Sammlung

Caraco à la Française mit weitem Halsausschnitt

Künstler/in
Entstehung
Frankreich, Nizza (?)
Datierung
um 1770/1790
Material
Oberstoff: Seide, Leinen, Atlasbindung 4/1; Futterstoff der Vorder- und Rückenteile: Baumwolle, Leinwandbindung, bedruckt; Futter der Ärmel und Verstärkung der Rückenfalten: Leinen, Leinwandbindung; Haken und Ösen: Metalldraht, gebogen
Maße
L. (vorn) 46 cm, L. (hinten) 54 cm, L. (Ärmel) 54,5 cm, B. (Rücken) 30 cm, U. (Oberweite) 104 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
96/141
Bezug
Zugang
Ankauf 1996, Aus dem Süddeutschen Kunsthandel, Aus der Sammlung Lillian Williams, Paris

Der Caraco scheint original zu sein, wobei zu seiner Verarbeitung dreierlei Fäden benutzt wurden. Ein brauner Leinenfaden ist überall noch zu sehen, auch abgeschnittene Spuren davon. Dieser Leinenfaden näht die verstürzten unteren Kanten des Oberstoffs und Futters, fixiert zum Teil auch die Kürzungsfalte, die 3 cm oberhalb der ganzen unteren Kante liegt. Diese Falte wird durch die Rüsche verdeckt. Am inneren Futter an den Vorderteilen ist beidseitig eine Verdunklung im Stoff, dieselbe Verdunklung, die bei den anderen Falten im Futter vorkommt. Es ist deshalb anzunehmen, daß der Caraco ehemals mit einer Falte gerade auf Brustlinie endete, obwohl dies im Oberstoff nicht zu sehen ist, wahrscheinlich weil dieser weich ist. Der beidseitig an der Brust zu einem Spitz endende Ausschnitt ist in einem zweiten Arbeitsgang angesetzt worden. Ein gelber, stark gedrehter Zwirn wird selten eingesetzt, dafür wurde ein feiner, gelber Seidenfaden für die meisten Nähte und die Rüschen benutzt. Es ist nicht klar zu sehen, ob der Caraco ehemals vielleicht eine Robe à la Française war und nachträglich kürzer geschnitten wurde. In dieser Kürzung ist das Rückenteil um einiges kürzes als das Vorderteil geraten und die seitlichen Schlitze wurden zu diesem Zeitpunkt vielleicht gekürzt. Der Oberstoff ist aus himbeerrot und hellgelb gestreiftem Seidentaft, die Rüschen an der Außenkante und am Arm sind aus demselben Oberstoff. Der ganze Caraco ist mit bedrucktem Baumwollstoff gefüttert, wobei die Vorderseite je mit rot-weißen Rosenranken und gewellten Bändern auf hellblauem Grund bedruckt sind und die rückwärtigen Teile mit beigem Baumwoll und kleinen Blumenranken./Borkopp, Dr. Birgitt, Jolly, Schoenholzer, 1996.07.29
Das Vorderteil hat einen großen runden Ausschnitt und ist vorne offen, wobei die Kanten tailliert geschnitten sind. Am breitesten Punkt der Vorderteile, die zu Spitzen verlängert sind, ist auf der rechten Seite noch eine Öse mit 4 Stichspuren darunter von anderen ehemaligen Ösen, wobei die unteren 3 mit anderem Faden als die oberen 2 genäht wurden. Auf der linken Seite sind die gleichen Stichspuren und Fadenreste mit einem Häkchen an zweiter Stelle. Die Vorderteile setzen am hinteren Schulterblatt an, wo sie in einer nach außen geformten tiefen Falte über den Armausschnitt seitlich der Brust bis zum Saum weiterlaufen. Die Falte ist über der Brust vom Armloch aus bis zur Taille flachgelegt. Seitlich ist beidseitig an der Seitennaht eine zweite, bis zur Taille fixierte Falte, die auch darunter offen zum Saum weiterläuft. Das Vorderteil reicht bis leicht hinter die Seitennaht, wo es an die Rückenteile bis zur Taille angenäht ist. Darunter verbreitert sich der Stoff beidseitig wie auch der rückwärtige Stoff und ist in vielen Falten am inneren Futter flach angenäht. An der Seitennaht ist an der Taille beidseitig ein kurzer Schlitz, der früher wahrscheinlich länger war. Das Rückenteil setzt am eckigen Ausschnitt an, das auch mit einer kleinen Rüsche aus demselben Stoff verziert ist und läuft in 2 doppelten Falten bis zum Saum weiter. Diese Falten sind vom Ausschnitt bis zur Taille innen mit unsichtbaren Stichen am Futter fixiert. 9 cm unterhalb des Ausschnitts sind dieselben Falten quer durch mit unsichtbaren Stichen am Futter fixiert. Die äußersten Rückenfalten sind innen durch ein 13 cm breites, vom Ausschnitt bis zur Taille reichendes Leinenband durch einen Abnäher eng an den Körper angepaßt. Die Ärmel sind recht breit und gerade und reichen bis zur Mitte des Unterarms, sie setzen an den Schultern unter den Falten an, wo sie eingereiht sind. Die Ärmel wurden zu einem späteren Zeitpunkt 15 cm verlängert und durch einen Abnäher an der unteren Kante enger geformt, wo sie beidseitig mit einer 10 cm breiten, fein eingereihten Rüsche besetzt sind. Die Rüsche wurde in 3 parallelen Linien eingereiht und am Ärmel angenäht, wobei die äußeren Kanten frei liegen. Die Ärmel sind mit beigem Leinen gefüttert./Borkopp, Dr. Birgitt, Jolly, Schoenholzer, 1996.07.29
(Systematik: Kleidung - Kleid - Kleidoberteil)

Sammlung

Sammlung Lillian Williams

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