln mit einem langen Zwickel verbreitert, der sich zum inneren Ellbogen hin sehr verjüngt und darunter sich wieder verbreitert. Dies bewirkt eine Rundung am Ellbogen. Der Ärmel ist am Schulteransatz leicht angereiht und geht bis unter den Ellbogen, wo er außen durch einen Abnäher eine Rundung macht. Der Ärmel ist mit Leinenstoff gefüttert und am unteren Saum mit einem crèmefarbenen Seidenband eingefaßt. Außen ist der Ärmelbund mit zwei übereinanderliegenden, angereihten, beigen Seidenspitzenborten (Art Blonde) besetzt. Am rechten oberen inneren Ausschnitt die Aufschrift 'Msi Paulucci, p. D'Azeglio 11, ass. L (Lire) mille'/Borkopp, Dr. Birgitt, Jolly, Dr. Anna, Schoenholzer-Nichols, Thessy, 1996.07.17
BV005098839
Zum Vergleich (Stoffe): Mus.-Kat. Nathalie Rothstein, Silk Designs of the 18th Century in the Collection of the Victoria and Albert Museum London, Victoria and Albert Museum (Hrsg.), London 1990, S. 262-263
BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2014-2015, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2016, S. 142-143, Abb. S. 143
Sammlung
Sammlung Lillian Williams
Systematik
Kleidung [Bekleidung, Kostüm] - Kleid - Oberkleid