Sammlung

Kleidoberteil für eine weibliche Heiligenfigur

Künstler/in
Entstehung
Frankreich
Datierung
Oberstoff: um 1750; Kleidoberteil: um 1780/1800
Material
Oberstoff: Seide, Metall, Lampas lamé, broschiert; Futterstoff: Leinen, Leinwandbindung; Borte: Seide, Metall, Posamentenarbeit; Spitze: Seide, Metall, Klöppelspitze; Oberstoff der Ärmelverlängerung: Seide, Metall, Gros de Tours liseré, broschiert; Futterstoff der Ärmelverlängerung: Leinen, Leinwandbindung
Maße
L. (vorn) 30,5 cm, L. (hinten) 32,5 cm, L. (Ärmel) 52 cm, B. (Rücken) 27 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
96/154
Bezug
Zugang
Ankauf 1996, Aus dem Süddeutschen Kunsthandel, Aus der Sammlung Lillian Williams, Paris

Der Oberstoff ist aus Silberlamée und mit großen, verschiedenartigen Blumen und Ranken in lila, violetter, rosa, hellblauer, dunkelblauer, blaßblauer, hellgrüner, moosgrüner und grüner Seide mit stilisierten, orientalisierenden Bäumen in Goldlamée durchbrochen, an deren Stamm kleine Blümchen wachsen und gefallene Blätter dargestellt sind. Dieser Stoff ist sicher früher als das Oberteil in seiner heutigen Form zu datieren und stammte sehr wahrscheinlich von einem männlichen Justaucorps aus dem ersten Viertel des 18. Jhs., die sehr oft aus ähnlichem Stoff gefertigt wurden. Betrachtet man die offene Oberteilseite, dann könnte man sie als Vorderteil verstehen, aber dann sind die Ärmel rückwärtig angenäht. Betrachtet man aber das Oberteil von der anderen Seite, dann sind dort der Ausschnitt und das Vorderteil mit einer goldenen Posamentenborte verziert und die in Form geschnittenen Ärmel liegen richtig für ein Vorderteil, aber die Breite ist viel zu eng für ein Vorderteil. Das heißt, daß es sich sehr wahrscheinlich um ein Oberteil einer Marienfigur handelt, vor allem, wenn man die linke Ärmelseite an der Naht und die Schultern betrachtet, die in einem zweiten Arbeitsgang zusammengenäht worden sind, d.h., als das Oberteil auf der Statue war. Die einzelnen Teile wurden je mit indigoblauem, gewachstem Leinenstoff gefüttert, wobei die Kanten ringsherum mit dem Oberstoff verstürzt und nachträglich nach innen zusammengenäht wurden. Das Oberteil setzt an den Schultern an, besteht aus einem Vorderteil mit einer mittleren Naht und einem runden, flachen Ausschnitt. Es würde bis zum Bauch der Statue reichen, wo beidseitig ein schräger Schlitz sitzt, was zu einem zentralen Spitz führt und zwei seitlichen Schößchen. Das Oberteil ist am vorderen Ausschnitt mit einer Goldposamentenborte verziert, die gleiche Borte verziert das Oberteil v-förmig. Das hinten offene, rückwärtige Teil besteht aus zwei Teilen und setzt auch an den Schultern an, wobei die linke Seite aus Stoffstücken zusammengesetzt ist. Die rückwärtigen Teile haben einen runden Halsausschnitt und zwei gerade Kanten, die beidseitig mit je 11 versäuberten Schnürlöchern versehen sind. Die Löcher sind jeweils mit der Farbe vernäht, die im Oberstoff an dieser Stelle vorkommen würde. Seitlich sind die rückwärtigen Teile bis zur Taille der Statue zusammengenäht und laufen frei weiter bis zur Hüfte. Die Ärmel sind zweiteilig, Oberärmel und Unterärmel, sind enganliegend, in Form geschnitten und formen eine Kurve am Ellenbogen. Die Ärmel setzen flach am Armausschnitt an und reichen bis zu den Fingern, wobei sie beidseitig durch einen 8 cm breiten, gemusterten Gros de Tours-Stoff mit broschierten dunkelroten, grünen, rosa, hellrosanen, pink und Silberlamée-Blumen verlänget wurden. Die neuen unteren Kanten wurden mit einer geklöppelten, goldenen und gelben Metallseidenspitze verziert. Am Innensaum sind beidseitig je vier versäuberte Schnürlöcher, wobei je zwei am angesetzten Stoff sind und zwei im Silberlamée. Sie wurden mit demselben indigogefärbten Leinenstoff gefüttert wie das Oberteil.

Sammlung

Sammlung Lillian Williams

Systematik

Kleidung [Bekleidung, Kostüm] - Kleid - Kleidoberteil

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